Schluchten, Strände und schroffe Klippen

Wenn ihr schon immer einen Urlaub auf einer Insel mit maximal vielen Kreisverkehren und Haarnadelkurven verbringen wolltet und ihr drauf steht, dass euch als Beifahrer speiübel wird, dann sei euch die Baleareninsel Mallorca wärmstens empfohlen. Nein, Spaß beiseite: Obwohl in diesen einleitenden Wörtern mehr als ein Körnchen Wahrheit steckt, hat Mallorca viel zu bieten.

Tramuntana Gebirge
Eng und kurvenreich windet sich die Straße durch das mallorquinische Tramuntana-Gebirge.

Ruhe und Natur pur

Euch erwartet auf „Malle“ deutlich mehr als El Arenal und der Ballermann. Abseits der Hauptstadt verzückt Mallorca mit einer wunderbaren Landschaft und – zumindest im Januar/Februar – mit viel Ruhe. Aber auch Aktivurlauber sind in der Vorsaison auf der größten Baleareninsel gut aufgehoben. Besonders Radsportler und Triathleten kommen hier aufgrund der nahezu perfekten Trainingsbedingungen auf ihre Kosten. Das sieht man deutlich an der großen Anzahl der Fahrradfahrer im Osten der Insel sowie im westlichen Tramuntana-Gebirge. Naturliebhaber können den Winterblues beim Anblick der wunderschön blühenden Mandelbäume ablegen.

Mandelblüte auf Mallorca
Ein längst vergessener Anblick für Wintermüde: blühende Pflanzen. Bereits Ende Januar ist die Mandelblüte auf Mallorca in vollem Gange.

Die Temperaturen bewegten sich zu unserer Reisezeit Ende Januar/Anfang Februar bei 10-15 Grad und vielen sonnigen Abschnitten, aber auch einem heftigen Sturm mit gewaltigen Niederschlägen. Damit ist Mallorca ein tolles Reiseziel, um für ein langes Wochenende dem kalten, grauen deutschen Winter zu entkommen.

Die Kosten

Wir flogen für nur 27 Euro pro Person mit Ryanair von Dortmund nach Palma de Mallorca. Hinzu kamen ein paar Euro für die Sitzplatz-Reservierung sowie einen Aufgabe-Koffer. Insgesamt landeten wir zu zweit bei 91 € für den Hin- und Rückflug. Die Abflugzeiten waren perfekt: Mittwochs ging es nach der Arbeit gegen 19.30 Uhr los, am Samstag gegen 12 Uhr hob der Flieger in Palma ab, so dass zwei volle Tage zur Verfügung standen. Für den Parkplatz am Dortmunder Flughafen hatten wir 21 € zu berappen.

Die Unterkunft buchten wir separat über Holidaycheck. Wir hatten noch einen Gutschein übrig, so dass wir für drei Übernachtungen 162 € in Vollpension für das sehr gute 4-Sterne-Hotel THB Felip in Porto Cristo bezahlten. Das Haus liegt direkt am Strand der Kleinstadt und sowohl das Zimmer als auch das Essen waren top!

Son Marroig auf Mallorca
Um zu den schroffen Klippen an der Westküste Mallorcas zu gelangen, benötigt ihr zwingend einen Mietwagen.

Neben Flug und Hotel braucht ihr unbedingt einen Mietwagen. Diese sind auf Mallorca allerdings nicht sonderlich teuer! Wir bezahlten 46 € für einen nagelneuen Renault Clio mit Navi und hätten zum gleichen Preis auch einen Seat Ibiza bekommen können.
An Kosten fielen darüber hinaus 10 € für Getränke im Hotel, 31 € Eintritt für die Drachenhöhle, 8 € für Son Marroig sowie 16 € für ein Essen bei KFC in El Arenal und 8 € für ein Eis in Valldemossa. Macht unter dem Strich 393 € für die komplette Reise – also weniger als 200 € pro Person.

Nun aber hinein in den Bericht, der euch zu folgenden Orten führt:

  • Platja de Muro
  • Cap de Formentor
  • Torrent de Pareis
  • Coves del Drac
  • Santuari de Sant Salvador
  • El Arenal
  • Son Marroig
  • Valldemossa
  • Die Mandelblüte
  • Strand Es Trenc 

     

Nachdem wir kurz die Wetterlage gecheckt hatten, kamen wir zu dem Ergebnis, am ersten Tag in Richtung Nordwesten zu fahren. Denn heute sollte es etwas beständiger werden. Tags darauf wollten wir dann nach der Besichtigung der Drachenhöhle in Richtung Palma de Mallorca und weiter nach Valldemossa, was bei durchwachsenen Witterungsbedingungen besser möglich ist.

Karibik-Feeling an der Playa de Muro

Platja de Muro
Die Playa de Muro könnte genauso gut auf einer Karibik-Insel liegen.

Den ersten Halt legten wir an der Platja de Muro ein – nachdem wir eine ganze Weile unfreiwillig durch Cala Millor gecruist waren. Hier war eine Umgehungsstraße gesperrt, so dass wir in den engen Gassen nach einer Alternative suchen und das ständig zur Umkehr mahnende Navi ignorieren mussten. Irgendwann klappte es aber, dem Gewirr enger Straßen zu entkommen und gen Nordküste zu brausen. Knapp eine Stunde dauerte die 47 km lange Fahrt insgesamt.

Fürs Schwimmen war es Ende Januar noch zu kalt. Aber auch ein Spaziergang an Mallorcas Stränden macht Freude.
Fürs Schwimmen war es Ende Januar noch zu kalt. Aber auch ein Spaziergang an Mallorcas Stränden macht Freude. Der Platja de Muro ist der längste Strand der Insel.

Die Playa de Muro ist mit 5,5 km der längste Strand der Insel und liegt nördlich von Can Picafort. Der weiße Sandstrand verheißt in Verbindung mit der leichten Brandung und dem türkisblauen Wasser größte Badefreuden. Wir konnten leider nicht ins Nass hüpfen, weil es Ende Januar noch viel zu kalt war. So begnügten wir uns mit einem kurzen Spaziergang zu dem Steg, der schier endlos ins Meer hineinführt und ein tolles Fotomotiv abgibt.

Platja de Muro
Scheinbar endlos führt der Steg an der Playa de Muro ins Meer hinein.

Schroffe Klippen am Cap de Formentor

Von dort fuhren wir weiter zum Wahrzeichen der Insel, dem Cap Formentor. Die Distanz beträgt 32 km, wofür ihr allerdings aufgrund der engen Kurven eine Dreiviertelstunde einplanen solltet. Auf dem Weg befindet sich linker Hand (ziemlich genau zehn Kilometer vor dem eigentlichen Kap) der Aussichtspunkt Mirador Es Colomer. Er ist gut beschildert und bietet viele Parkmöglichkeiten.

Cap de Formentor
Der Blick vom Aussichtspunkt Mirador Es Colomer auf den Ort Port de Pallenca.
Eines der klassischen Mallorca-Fotomotive: Die markante Landzunge des Cap Formentor.
Eines der klassischen Mallorca-Fotomotive: die markante Landzunge des Cap Formentor.

Hier solltet ihr in jedem Fall anhalten, da ihr eine herausragende Rundum-Sicht genießen könnt. Hinter euch breitet sich die Ortschaft Port de Pallenca aus, nach links reicht der Blick weit über das offene Meer. Vor euch liegt die markante Felszunge des Cap Formentor, die ihr auf vielen Mallorca-Bildern seht, und auf der rechten Seite erblickt ihr den Wachturm Talaia d’Albercutx. Wir haben im Vorfeld gehört, dass sich die kurze Fahrt dort hinauf ebenfalls lohnen soll. Dennoch verzichteten wir darauf, weil wir vom heftigen Wind ordentlich durchgefroren waren und uns an diesem Tag außerdem noch einiges anschauen wollten.

Somit fuhren wir weiter zum Ende der Landzunge, dem eigentlichen Cap de Formentor und dem imposanten Leuchtturm. Die Überlegung, noch kurz am Cala Figuera, einer Bucht mit besonders türkisem Wasser, anzuhalten, verwarfen wir aufgrund des einsetzenden Nieselregens schnell wieder.

Der Canyon Torrent de Pareis

Stattdessen nahmen wir Kurs auf eines unserer persönlichen Mallorca-Highlights: den Torrent de Pareis. Diese malerische Schlucht liegt in den Tiefen des Tramuntana-Gebirges im Westen der Insel. Für die 63 km benötigt ihr mehr als anderthalb Stunden – und Reisetabletten! Denn die Fahrt geht über eine kurvenreiche Straße, wie wir sie noch nie erlebt haben. Dabei haben wir bereits die Strecke vom Kjerag hinunter nach Lysebotn zurückgelegt und waren am Glacier Point im Yosemite Valley. Doch das alles ist gar nichts gegen die (landschaftlich reizvolle) Durchquerung des Tramuntana-Gebirges.

Schon auf der Anfahrt sind ab Lluc tolle Ausblicke garantiert, während sich die schmale Straße durch das Gebirge windet. Außerdem könnt ihr – sofern ihr mehr Zeit zur Verfügung habt wie wir – auch noch das sehenswerte Kloster von Lluc besichtigen.

Tramuntana Gebirge
Schon die Anfahrt zum Torrent de Pareis durch das Tramuntana Gebirge ist reizvoll.
Torrent de Pareis
Über schmale Straßen und viele Haarnadelkurven geht es hinab in die Bucht Cala de sa Calobra.

In der Bucht namens Cala de sa Calobra angekommen, mussten wir zunächst eine Kleinigkeit im wunderschön gelegenen Restaurant essen. Dass dies kein ganz billiges Vergnügen ist, liegt an einem solchen Ort auf der Hand. So begnügten wir uns mit Brot, Oliven und Dip – wissend, dass im Hotel ein extrem leckeres und reichhaltiges Abendessen in Form eines Buffets auf uns warten würde.

Torrent de Pareis
Überrascht waren wir, in der Calobra-Bucht auf Mallorca eine „Lone Cypress“ zu sehen, die mit jener am 17-Mile-Drive in Kalifornien konkurrieren kann.

Danach ging es hinein in den beeindruckenden Canyon de la Calobra. Hier fließt einerseits der Torrent de Pareis in einen See, der nur wenige Schritte vom Mittelmeer entfernt liegt. Andererseits stehen die hoch aufragenden Felswände dicht beieinander und schaffen so einen spektakulären Talkessel, den man sonst eher aus dem Südwesten der Vereinigten Staaten kennt.

Torrent de Pareis
Der Torrent de Pareis ist ein malerisches Fleckchen Erde, das ihr auf einer Mallorca-Rundreise keinesfalls auslassen solltet.

Uns hat es hier sehr gut gefallen, so dass wir die Speicherkarte unserer Kameras ordentlich füllten. Obwohl das Fotografieren hier aufgrund der schwierigen Lichtsituation in den späten Nachmittagsstunden nicht gerade leicht fiel. Danach ging es zurück nach Porto Cristo. Zwei Stunden und 84 km betrug die Strecke.

Die Höhle des Drachen

Am zweiten Tag begrüßte uns Mallorca mit Regen – was uns aber zunächst nicht sonderlich schreckte. Wir wollten ja ohnehin als erstes in die Drachenhöhle begeben. Und laut Prognose sollte es ab 13 Uhr aufklaren. Nach einem ausgiebigen Frühstück brachen wir auf – wobei die Höhlen mit dem Auto binnen fünf Minuten zu erreichen waren. Die erste Führung beginnt um 10.45 Uhr, der Eintrittspreis beträgt 15,50 € pro Person.

Drachenhöhle auf Mallorca
Am Ausgang der Cuevas de Drac fühlten wir uns wie im Regenwald.
Drachenhöhle auf Mallorca
Über einige Treppen geht es hinab in die Höhle des Drachen.

Wir fühlten uns wie in den Minen von Moria beim Herrn der Ringe und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Coves des Drac ist wirklich gewaltig und immer wieder gibt es neue spektakuläre Gebilde zu sehen. Am Ende des knapp zwei Kilometer langen Weges gelangt ihr zum größten unterirdischen See Europas, wo euch ein Konzert der besonderen Art geboten wird. Auf Ruderbooten sitzend, spielen Musiker klassische Stücke.

Cuevas del Drac Mallorca
Eine imposante Höhle, in der wir uns bisweilen vorkamen wie in den Minen von Moria.

Während es in der Hochsaison hier extrem rummelig zugehen soll und teilweise mehrere tausend Besucher täglich durch die Höhle geschleust werden, hielt sich bei unserem Besuch der Andrang in Grenzen. Wir gingen gemeinsam mit etwa 20 anderen Personen unter Tage. Wichtig zu wissen ist auch, dass es in den Höhlen durchaus warm ist. Wir zogen die mitgebrachte Jacke jedenfalls schnell wieder aus!

Santuari de Sant Salvador

Von den Coves del Drac ging es zum etwas mehr als eine halbe Stunde entfernten Santuari de Sant Salvador. Dieser Aussichtspunkt war uns von Freunden und Bekannten sowie im Internet wiederholt ans Herz gelegt worden. Wenn man etwas sieht, ist er auch bestimmt toll. Als wir dort waren, regnete und stürmte es allerdings so heftig, dass wir wirklich Sorge hatten, vom Berg geweht zu werden. Außer uns war ein anderes Auto hier unterwegs – ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Besuch nicht sonderlich reizvoll werden würde. Und so war es auch – die Skulpturen und das Kloster an sich waren toll – nur die Ausblicke vom 500 Meter hohen Fels blieben uns leider komplett verwehrt. Also schnell wieder ins trockene, warme Auto…

Kurzer Abstecher nach El Arenal

Nach diesem Misserfolg zog es uns in das 45 Minuten entfernte Palma de Mallorca. Noch waren wir uns nicht sicher, ob wir die Stadt auch wirklich besichtigen wollen. Doch nicht zuletzt der Hunger trieb uns in diese Richtung, denn in der Nebensaison hatten viele Restaurants geschlossen. Also steuerten wir den nächstbesten KFC an. Dieser lag zufällig in El Arenal, am Rande der Strandpromenade, die landläufig als Ballermann bekannt ist. Besonders schön fanden wir es hier nicht. Also aßen wir nur schnell etwas, schlenderten eine Viertelstunde über die Promenade und machten uns wieder vom Acker.

Son Marroig

Son Marroig auf Mallorca
Das Anwesen Son Marroig ist einer der schönsten Orte auf Mallorca.

Da es langsam schöner wurde, entschieden wir uns dagegen, ins Stadtzentrum zu fahren, sondern schlugen den 45-minütigen Weg nach Son Marroig ein. Dieses Herrenhaus liegt an der Westküste zwischen Valldemossa und Sóller. Durch die prächtigen Gärten des Anwesens ist bereits Kaiserin Elisabeth (Sissi) flaniert. Und was für sie gut genug war, ist für uns erst recht gut genug. Die Bilder sprechen für sich… Der Eintritt zu einem der schönsten Flecken auf der Insel kostet übrigens nur vier Euro.

Valldemossa

Valldemossa auf Mallorca
Ein typisch mallorquinisches Bergdorf: Valldemossa wird im Sommer von tausenden Touristen heimgesucht. Ende Januar war es hier noch beinahe menschenleer.

Wenn man Mallorca gesehen haben will, darf eine Stippvisite in Valldemossa natürlich nicht fehlen. Das typisch mallorquinische Bergdorf liegt ohnehin auf dem Hin- und Rückweg von Son Marroig nach Palma. Also spazierten wir eine Stunde lang durch die malerischen Gassen und staunten über den liebevoll gepflegten Ort. Zwischendurch gönnten wir uns ein Eis. Wobei uns die Einwohner für etwas verrückt gehalten haben, denn es hatte lediglich 10 Grad.

Die Mandelblüte

Auf dem Weg von Palma nach Valldemossa habt ihr außerdem die Möglichkeit, schon Ende Januar die Mandelbäume in voller Blüte zu sehen. Das ist ein echter Farbrausch, wenn man aus Deutschland kommt, wo alles braun und grau ist und kaum etwas blüht. Nirgendwo auf der Insel gibt es eine bessere Gelegenheit, die blühenden Mandelbäume abzulichten. Plant also den ein oder anderen Halt ein!

Strand Es Trenc

Zum Abschluss wollten wir noch irgendwo einen malerischen Sonnenuntergang fotografieren. Eigentlich hatten wir uns dafür den Parc Natural de Mondragó ausgeguckt. Doch es zeichnete sich ab, dass wir es bis dahin nicht mehr schaffen würden. Selbst bis zur Ausweichmöglichkeit, dem eine Stunde entfernt gelegenen Strand Es Trenc, sollte es eng werden. Ein Wettrennen mit der sinkenden Sonne entspann sich!

Sonnenuntergang am Strand von Es Trenc
Wir entschieden das Wettrennen mit der Sonne für uns und kamen rechtzeitig in Es Trenc an.

Am Ende gewannen wir es ganz knapp – und die Ausweichmöglichkeit erwies sich als glänzende Wahl: tosende Brandung, Felsen, ein Bootshaus, ein Ruderboot – hier mangelte es nicht an Motiven. Dazu lieferte uns die sinkende Sonne tolle Farbspiele. Leider konnten wir nun nicht mehr auskundschaften, wo wir uns am besten positionieren, sondern mussten nehmen, was kommt. Aber so ganz übel ist es nicht geworden, oder? Wenn ihr auch zu diesem Ort wollt, steuert Ses Covetes im Süden der Insel an. Nach dem romantischen Sonnenuntergang machten wir uns in völliger Dunkelheit auf den einstündigen Weg zum Abendessen ins Hotel, ehe der Kurztrip am nächsten Morgen mit der Rückfahrt zum Flughafen endete.

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