Beeindruckend, urtümlich, einsam, unberührt, malerisch, vielseitig: Wer die Garden Route beschreiben möchte, findet mit Leichtigkeit zahlreiche schmeichelhafte Adjektive. Dabei wunderten wir uns stellenweise gerade zu Beginn, warum dieser Landstrich so hochgelobt wird. Denn sobald man sich von der Küste entfernt, sieht es gerade zu Beginn zwischen Port Elizabeth und Plettenberg Bay teilweise aus wie im Siegerland oder auf dem Westerwald: Landwirtschaft, Weiden, Hügel und Wälder kennen wir von zu Hause auch. Wann immer wir allerdings ans Meer kamen, waren wir vollkommen überwältigt von der Schönheit der Natur.
Nature’s Valley – wo der Name Programm ist

Mehr pure Naturschönheit geht nicht – und doch läuft Nature’s Valley irgendwie noch unter dem Radar. In Reiseführern und auf vielen Blogs sucht man diesen Namen vergeblich – zum Glück für uns! Denn das kleine Dorf war bei unserem Besuch im März wie ausgestorben. Nur zwei andere Autos standen auf dem Parkplatz nahe der Groot-River-Lagune, die hier in den Indischen Ozean mündet. Ganz nebenbei gibt es hier einen der schönsten Strände, die wir in Südafrika gesehen haben. Kilometerlang, menschenleer und feinsandig – genau so wünscht man sich das!
Noch besser für uns war die Tatsache, dass außer einem anderen Paar offenbar niemand etwas vom Pig’s Head gehört hatte. Dieser Felsen erhebt sich majestätisch über den Strand von Nature’s Valley. Er ist nach einem kurzen, aber steilen Fußmarsch zu erreichen und bietet wunderschöne Ausblicke über den Indischen Ozean. Hier endet übrigens auch der weltbekannte Otter Trail, der seinen Anfang im Storms River Mouth Restcamp nimmt. Nun lüften wir das Geheimnis, wie ihr den Pig’s Head erklimmen könnt: Haltet euch vom Lagunen-Parkplatz aus links. Nach etwa 200 m gelangt ihr an das Rinnsal, welches die Lagune mit dem Meer verbindet. Zieht die Schuhe aus, krempelt die Hose hoch und watet hindurch. Vorsicht: Das Wasser ist kalt! 😉 Dann geht ihr geradeaus am Meer entlang, bis ihr an den bewaldeten Hängen ein Schild seht, das zu einem Restcamp für Otter-Trail-Wanderer führt. Diesem Weg folgt ihr in den Wald. Nachdem ihr die Hütten passiert habt, biegt ihr rechts ab und geht weitere 500 m steil bergauf. Dann eröffnet sich euch dieses spektakuläre Panorama:
Nach dem Abstieg wurden wir langsam hungrig, sodass wir uns dazu entschieden, im Ort etwas zu essen. Im Nature’s Valley Restaurant & Pub probierte Boris einen Burger mit Straußenfleisch. Er schmeckte wirklich gut, kam aber nicht an das Springbock-Carpaccio heran. Auch hier erwies sich das Essen wieder als sehr preiswert. Wir zahlten irgendwas um die 10-15 €. Nun erreichten uns Nachrichten aus Deutschland, dass die Corona-Krise richtig Fahrt aufnahm. Auch Flugstreichungen standen zu befürchten. Wir überflogen schnell einige Zeitungsartikel, beschlossen aber, uns den Urlaub nicht vermiesen zu lassen. Dann brachen wir nach Plettenberg Bay auf.
Viel los beim Robberg Nature Reserve

Ganz im Gegensatz zum Nature’s Valley ist das Robberg Nature Reserve (5,50 €) westlich von Plettenberg Bay offensichtlich kein Geheimtipp mehr. Kaum hatten wir die Schranke am Eingang des Areals passiert, parkten schon zahlreiche Autos an der Straße. Trotz heftigem Wind und kühlen Temperaturen war hier mächtig was los. Zurecht allerdings, wie wir bald feststellten. Denn die wenige Kilometer große Halbinsel steckt voller toller Natur. Leider schafften wir aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit nur den mittleren von drei Wanderwegen und bekamen so die Robbenkolonie nicht zu Gesicht, die hier lebt. Für einen Einblick in die wunderschöne Landschaft reichten die zwei Stunden aber allemal.
Wilderness – für uns die Perle der Garden Route
Dass wir unsere Unterkunft im etwa eine Stunde entfernten Wilderness gebucht hatten, erwies sich als goldrichtige Entscheidung. Im Wilderness Ocean B & B (92 €/Nacht) fanden wir alles, was wir lieben: Viel Ruhe und Abgeschiedenheit, extrem nette Vermieter, mehrere tolle Restaurants und Bars, die durch eine kurze Fahrt erreichbar waren, sowie einen wahnsinnig prallen Strand zu unseren Füßen. Am Abend sahen wir sogar eine große Delfinschule vorbeiziehen. Viel mehr geht nicht!
Schon bei unserer Ankunft wurden wir herzlich begrüßt. Das Ambiente war toll. Mit viel Liebe zum Detail haben die Inhaber das Gebäude renoviert und eingerichtet. Ebenso liebevoll bereitete die Hausherrin jeden Morgen ein Drei-Gang-Frühstücksmenü vom Allerfeinsten zu. Gleich fühlten wir uns wie zu Hause. Dazu trug auch bei, dass Sprachbarriere wegfiel: Die Betreiber sprechen deutsch, englisch, französisch und flämisch. Da die Situation rund um das Corona-Virus immer ernster wurde, klärten sie uns darüber auf, dass die Mehrzahl der Flüge von und nach Südafrika gestrichen worden sei. Zudem boten sie uns an. dass wir einen Monat zu einem mehr als fairen Kurs bei ihnen bleiben könnten, sofern wir Probleme bei der Ausreise bekommen. Ein tolles Angebot von tollen Menschen, die wir bei unserer nächsten Südafrika-Reise sicher wieder besuchen werden.
Am Abend kehrten wir im coolen Cocomo Wilderness ein. In dem Restaurant, das – wie das gesamte Ortszentrum – an Kalifornien erinnerte, spielte ein Alt-Hippie Musik der 60er- und 70er-Jahre. Das machte Spaß und kostete nur 19,24 € inklusive zwei Bier. Toll auch, dass es in Wilderness problemlos möglich war, nach Einbruch der Dunkelheit durch die Bars zu ziehen. Das geht ja nicht überall in Afrika! Am Nachbartisch saßen übrigens zwei Deutsche, mit denen wir uns über die Epidemie unterhielten. Waren wir schon locker, so gingen sie beinahe fahrlässig damit um. Sie würden seit drei Wochen keinerlei Nachrichten verfolgen und hätten auch nicht vor, das bis zum Abflug zu ändern. Ich wüsste gerne, ob sie nach Hause gekommen sind…
Gericke’s Point in Sedgefield

Nachdem wir gestern ein volles Programm hatten, wollten wir es nun etwas ruhiger angehen lassen. Also beschlossen wir, auf einen Besuch der Knysna Lagune zu verzichten, zumal uns die Fahrt durch die Stadt am Vortag nicht sonderlich gut gefallen hatte. So fuhren wir lediglich die kurze Strecke nach Sedgefield und wanderten über den Strand zum Gericke’s Point. Weitere Worte erübrigen sich beim Blick auf die Bilder…
Map of Africa und Dolphins Viewpoint
Danach ging es zurück nach Wilderness. Wir folgten dem Tipp der Vermieterin und aßen einheimische Gerichte beim Flava Café (20,26 €), ehe wir gut gestärkt zum Map of Africa Viewpoint weiterzogen. Die Hügel sehen tatsächlich aus wie eine Afrika-Karte. Erkennt ihr es? Auf der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes ergeben sich übrigens tolle Blicke über den Strand von Wilderness. Nach einem kurzen Einkauf im Supermarkt (19,78 €) und einer Volltankung (13,52 €) erfolgte der nächste Stopp beim Dolphins Viewpoint am Ortsausgang. Wieder stellten wir fest, dass die Straßenhändler in Südafrika sehr viel unaufdringlicher sind als in Ostafrika. Wir belohnten sie dennoch unfreundlicherweise nicht mit einem Kauf und steuerten stattdessen unser Guesthouse an. Den Rest des Tages verbrachten wir am Strand und im Garten mit Lesen und Würfelspielen. Abends gönnten wir uns eine Flasche Wein, sodass wir gut einschlafen konnten. Am folgenden Morgen checkten wir pünktlich aus, um den Tag im de Hoop Nature Reserve ausnutzen zu können.