
Gleich am Tag nach der Wanderung zum Preikestolen nahmen wir uns im August 2016 das Kjeragmassiv vor. Dieser Hike ist schon deutlich anspruchsvoller als der Aufstieg zum Preikestolen. Am Ausgangspunkt des Trails wird mit Schildern ausdrücklich davor gewarnt, als kranker Mensch oder bei nasser Witterung den Aufstieg anzugehen. Und das nicht ohne Grund!

Über nackte Felsen steil bergauf
Denn es geht im Grunde die ganze Zeit über schroffe Felsen bergauf und bergab. Oftmals hangelt man sich an Ketten entlang oder klettert mit Hilfe von Händen und Füßen. Vor allem mir als einem unter Höhenangst leidenden Menschen machte die Tour manches mal zu schaffen. Aber am Ende überwand ich aber meine Ängste und stand ganz oben auf dem Kjeragmassiv. Das sollte mir später noch zugute kommen, etwa im Yosemite Nationalpark in den Vereinigten Staaten oder auf der Kuppel des Petersdoms in der Vatikanstadt.
Die ultimative Mutprobe: der Kjeragbolten

Der höchste Punkt des Plateaus liegt auf etwa 1.020 m – was noch einmal höher wirkt als beispielsweise in den Alpen, weil die Berge hier ja unmittelbar ins Meer abfallen, also auf Nullhöhe. Im westlichen Teil des Plateaus liegt der Kjeragbolten, ein ca. 5 m³ großer Felsbrocken, der in einer Felsspalte 1000 m über dem Lysefjord eingeklemmt ist.
Hier gönnen sich viele Wanderer die Mutprobe, den kleinen Sprung auf den Monolithen zu wagen, unter dem 1000 m lang genau nichts kommt. Es geht wirklich absolut senkrecht hinab – ohne irgendwelche Kanten oder Absätze. Wahnsinn! Ich sparte mir diesen letzten Schritt, mein Herr Bruder nicht.
Start und Ziel an einer Berghütte am Ende des Fjords
Der Wanderweg zum Kjerag beginnt an einer Berghütte, die spektakulär 640 m über dem Ort Lysebotn ganz am Ende des Fjords liegt. Dem Restaurant am so genannten Öygardsstolen sollte man zwingend einen Besuch abstatten. Allein schon, weil es dort eine tolle Aussichtsplattform mit beeindruckenden Ausblicken gibt. Außerdem tut eine kalte Coke durchaus gut nach dem Abschluss der Wanderung.
Eine gute Fitness ist gefordert
Von dort führt der Weg in rund drei Stunden durch unwegsames Gelände zum Kjeragbolten. Neben dem eigentlichen Anstieg mit seinen 380 Höhenmetern sind zwei Berge und zwei sumpfige Täler zu überwinden. Man sollte also gut sechs bis sieben Stunden für die Hin- und Rücktour einplanen – und sich je nach Fitnessstand am nächsten Tag nichts vornehmen. Muskelkater lässt grüßen! Gelohnt hat es sich trotzdem. Auch gut zwei Jahre später ist mir dieser Hike noch in überaus positiver Erinnerung. Ebenso wie die Begebenheit, als wir den Weg verließen und einfach geradeaus über die nackten Felsen auf dem Plateau liefen. Irgendwann drehten wir uns um und stellten fest, dass uns eine ganze Schar Asiaten hinterher trappelte. Echte Herdentiere…


Sehr schöner Bericht! Ich hab es damals nur auf den Preikestolen geschafft, beim nächsten Mal kommt auf jeden Fall Kjerag oder Trolltunga auf die Liste.
Grüße
Christian
http://www.aconcagua.de
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