
Nachdem die erste Woche überwiegend von Städten wie San Francisco und Los Angeles geprägt war, ging es nun endlich in die Natur. Sogar ein bisschen Einsamkeit fanden wir, als wir uns im Joshua Tree Nationalpark ein wenig von den abgetretenen Pfaden entfernten. Zunächst aber fuhren wir bei Dauerregen über zehnspurige Highways und Interstates aus Los Angeles heraus. Was sich zog. Ich schätze, wir waren zwei Stunden unterwegs, bis wir endlich die letzten Vororte hinter uns hatten – und prompt waren wir in einer anderen Welt. War ich zuvor noch skeptisch wegen des Wetters und befürchtete nach zwei durchwachsenen Tagen, dass uns der Regen selbst in die Wüste folgen würde, so riss es nach San Bernardino plötzlich auf und die Sonne brannte auf uns herab.
Wohnen wie einst U2

Einem Hinweis aus dem Internet folgend, nahmen wir nicht den eigentlich näheren West-Eingang, der wohl teils recht überbevölkert ist (Warteschlangen inklusive), sondern den Nord-Eingang direkt in Twentynine Palms, wo sich ohnehin unser Motel befand. Im Harmony Motel (91 $) waren einst sogar die Mitglieder von U2 abgestiegen, als sie ihr „Joshua Tree“-Album schufen. Inzwischen versprüht die Unterkunft zwar immer noch einen gewissen Charme, ist aber auch an der ein oder anderen Stelle renovierungsbedürftig. Besonders die Matratze war – wenigstens in unserem Zimmer – nicht so toll und zog zwei Tage Rückenschmerzen nach sich. Ansonsten punktete das Motel aber mit einer netten Empfangsdame und einer schönen Aussicht über die Stadt.
Wandern im Joshua Tree Nationalpark
Bevor wir aber Bekanntschaft mit der Matratze des Grauens machten, unternahmen wir einige Wanderungen in dem oft zu Unrecht unterschätzten Nationalpark. Hauptattraktion sind die Joshua Trees, eine besondere Art von Yuccabäumen, die es nur hier gibt. Aber auch darüber hinaus punktet der Landstrich mit einer zwar kargen, aber doch schönen Landschaft und zahlreichen gelb und lila blühenden Kakteen.

Barker Dam Trail vermittelt guten Überblick

Zunächst versuchten wir uns am „Barker Dam Trail„, der zu einem kleinen See führen sollte. Leider verliefen wir uns aber ein wenig, bis wir unsere Handy-App „maps.me“ zu Rate zogen. Lustig war, dass uns ein ganzer Haufen Wanderer blind gefolgt war und nun ebenfalls zwei Extra-Kilometer durch die Wüste flanieren musste. Aber das hatte ich ja bereits zwei Jahre zuvor auf dem Kjerag in Norwegen erlebt. Schließlich sollte sich herausstellen, dass der See nahezu ausgetrocknet und darüber hinaus auch nicht besonders ansehnlich war. Um einen Überblick über die Natur des Parks zu bekommen, bot sich der kleine Rundweg aber doch an.

Relikte aus der Goldgräberzeit
Es folgte der „Wall Street Mill Trail„, der am gleichen Parkplatz abzweigt und ein klein wenig länger ist. Daher trafen wir hier deutlich weniger Menschen, je weiter wir kamen. Unterwegs stößt man auf Relikte aus der Goldgräberzeit. Ein altes Auto, ein Windrad, ein Wasserturm und schließlich eine vor langer Zeit stillgelegte Mine erinnern daran, dass in dieser kargen Gegend vor einigen Jahrzehnten tatsächlich noch Menschen lebten. Auch wenn wir weder Skorpion noch Klapperschlange sahen, merkten wir, dass die Wüste lebt: Kaninchen, Echsen und allerlei Nagetiere kreuzten unseren Weg.


Ausblick vom Key’s View bis nach Palm Springs
Als letztes steuerten wir den „Key’s View“ an. Hier kann man bei klarer Sicht bis nach Palm Springs schauen. Wir fanden es jetzt nicht so spektakulär. Da aber der Weg dorthin nicht weit ist (und keine Wanderung unternommen werden muss) kann man das ruhig mitnehmen.

Texas BBQ in Twentynine Palms
Danach zwangen uns die leeren Mägen und die sengende Hitze zu einer Pause. Denn auch wenn es nur 33 Grad waren – es gab keinerlei Schutz vor der Sonne, so dass es mit der Zeit echt anstrengend wird, sich hier zu bewegen. Auf jeden Fall sollte man mindestens drei Liter Wasser pro Person dabei haben. Jedenfalls fuhren wir einstweilen nach Twentynine Palms zurück und suchten ein passendes Restaurant. Fündig wurden wir mit dem „The Rip Co„, wo wir für nur 43 $ eines der besten Essen unserer Reise zu uns nahmen. Ich habe Texas BBQ lieben gelernt, Sara kannte es ja schon aus Dallas.
Joshua Trees im Sonnenuntergang fotografieren
Weil wir bei der Einfahrt in den Park den Annual Nationalpark Pass für 80 $ erworben hatten, konnten wir so oft wir wollten rein und raus fahren. Das nutzten wir dann auch, um ein paar Sonnenuntergangsfotos zu machen. Und es lohnte sich! Obwohl vor allem ich zunächst enttäuscht war, dass der in der Park-Zeitschrift vorgeschlagene Ort (Kakteengarten) in einer tiefen Senke lag und damit so überhaupt nicht als Sonnenuntergangs-Location geeignet war. Immerhin schafften wir es trotz schleichender Asiaten rechtzeitig zur blauen Stunde wieder oben zu sein und noch ein paar nette Bilder von Joshua-Trees am Abend zu machen.

Schlaflos in der Wüste
Müde, aber ohne den befürchteten Sonnenbrand ging es danach ins Bett. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt schon gewusst, dass ich vor der zweitlängsten Fahrstrecke der Reise nur zwei Stunden schlafen würde – ich wäre wohl nochmal in den Park gefahren, um ein paar Sternenfotos zu machen. So aber wälzte ich mich voller Vorfreude auf den Grand Canyon im Bett umher. Und realisierte, dass bereits ein Drittel des Roadtrips vorbei war, kaum dass er richtig angefangen hatte. Mehr Infos zu unserem USA-Roadtrip gibt es hier.
Ein Kommentar zu „Ab in die Wüste“