Nach der ellenlangen Autofahrt am Vortag waren wir heilfroh, dass wir an diesem Morgen nicht allzu weit fahren mussten. Und so ließen wir es etwas zu locker angehen – und verschliefen. Das sollte sich rächen, denn der Zion Nationalpark bietet kaum Parkmöglichkeiten, so dass wir einen halben Tag verschwendeten. Aber der Reihe nach…
Wunderschöne Landschaft
Gegen 9 Uhr brachen wir in Panguitch auf und nahmen die einstündige Fahrt zum Eingang des Zion Nationalparks in Angriff. Landschaftlich sollte dies eines der absoluten Highlights im Südwesten der USA werden. Denn nachdem wir tagelang jede Menge rote Felsen gesehen hatten, mischten sich auf dem Canyon Scenic Drive (SR9) nun auch andere Farben in das Bild. Zwar ragen auch rund um den Zion Nationalpark hohe rote Felsen zu beiden Seiten der Straße auf, aber es ist – anders als am Horseshoe Bend, dem Antelope Canyon oder dem Arches Nationalpark – auch viel grün zu sehen.
Gigantische Aussicht am Canyon Overlook
Dank unseres Nationalpark-Jahres-Passes durften wir recht zügig in den Park hineinfahren. Nach etwa 2,5 Kilometern gibt es (von Osten kommend) am rechten Straßenrand einige wenige Parkbuchten. Hier hatten wir das Glück, einen Stellplatz zu ergattern und nahmen den Canyon Overlook Trail unter die Füße. Der nur rund einen Kilometer kurze Wanderweg beginnt direkt an dem langen Tunnel. Zunächst geht es auf Treppen sowie unbefestigten Pfaden ein gutes Stück aufwärts. Über Holzplanken marschiert ihr anschließend unter einer sehenswerten Slickrock-Felswand hindurch und gelangt bald ans Ziel: den Rand des Pine Creek Canyons. Von hier habt ihr einen sagenhaften Ausblick über den gesamten Canyon. Für uns war es mit der spektakulärste Viewpoint der gesamten Reise.

Kein Parkplatz mehr zu bekommen
Nachdem wir die Speicherkarte mit Fotos gefüllt hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Als nächstes wollten wir uns den Canyon dort unten genauer anschauen. Das war uns allerdings nicht vergönnt: Selbst im benachbarten Springdale war nicht ein einziger Parkplatz frei. So beschlossen wir frustriert, stattdessen zum Kolob Canyon zu fahren. Doch auch daraus sollte nichts werden! Das heißt: Die einstündige Fahrt dorthin funktionierte. Nur war leider die Zufahrt zu dem Areal wegen Renaturierung gesperrt. Das hätte man natürlich auch mal in der Park-Broschüre erwähnen können, die wir eben erst erhalten hatten…

Gute Tipps vom Foto-Kellner
Nach so viel Misserfolg waren wir ein wenig angefressen und hatten inzwischen auch Hunger! Also suchten wir via Internet nach einem Restaurant – und wurden in einem Texas-BBQ-Schuppen in St. George fündig. Dies sollte sich als Glücksgriff erweisen: Nicht nur, dass man hier in coolem Ambiente gut und recht günstig (40 $) essen konnte. Der Kellner Ty war auch noch ein semi-professioneller Fotograf, der uns allerhand Tipps gab. So berichtete er uns von einer versteckten Stelle, an der sich natürliche Pools gebildet haben. Auch meinte er, ab 17 Uhr würde es im Zion zusehends leer. Dann wäre es erst richtig schön. Gleiches berichtete uns der Hotelmanager im Super 8 Motel in Hurricane, wo wir eincheckten. Man müsse entweder vor 9 Uhr oder nach 16 Uhr in den Nationalpark fahren. Zwischendrin sei kaum ein Platz zu bekommen.

Nichts mehr los im Zion Nationalpark
Gesagt, getan. Wir machten uns also wieder auf den Weg zum Zion Nationalpark – und tatsächlich: Als wir um kurz vor 17 Uhr ankamen, war kaum noch etwas los. Wir konnten bis zu der Stelle durchfahren, wo der (kostenlose) Shuttle-Bus übernimmt. Wie ihr vielleicht schon gelesen habt, darf man zwischen Frühjahr und Herbst nicht mit dem eigenen Auto in den Park hineinfahren. Stattdessen verkehrt ein Shuttle-Bus zwischen Springdale und den Narrows am Ende des Canyons. Es gibt mehrere Haltepunkte, an denen Attraktionen und/oder Wanderungen auf euch warten.

Die geheimen Pools
Bevor wir allerdings zu den offiziellen Sehenswürdigkeiten des Zion Nationalparks fuhren, folgten wir dem Geheimtipp von Ty. Wenn ihr der Straße von der Abzweigung der Shuttle-Linie (kurz vor Canyon Junction) mit dem Auto in Richtung Ostausgang folgt, gelangt ihr nach einigen Höhenmetern in einer scharfen Linkskurve zu einer Parkbucht. Sie liegt etwa auf halber Höhe zwischen Talsohle und Spitze des Canyons. Dort stellt ihr euer Auto ab und klettert über die Leitplanke.
Achtung: Hierbei handelt es sich nicht um einen offiziellen Weg. Es handelt sich noch nicht einmal um irgendeinen Weg. Wir kraxelten durch dichtes Gestrüpp, zwängten uns unter Felsen hindurch und stießen uns mehr als einmal den Kopf schmerzhaft an. Dabei achteten wir immer darauf, fest aufzutreten, denn hier leben Klapperschlangen (und Pumas). Beide wollten wir nicht überraschen und zu unüberlegten Handlungen anstiften. Irgendwann glaubten wir schon, der Typ hätte uns verarschen wollen. Doch dann hörten wir leise das Rauschen von Wasser.
Bald gelangten wir an einen kleinen Bach, dessen Lauf wir ein Stück folgten. Und tatsächlich: Hier waren besagte Pools, in denen wir teilweise sogar hätten schwimmen können, wenn wir denn Badeklamotten dabei gehabt hätten. Es war nicht so spektakulär wie die Fairy Pools auf der Isle of Skye, aber durchaus schön und idyllisch. Und wir waren ganz alleine – abseits der Touristenpfade, so wie wir es mögen.
Malerischer Riverside Walk
Nun mussten wir uns aber sputen, um noch ein bisschen was vom Canyon zu sehen. Flugs ging es zurück und ab in den Shuttle-Bus, mit dem wir bis ganz zum Ende des Tals durchfuhren. An der letzten Haltestelle zweigt der Riverside Walk ab, dem wir für etwa zwei Kilometer folgten. Es war ein sehr schöner Spaziergang – und gerne wären wir noch länger geblieben. Allerdings fährt der letzte Bus um kurz vor 21 Uhr zurück und wir hatten wenig Lust, die vielen Kilometer bis zum Auto zu Fuß zu laufen.
Der Busfahrer war extrem nett und man merkte, dass er in seinem Job aufgeht. Als wir ihm erzählten, dass wir drei Wochen im gesamten Südwesten herumreisen und der Zion zu unseren absoluten Favoriten zählt, merkte man, dass er sehr glücklich darüber war. Er meinte, beim nächsten Mal müssten wir deutlich länger bleiben und in die Narrows laufen sowie den Angels Landing Trail ausprobieren. Für kürzere Aufenthalte empfahl er die Emerald Pools. Wir pflichteten ihm bei – und das aus vollem Herzen. Denn der Zion Nationalpark ist wirklich schön. Es tat uns sehr, sehr leid, dass wir keinen zweiten Tag hier verbringen konnten. Gegen 21.30 Uhr waren wir schließlich zurück im Hotel – hoffend, ein wenig von der Ruhe, die uns erfüllte, mit ins quirlige Las Vegas nehmen zu können.

