Nur zwei Stunden von Graaff-Reinet entfernt, unweit von Cradock, befindet sich der Mountain Zebra Nationalpark. Wie viele andere Naturschutzgebiete Südafrikas steht er unter Verwaltung der halbstaatlichen Organisation SANParks. Angelegt 1937 zum Schutz der seltenen Kap-Bergzebras, gilt das Areal heute als eines der unbekannteren Juwele unter den südafrikanischen Nationalparks. Da wir stets auf der Suche nach solchen unverfälschten, nicht überlaufenen Orten sind, entschieden wir uns ohne langes Zögern für einen Besuch.

Tatsächlich sollten wir nicht enttäuscht werden. Vor allem landschaftlich hat das Schutzgebiet viel zu bieten – und auch die Artenvielfalt hat stetig zugenommen. Zu den spannendsten unter ihnen zählen sicherlich die Spitzmaulnashörner, Löwen, Geparden und Karakale. Allerdings müssen wir gestehen, keines dieser Tiere gesehen zu haben. Dies lag mit Sicherheit daran, dass es zuvor ungewöhnlich viel geregnet hatte und somit für die Tiere keine Notwendigkeit bestand, an die Wasserlöcher zu kommen. Dafür war alles grün und die Bewohner des Parks sahen gut genährt aus.
Schon kurz nach der Einfahrt durch das Main Gate in Richtung Rezeption sahen wir die ersten Antilopen, Zebras und Strauße auf den Ebenen des Hochplateaus. Da wir ohnehin gut drei Stunden zu früh dran waren und erst um 14 Uhr unsere gebuchte Unterkunft beziehen durften, ließen wir uns Zeit und schossen erste Fotos von den Herdentieren.
An der Rezeption angelangt, bezahlten wir die Eintrittsgebühr (25,04 €), absolvierten den Check-In (86,26 €) und vergewisserten uns, dass wir auf der Liste für das Geparden-Tracking am nächsten Tag stehen. Der Hintergrund: Wir hatten seit November bereits dreimal versucht, per E-Mail oder Facebook über die SANParks-Seite zu reservieren, aber nie eine Antwort erhalten. Nun stellte sich aber heraus, dass wir stillschweigend auf der Liste standen. Zudem waren wir noch die einzigen Teilnehmer. Das freute uns natürlich sehr.
Auf den Höhen des Kranskop Loop
Da wir noch nicht in unsere Hütte konnten, beschlossen wir, trotz der unvorteilhaften Mittagszeit eine Runde über die Kranskop Loop zu drehen. Über Schotter- und Steinpisten führte die circa 25 km lange Strecke zunächst steil hinauf in die Berge und bot immer wieder tolle Fernsichten über die weiten Ebenen des Parks. Schließlich ging es ebenso steil abwärts. Mehrfach mussten wir durch Bäche fahren, die über die Ufer getreten waren. Nachdem wir diese Runde absolviert hatten, war klar: Die 4×4-Strecken sind für unseren Mietwagen absolut ungeeignet! Leider sahen wir nicht allzu viele Tiere. Aber das war aufgrund der Mittagshitze keine große Überraschung für uns. Aus Kenia wussten wir bereits, dass der frühe Morgen und der Abend die besten Zeiten für spektakuläre Sichtungen sind.


Einzug im Restcamp
Nach der ersten Ausfahrt durch den Park richteten wir uns zunächst in aller Ruhe in der Hütte im Restcamp ein. Wir unternahmen einen kleinen Spaziergang auf dem Bald Eagle Trail und schauten uns den Pool an – ohne allerdings ins kühle Nass zu springen. Stattdessen brachen wir gegen 16 Uhr wieder auf, um noch ein paar Stunden für die Erkundung des Parks zur Verfügung zu haben. Denn um 19 Uhr mussten wir wieder im Camp sein, da alle Tore geschlossen werden und bei Missachtung empfindliche Strafen drohen.
Keine Löwen an der Ubejane Loop
Wir hielten geradewegs auf die Wasserlöcher an der Ubejane Loop zu, hatten wir doch auf den Karten im Park gesehen, dass es hier zuletzt Löwen-Sichtungen gegeben hatte. Doch wir entdeckten keine Raubtiere – und mussten feststellen, dass die Strecke nach dem ersten Wasserloch gesperrt war. Die Seen waren so sehr über die Ufer getreten, dass der Weg nicht passierbar war. Also drehten wir und fuhren die Runde aus der anderen Richtung. Doch auch hier hatten wir weniger Glück mit Raubtieren als in Kenia oder im Addo Elephant National Park.

Nager statt Räuber auf der Rooiplaat Loop
Also disponierten wir um und steuerten die letzte Schleife an, die wir noch nicht gefahren waren: die Rooiplaat Loop. Dies ist eine Ebene, die zwar landschaftlich nicht so spektakulär ist, dafür aber aufgrund des spärlichen Bewuchses gute Sichtungen ermöglicht. Aber auch hier sollte es mit größeren Tieren nicht klappen. Dafür achteten wir zunehmend darauf, was sich unten im Gras abspielt – und wurden belohnt. Wir entdeckten Hörnchen, Erdmännchen und Meerkatzen im tiefen Bewuchs.
Trotz wenig spektakulärer Sichtungen waren wir uns am Abend einig, dass wir unsere erste Selbstfahrer-Safari genossen haben und die tolle Landschaft einiges an fehlendem Raubtier-Glück wettmachte. Den Abend ließen wir im Cattle-Baron-Restaurant des Restcamps mit einem Bier und einem Steak ausklingen (27,50 €). Kaum lagen wir in den Federn, zog ein heftiges Gewitter auf. Es regnete ununterbrochen und sintflutartig, sodass wir immer wieder wach wurden.
Geparden-Tracking fällt ins Wasser
Am nächsten Morgen fanden wir uns zeitig an der Rezeption ein, um das gebuchte Geparden-Tracking anzutreten – eines der Dinge, auf die wir uns im Vorfeld der Reise am allermeisten gefreut hatten. Denn man kann sich hier in Begleitung eines Rangers den freilebenden Geparden bis auf wenige Meter zu Fuß nähern. Doch leider beschied uns der freundliche SANParks-Mitarbeiter, dass es aufgrund der Regenfälle nicht möglich sei, durch das felsige Terrain zu den Raubtieren zu gelangen. Man finde auf den glatten, runden Steinen keinen Halt und die Gefahr eines Absturzes sei zu groß. Daher wurde die Unternehmung abgesagt. Wir könnten gerne morgen losziehen, fügte er an. Allerdings hatten wir uns schon im Addo Elephant Park eingebucht, sodass wir schweren Herzens absagten. Sollten wir irgendwann die Gelegenheit bekommen, wenn dieser verdammte Corona-Virus ausgestanden ist, werden wir das Geparden-Tracking aber sicherlich nachholen!
So blieb uns nichts anderes übrig, als langsam in Richtung Ausgang zu fahren. Dabei begegneten uns noch einige Antilopen, Zebras und Büffel. Doch in diesem Moment überwog die Enttäuschung, sodass wir den Anblick nicht mehr so richtig genießen konnten.
