Regen in der Wüste

Von der Küste der Kap-Halbinsel ging es am Montag, 9. März 2020, über Muizenberg und Paarl in die Karoo-Halbwüste. Besonders beeindruckte uns, wie schnell die Landschaftsformen hier in nur drei Stunden wechselten. Besonders die Region zwischen Paarl und De Doorns erinnerte stellenweise stark an Arizona oder Utah.

064 Weiterfahrt über Paarl
Kurz nach den Weingütern rund um Paarl wird die Landschaft schroffer. Es dominiert roter Felsen, der recht stark an die US-Bundesstaaten Arizona und Utah erinnert.

Ein Unterschied zu den genannten Regionen in den USA ist hier die Sicherheitslage. Denn gerade die Gegend zwischen Worcester und Touwsrivier machte keinen sonderlich guten Eindruck. Sehr einsam gelegen durchquert man lediglich einige kleinere Townships. Ansonsten warnen auf einem circa 30 km langen Abschnitt immer wieder Schilder davor, anzuhalten. Sämtliche Rastplätze schmückten Warnhinweise mit der Aufschrift „Hi-Jacking-Hotspot“. Offenbar kommt es hier häufig zu Entführungen mit Lösegeld-Forderungen. Diesen Eindruck unterstrichen die Gestalten, die Durchreisende mit Waren zum Anhalten bewegen wollten. So richtig kaufte man ihnen das ehrliche Kaufmannsdasein nicht ab… Unser Problem war, dass Sara ausgerechnet auf diesem Teil des Weges dringend zur Toilette musste, sodass wir schließlich an einer halbwegs sicher aussehenden Tankstelle anhielten.

Zwischenstopp in De Doorns

Glücklicherweise überstanden wir das Intermezzo ohne Schaden und kamen wenig später am Karoo 1 Hotel Village an. Die Unterkunft ist wunderschön inmitten der Karoo gelegen – weitab vom nächsten Ort. Es handelt sich dabei um eine Farm gewaltigen Ausmaßes – ein Platz, an dem man sich wirklich optimal erholen kann. Leider hatten wir nur diese eine Nacht Zeit und mussten am nächsten Morgen in aller Frühe weiterfahren. Immerhin lagen 500 km Strecke nach Graaff-Reinet vor uns. Empfehlen können wir auch das farmeigene Restaurant (49,84 €): Sehr nette Kellner, leckeres Essen mit frischen Zutaten aus eigener Herstellung und dazu einen frischen Wein – was will man mehr? Hier gönnten wir uns übrigens erstmals Springbock-Carpaccio – ein Gedicht…

064 xWeiterfahrt Karoo 1
Das Karoo 1 Hotel war ein perfekter Zwischenstopp auf der Durchreise von Kapstadt nach Graaff-Reinet. Wir würden jederzeit wiederkommen und dann sogar länger bleiben.

Das Valley of Desolation im Nebel

065 Graaff Reinet
Das Städtchen Graaff-Reinet wird auch die Perle der Karoo genannt. Es schmiegt sich in einer Flussschleife. In der Umgebung erheben sich im ansonsten hunderte Kilometer flachen Land einige Hügel. Das Foto entstand am Toposcope Viewpoint im Valley of Desolation.

Weil wir genug Zeit für das Tal der Verwüstung und einen ersten Game Drive haben wollten, ging es bereits gegen 8 Uhr weiter. Zwei Tankstopps in Laingsburg (14,66 €) und Graaff Reinet (24,75 €) später, erreichten wir kurz nach Mittag planmäßig unsere nächste Unterkunft, das Queen Manor Boutique Guesthouse (74 €). Leider war es extrem neblig und es regnete sogar leicht – sehr ungewöhnlich für die Halbwüste Karoo. So konnte man das beeindruckende Felsmassiv, welches die Stadt auf der Nordseite begrenzt, kaum ausmachen. Nach einem sehr netten Empfang durch die Besitzerin, gespickt mit zahlreichen Informationen, beschlossen wir daher, zunächst in der Stadt etwas Essen zu gehen. Wir wollten abwarten, bis es aufklarte. Noch waren wir recht zuversichtlich, denn unsere Vermieterin hatte erklärt, dass die angesagten 90 % Regen normalerweise in vier Tropfen bestehen. Und die seien ja bereits gefallen. Doch kaum waren wir im „Our Yards“ (15,37 €) angekommen, begann es monsunartig zu schütten und hörte für die nächsten zwei Stunden nicht mehr auf.

Klatschnass legten wir im örtlichen Spar-Supermarkt eine Pause ein, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Vor der Tür lungerte ein Haufen zwielichtiger Gestalten herum. Sie kamen auf uns zu und verlangten, wir sollten ihnen Brot, Hühnchen, Wurst und Cola mitbringen. Das erinnerte nun wirklich an die Beach Boys in Kenia. Wir ignorierten sie bestmöglich und gingen hinein. Doch einer von ihnen folgte uns und erneuerte die Forderung nachdrücklich. Nach kurzem Überlegen beschlossen wir, dieser dreisten Forderung nicht nachzukommen. Mit unseren Einkäufen im Schlepptau verließen wir den Laden und ließen uns von den Typen nicht aufhalten. In der Hoffnung, dass es keine Probleme geben würde, marschierten wir schnurstracks durch ihr Spalier und bogen um die nächste Ecke. Nach ein paar Metern drehten wir uns um und stellten erleichtert fest, dass sie uns nicht folgten. Denn es war niemand in dieser Straße unterwegs und es wäre ein leichtes gewesen, uns zu überfallen. Aber es ging alles gut! Dies war im Grunde die einzige wirklich unschöne Situation in Südafrika – und wir sind uns fast sicher, dass es keine Südafrikaner waren. Denn wie wir erfuhren, leben circa 7,5 Mio. Flüchtlinge aus ganz Afrika im Land. Sie erhalten keinerlei Leistungen, sind nicht registriert und kommen nicht in den Genuss einer Gesundheitsvorsorge. So bitter das ist und so gerne man helfen würde: Die Art und Weise dieser jungen Männer wollten wir nicht belohnen. Außerdem vermuten wir, dass sie bei genügend anderen Touristen Erfolg haben mit ihrer Masche.

Ansonsten ist Graaff-Reinet ein wirklich hübsches Städtchen mit toller Architektur. Besonders die Kirche im Zentrum ist ein Hingucker. Aufgrund des heftigen Regens haben wir keine Fotos gemacht. Da es aber zumindest ein klein wenig aufklarte, entschieden wir uns dazu, doch noch in den Camdeboo Nationalpark (12 €) zu fahren. Am Eingang zum Valley of Desolation, das Bestandteil des Parks ist, wurde unser Auto peinlich genau kontrolliert. Die Ranger erklärten, man wolle dafür sorgen, dass keine Saufgelage stattfinden und Wilderei unterbinden. Denn obwohl die bizarren Felsen die Haupt-Attraktion sind, gibt es hier auch zahlreiche Tierarten. Auf dem Hinweg kreuzten bereits Kojoten unseren Weg. Oben angekommen, lag noch alles im Nebel. Immerhin drehte ein Schwarzadler seine Kreise und bot ein erstes Fotomotiv.

069 Adler Valley of Desolation
Ein Adler zog seine Kreise über dem vernebelten Valley of Desolation.

Je höher wir kamen, desto mehr verzog sich der Nebel – aber leider nicht ganz. Irgendwie muss man aber sagen, dass diese Wetterlage rund um die schroffen Felsgebilde sogar etwas für sich hatte. Schade war es trotzdem, dass wir aufgrund unseres eng gestrickten Zeitplans kein zweites Mal hierher kommen konnten. Daher nahmen wir den kurzen Craig Lizard Trail schon jetzt unter die Füße, um wenigstens ein paar brauchbare Fotos zu machen. Hier sind einige Bilder aus dem Valley of Desolation:

Danach zog es uns schnell weiter zur Game Viewing Area des Camdeboo Nationalparks. Wir hatten ehrlich gesagt kaum Erwartungen, denn der Eintritt war im Preis des Valley of Desolations bereits enthalten. Außerdem fanden sich im Internet kaum Informationen darüber. Doch wir sollten positiv überrascht werden. Der Tier- und Artenreichtum war deutlich größer als gedacht. Wir sahen während der zweistündigen Tour mehrere Antilopenarten, Affen, Büffel, Zebras, Erdmännchen und Kojoten sowie zahlreiche Vogelarten. Das Highlight war definitiv der Kojote, der sich direkt vor uns am Wasserloch herumtrieb, heulte und seine Artgenossen herbei rief. Leider konnten wir nicht allzu lange bleiben, da die Gates in Kürze schließen würden. Toll war es trotzdem, das hautnah erleben zu dürfen!

Damit endete unser Abstecher in die Karoo. Müde fielen wir ins Bett, denn am folgenden Morgen wollten wir nicht allzu spät aufstehen, um möglichst viel Zeit für unsere erste richtige Südafrika-Safari im Mountain Zebra Nationalpark zu haben.

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