
Unser dritter Trip auf den Balkan führte uns – quasi als Hochzeitsreise – im September 2015 in den äußersten Süden Kroatiens. Genauer gesagt auf die Insel Mljet. Das Eiland erhebt neben Malta und Kefalonia Anspruch darauf, die Insel „Melite“ zu sein, wo der Apostel Paulus Schiffbruch erlitt. Außerdem wird sie als „Odysseus-Insel“ bezeichnet. In ihrer Geschichte wechselte Mljet häufig den Besitzer und gehörte mal den Byzantinern, mal den Illyrern oder den Benediktinern, den Narentanern, verschiedenen umliegenden Provinzfürsten und auch Napoleon. Heute ist sie der Gespanschaft Neretva-Dubrovnik angeschlossen.
Mljet ist der perfekte Ort für Ruhesuchende
Mit einem Anteil von etwa 90 Prozent ist Mljet eine der bewaldetsten, grünsten Inseln im Mittelmeer. Und eine der ruhigsten noch dazu: Auf 100 m² leben lediglich 1088 Einwohner. Bereits 1910 wurde ein großer Teil zum Naturschutzgebiet erklärt, 1958 ein Nationalpark errichtet. Ein interessantes Phänomen sind die beiden Seen (ca. 170 ha) im nördlichen Teil von Mljet samt der Klosterinsel inmitten des großen Sees. Hier wurde im 11. Jahrhundert ein Benediktinerkloster erbaut. Auch wenn Dugi Otok über ganz ähnliche Seen verfügt, waren diese hier etwas imposanter. Doch dazu später mehr…
Die Lunge macht Ärger

Nun aber genug der harten Fakten: Wir erlebten einige recht ruhige Tage in der paradiesischen Inselwelt, wobei die Betten in unserer Unterkunft unsere Rückenwirbel doch deutlich durcheinanderwirbelten. Außerdem erlitt Boris am dritten Tag einen Lungenkollaps, schleppte sich – Schmerzen und Luftnot auf einen ausgerenkten Brustwirbel schiebend – damit durch den Urlaub und konnte das Ganze deshalb leider nur eingeschränkt genießen. Und das ausgerechnet in unseren Flitterwochen! Denn wir hatten uns erst einige Wochen zuvor als „Ja-Sager“ hervorgetan. Im Nachhinein erfuhren wir, dass so ein Spontanpneumothorax durchaus lebensgefährlich werden und wiederholt auftreten kann – was es auch tat. Aber das ist eine andere Geschichte…

Dennoch machten wir das Beste daraus. Mit vielen Pausen meisterten wir sowohl den Ab- und Aufstieg zur Odysseus-Grotte, die Wanderung auf den aussichtsreichen Berg Montokuc und einen Tag in Dubrovnik (die vielleicht schönste Stadt Europas!!!) mit dem Besuch zahlreicher „Game of Thrones“-Drehorte. Dort waren vielerorts noch die Spuren vom Balkankrieg in den 1990er Jahren zu erkennen. Trotz allem mussten wir den Urlaub nach zwölf Tagen vorzeitig abbrechen. Deshalb bleiben die Flitterwochen in zwiespältiger Erinnerung.

Die Sandstrände von Saplunara

Unsere Unterkunft lag in Saplunara, von wo aus die beiden einzigen Sandstrände der Insel fußläufig zu erreichen sind. Dass es überhaupt Sandstrände gibt, ist für Kroatien schon eine Besonderheit. Dass es gleich zwei in einem Ort sind, dürfte wohl einzigartig sein. Und dass diese nicht total überlaufen sind, ist ein weiterer Pluspunkt.
Der Mala Saplunara liegt mitten im Ort und verfügt über ein angrenzendes Restaurant, während sich die halbmondförmige Bucht Blace ein wenig außerhalb befindet und über keinerlei Gastronomie verfügt. Hier waren wir fast für uns alleine. Der einzige Nachteil an dem Strand war, dass man kaum ans Schwimmen kam, weil das Wasser extrem flach ist. Zum Schnorcheln oder für einen Ausflug mit Kindern ist es allerdings optimal.




Speisen wie Luka Modric und die Olsen-Twins
Im Ort Saplunara spürt man nicht viel vom Trubel im Nationalpark, der auf der anderen Seite von Mljet liegt. Denn dort treiben sich auch Ende September/Anfang Oktober noch zahlreiche Tagesgäste herum. Wenn ihr hungrig werdet, können wir euch die Konoba Stermasi oberhalb vom Ort ans Herz legen. Dort gibt es frischen Fisch und Wildfleisch aus eigenem Fang und auch Brote, Oliven, Weine usw. werden selbst hergestellt. Ein Gedicht! Was auch bekannte Persönlichkeiten zu würdigen wissen: An der Wand hängen Fotos von u.a. Luka Modric (Real Madrid), dem kroatischen Staatspräsidenten und einigen Hollywood-Schauspielern wie den Olsen-Twins. Sie alle wussten das fantastische (und nicht überteuerte) Essen sowie die tolle Aussicht offensichtlich ebenso zu schätzen wie wir.

Zu Besuch in der Odysseus Grotte

Sehenswert ist auch die Odysseus-Grotte bei Babino Polje. Hier soll Odysseus nach seinem Schiffbruch untergekommen sein, bevor er den Reizen der Nymphe Kalypso erlag. So zumindest lautet die Legende! Diesen wunderschönen Ort kann man durch eine nicht allzu anstrengende Wanderung erreichen. Im Ort Babino Polje zweigt nahe der Post ein Makadampfad ab, dem man gut 3 km folgen muss. An diversen Kreuzungen ist die Odysejeva Spilja ausgeschildert. Für uns war es natürlich ungleich anstrengender. Eine (hin und zurück) 6 km lange Wanderung mit ordentlichen Steigungsstücken mit nur einem Lungenflügel ist kein Spaß – soviel steht mal fest!

An der Höhle selbst werdet ihr zunächst aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Ihr seht eine ovale Grotte, deren Boden voll und ganz mit Wasser bedeckt ist. Vom Festland aus ist sie über steile Stufen erreichbar – worauf wir leider aufgrund von Boris‘ konditioneller Situation verzichten mussten. „Nur gucken, nicht anfassen“, war das Motto. So schauten wir den Klippenspringern bei ihrem Treiben zu. Diese Verrückten sprangen tatsächlich von den mehr als zehn Meter hohen Felsen ins Wasser! Danach machten wir uns auf den Rückweg, wobei wir lediglich einigen Eidechsen begegneten. Bei diesen heißen Temperaturen war jedenfalls kein anderer Wanderer unterwegs. Womit wir perfekt zum nächsten Punkt übergeleitet hätten…
Die Mungos von Mljet

Artenreich – und mit einer großen Besonderheit ausgestattet – ist die Tierwelt: Weil der aus Indien eingeführte Mungo die gesamte (ehemals große) Giftschlangen-Population ausgerottet hat, konnten sich andere Arten ausbreiten. So gibt es neben einigen ungiftigen Schlangen zahlreiche Eidechsen-Arten, Gemsen, Hirsche, Hasen, Rebhühner, Murmeltiere, Schlangenadler, Wildschweine, Uhus und einige wenige Mönchsrobben.
Bezaubernde Seen im Nationalpark von Mljet

Nun kommen wir zur größten Attraktion Mljets: dem Nationalpark. Hierher kommen täglich mehrere hundert Gäste – und das ist auch gerechtfertigt! Das Gebiet liegt im Nordwesten von Mljet und erstreckt sich über mehr als fünf Hektar und wurde bereits vor 1960 zum Nationalpark deklariert. Über die Ortschaft Pomena ist das Schutzgebiet sehr gut mit den Häfen in Korcula, Hvar, Split und Dubrovnik vernetzt. Anschließend gilt es, auf dem Weg in den Nationalpark eine Engstelle zu passieren, für die der Begriff Nadelöhr erfunden wurde. Ein Foto von dem Tor auf der Inselhauptstraße (!) findet ihr weiter unten.
An Unternehmungen stehen neben dem Wandern auch Schwimmen, Schnorcheln und Sonnenbaden hoch im Kurs. Keinesfalls verpassen solltet ihr den Aussichtspunkt auf dem Berg Montokuc, von dem ihr einen herrlichen Blick über die beiden Seen und weite Teile der Küste Mljets genießen könnt. Auch der Peljesac-Kanal und die südliche Adria liegen euch zu Füßen. Dafür müsst ihr zwar einige Kilometer laufen, aber wenn Boris das mit einem Lungenflügel geschafft hat, kriegt ihr das mit zwei allemal hin.
Sehenswert ist auch das uralte Benediktinerkloster aus dem 11. Jahrhundert. Es liegt mitten im größeren der beiden Seen auf einer kleinen Insel und versprüht einen gewissen „Game of Thrones“-Charme. Ihr kommt mit einem Ausflugsboot dorthin, welches regelmäßig und zu verträglichen Preisen verkehrt.
Zum Thema Preise: Der Eintritt in den Nationalpark kostet pro Tag und Person 12 Euro. Wollt ihr euch von einem Reiseführer zwei Stunden lang durch das Areal begleiten lassen, zahlt ihr etwas über 50 Euro. In dem Areal findet ihr sechs Restaurants. Wir haben ein sehr leckeres Barbecue in der Konoba Melita gegessen.


Auf den Spuren der Tagaryens in Dubrovnik

Einer der Haupt-Drehorte für die Erfolgsserie Game of Thrones ist Dubrovnik. Während für die Szenen in den Nordlanden mehrheitlich in Irland gedreht wird, reist das Team für die Handlungen rund um Königsmund an die Adria. Das wird inzwischen auch von den örtlichen Tourismusbehörden ausgeschlachtet. So gibt es zahlreiche Game of Thrones Touren in der Altstadt von Dubrovnik. Ihr könnt allerdings auch auf eigene Faust losziehen, so wie wir es gemacht haben. Infos zu den einzelnen Drehorten von Game of Thrones in Dubrovnik findet ihr unter dem Link.

Aber auch für Nicht-GoT-Fans ist die Stadt an der Adria definitiv eine Reise wert. Wir würden sogar sagen, dass es sich um die schönste Altstadt Europas handelt. Und das will was heißen, denn inzwischen haben wir viele Metropolen wie London, Rom und Paris gesehen. Allein die Lage an der Adria macht Dubrovnik zu einem Juwel. Hinzu kommen die alten Festungsanlagen, die Festungsmauer, welche die gesamte Altstadt umgibt und die einheitliche Optik der Häuser im mediterranen Baustil. Wir wollen gar nicht zu viel erzählen, sondern die folgenden Bilder für sich sprechen lassen.
Ein Hinweis noch: Für die anderthalbstündige Fahrt von Sobra nach Dubrovnik zahlt ihr 7,40 €. Nehmt am besten gleich die erste Tour gegen 6 Uhr, damit ihr vor den Kreuzfahrtschiffen eintrefft. So könnt ihr Dubrovnik noch weitgehend einsam erleben. Ab 10 Uhr geht es hier zu wie auf dem Rummelplatz.
Die Anreise

Von Siegen nach Prapratno auf der Halbinsel Peljesac benötigt man rund 17 Stunden. Auf der Hintour haben wir einen Zwischenstopp nahe Zagreb eingelegt, was sehr entspannt war. Auf der Rückreise sind wir durchgefahren, was schon grenzwertig war.
Ab Prapratno geht es dann mit der Fähre weiter nach Sobra auf der Insel Mljet. Für ein Auto mit zwei Insassen bezahlt ihr aktuell 26,95 €. In der Hauptsaison verkehrt die Fähre fünfmal zwischen 6 und 20.30 Uhr. Detaillierte Informationen zum Fährplan und den jeweiligen Kosten findet ihr hier auf der Seite des Betreibers Jadrolinja.

Die Kosten
Wir haben für die komplette Reise rund 1.750 Euro bezahlt. Die Unterkunft kostete für zwei Wochen etwa 700 Euro. Hinzu kamen Maut und Sprit für insgesamt rund 500 Euro. Die beiden Fähr-Überfahrten nach Mljet schlugen mit knapp 55 Euro zu Buche. Der Trip nach Dubrovnik hat uns alles in allem 100 Euro gekostet. Die restlichen Kosten kamen durch den Eintritt in den Nationalpark sowie Restaurantbesuche und den Kauf von Lebensmitteln zustande – wobei man sagen muss, dass wir bereits eine Menge Essen und Getränke von Deutschland mitgenommen haben. Abschließend gibt es noch ein paar Motive, die uns während mehrerer Fahrten über die Insel vor die Füße gefallen sind.