Lange hatten wir uns auf diesen Urlaub gefreut. Am Freitag, 6. März 2020, ging es endlich los. Am Frankfurter Flughafen bekamen wir jedoch erstmals die Auswirkungen der zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich krassen Corona-Epidemie zu spüren: Die Steckdosen-Adapter für Südafrika waren seit zwei Wochen restlos ausverkauft, weil die Lieferungen aus China ausblieben. Wir fragten in mehreren Läden. Doch überall war das Ergebnis gleich: Nichts zu machen! Im letzten Geschäft unterhielten wir uns länger mit den Besitzern und verabschiedeten uns schließlich. Kaum waren wir um die nächste Ecke gebogen, spurtete uns der aufgeregte Mitarbeiter hinterher. Während wir hinten raus gegangen waren, spazierte der Lieferant durch den Vordereingang und brachte frische Ware mit. Darunter der von uns gewünschte Adapter. Welch ein Glück! Wir kauften gleich zwei Exemplare und hoben kurz darauf pünktlich um 16.30 Uhr nach Zürich ab. Von dort ging es nach einer kurzen Zwischenlandung weiter nach Kapstadt. Die Ankunftszeit morgens um 6.45 Uhr war perfekt, denn so hatten wir den Samstag bereits als kompletten Urlaubstag zur Verfügung.
Landung in Kapstadt
Im Vorfeld hatten wir uns aufgrund unserer Kenia-Erfahrungen Gedanken gemacht, dass wir am Flughafen gleich von Horden aufdringlicher Taxi-Fahrer, Verkäufer und Bettler angesprochen werden. Doch dies war glücklicherweise nicht der Fall – und wenn, dann sehr zurückhaltend und freundlich. Auch beim Abheben eines Bageldvorrats hatten wir keine Sicherheitsbedenken. Ebenso verlief die Übernahme des Mietwagens reibungslos, sodass wir kurz darauf „on the road“ waren. Der Linksverkehr stellte uns nicht vor Herausforderungen, da wir bereits Erfahrungen in Schottland und auf Malta gesammelt hatten. Das einzige wiederkehrende Problem war, dass Boris ständig den Scheibenwischer statt des Blinkers betätigte.
Der erste Eindruck von Kapstadt war nicht besonders positiv. Dies war allerdings keine große Überraschung, hatten uns doch sowohl bekannte als auch Reiseberichte in Foren darauf hingewiesen, dass der Flughafen aufgrund seiner Lage in den Cape Flats von Townships umgeben ist. Entlang der Straßen waren viele zwielichtig aussehende Gestalten unterwegs und Schilder wiesen darauf hin, dass diese Region für „Smash & Grab“-Überfälle berüchtigt sei. Das bedeutet, dass an roten Ampeln oder Stoppschildern plötzlich Menschen angerannt kommen, die Scheibe einschlagen und mitnehmen, was sie greifen können. Davor hatte uns auch der Angestellte der Mietwagen-Firma eindringlich gewarnt und hinzugefügt: „Lasst niemals etwas sichtbar im Auto liegen – auch während der Fahrt nicht! Und vertraut keinem meiner Landsleute. Wenn ihr Hilfe bei der Navigation braucht, fragt ausschließlich Polizisten oder an Tankstellen – sonst niemanden!“ Wir wurden glücklicherweise kein Opfer eines Überfalls. Im Grunde hatten wir während der kompletten Reise nur ganz selten Sicherheitsbedenken und richtig brenzlig wurde es nie.
Bloubergstrand in Nebel gehüllt

Schade war hingegen, dass wir von einem derart dichten Nebel empfangen wurden, dass wir kaum ein paar Meter weit sehen konnten. So wirkte der Table-View-Beach in Bloubergstrand überhaupt nicht. Man konnte zunächst kaum das drei Meter entfernte Meer sehen – geschweige denn den berühmten Tafelberg. Wir blieben dennoch eine Stunde und wurden insofern belohnt, als dass wir wenigstens das obige Handyfoto machen konnten, auf dem das Bergmassiv zu erahnen ist. Etwas enttäuscht fuhren wir dennoch in Richtung Stadtzentrum.
Mittagessen an der Waterfront

Unser Ziel war die V & A Waterfront. Hier gruppieren sich – nach dem Vorbild San Francisco – zahlreiche Restaurants, Geschäfte und Ausflugsanbieter um ein Pier. Trotz extrem zähflüssigem Verkehr war es kein Problem, dorthin zu finden. Überhaupt lässt sich sagen, dass die Verkehrsbeschilderung in Südafrika vorbildlich ist. Die Navigation hätte vermutlich auch ohne die Google-Maps-Offline-Karten meistens sehr gut funktioniert. Auch die Parkplatzsuche gestaltete sich einfach. Wir fanden auf Anhieb einen Platz im Parkhaus der Shopping-Mall. Die Gebühren waren mit 2,50 € sehr moderat.
Wir verbrachten hier etwa zwei Stunden. Es war durchaus schön, aber uns genügte diese Dauer an Trubel. Andere verbringen hier mehrere Tage. Da sieht man wieder, dass fast alles im Leben Geschmackssache ist. Neben einer Portion Fish & Chips zum Mittagessen (13 €) lauschten wir den traditionellen Gesängen eines Chores, schlenderten über das Pier und schauten uns die gelben Tafelberg-Panorama-Bilderrahmen, das Riesenrad und andere „Sehenswürdigkeiten“ an.
Signal Hill: Blick auf die Dächer Kapstadts
Auf dem Weg zu unserer Unterkunft in Camps Bay hielten wir noch am Signal Hill an. Der Hügel ist zwar bei weitem nicht so imposant wie der Lions Head oder der Devils Peak, bietet aber dennoch einen schönen Blick auf Kapstadt. Der große Vorteil: Man kann hierher fahren und muss nur wenige Meter vom Parkplatz laufen, um das Panorama zu genießen. Außerdem kann man den startenden Gleitschirmfliegern zuschauen. Das Parken ist kostenlos, der Einweiser freut sich allerdings über ein Trinkgeld von 5 bis 10 Rand. Dort oben steht ein Imbisswagen, an dem wir uns zwei eiskalte Cola (2 €) kauften. Das hatten wir nötig, weil die 25 Grad bei praller Sonne doch sehr ungewohnt waren, wenn man aus dem Siegerländer Winter kommt. Die Aussicht konnten wir – wie auf den Bildern zu erkennen ist – leider nur eingeschränkt genießen. Zwar hatte sich inzwischen der schlimmste Nebel verzogen, aber diesig und grau blieb es trotzdem. So hielten wir uns dort oben lediglich rund eine halbe Stunde auf, ehe es uns nach Camps Bay zog.
Sonnenuntergang in Camps Bay
Das Primi Sea Castle (114 €/Nacht), unsere Heimat für die nächsten beiden Tage, liegt direkt am Traumstrand von Camps Bay. In wenigen Metern Entfernung befinden sich zahlreiche Restaurants und es ist überhaupt kein Problem, sich hier zu Fuß auf den Weg zu machen. Wir kauften schnell im Supermarkt um die Ecke ein paar Snacks und Getränke ein. Dann ging es bei Dizzy’s zum Mittagessen. Klare Empfehlung: Die Leute dort waren nicht nur extrem freundlich, sondern es schmeckte auch gut und war nicht allzu teuer. Wir zahlten 18,97 € für Burger, Rippchen und zwei Bier. Schließlich fanden wir uns zum Sonnenuntergang am Strand ein. Dieser war an beiden Tagen fantastisch – und zu unserer großen Überraschung war nie allzu viel los.
Wanderung auf den Lions Head

Eigentlich wollten wir am zweiten Tag unserer Reise zum Kap der guten Hoffnung fahren, doch daraus wurde nichts! Die gesamte Halbinsel war für das größte Straßen-Radrennen der Welt gesperrt. Und so schauten wir uns zunächst das Spektakel vom Balkon aus an, spielten unser neues Lieblingsspiel „Ganz schön clever“ und entspannten ein wenig.
Zwischendurch wanderten wir auf den Lions Head – zumindest soweit Boris‘ Höhenangst dies zuließ. Nach der ersten Leiter mussten wir leider umkehren. Trotzdem durften wir schöne Blicke genießen – auch wenn das Wetter erneut sehr diesig und durchwachsen war. Insgesamt dauerte die Klettertour, bei der es keinerlei Schatten gibt, mit einigen Fotostopps rund zwei Stunden. Wenn man ganz nach oben möchte, sollte man eine Stunde mehr einplanen. Natürlich geht es auch schneller, aber man will ja im Urlaub nicht so hetzen wie die vielen Trailrunner, die uns auf dem Weg in Richtung Gipfel überholten…
Übrigens sollte man vorsichtig sein, wohin man tritt oder in welches Loch man fasst. Denn auf den Tafelbergen gibt es mehrere Giftschlangen-Arten, darunter die Kapkobra und die Puffotter. Wir sahen keine von beiden, dafür aber einen kleinen Skorpion. Kurz nach Mittag belohnten wir uns mit einem indischen Essen im Restaurant Raj in Camps Bay (31,16 € inklusive Wein). Alles in allem erscheint uns Camps Bay als die perfekte Wahl für drei Tage in Kapstadt. Man ist etwas abseits des Trubels in einem sicheren Viertel, hat dennoch genug Restaurants und Bars in Reichweite und den schönsten Strand der Gegend direkt vor der Haustür. Außerdem ist der Ort verkehrsgüngstig zum Kap (1 Std.) und zum Tafelberg samt Lions Head und Signal Hill (10 Min.) gelegen.
Bekannte Gesichter am Kap der guten Hoffnung
Am dritten Tag stand die Fahrt ganz ans Südende der Kap-Halbinsel auf dem Programm. Früh am Morgen checkten wir aus und beglichen die Mini-Bar-Rechnung (9,76 €). Dann brachen wir auf, denn am Nachmittag mussten wir noch bis zu unserer zweiten Unterkunft nach De Doorns fahren. Und wir wollten soviel Zeit wie möglich rund um den Cape Point verbringen. Schon die einstündige Anfahrt, die u.a. über den Chapmans Peak Drive führte, war schön und gab einen tollen Vorgeschmack auf das, was uns noch bevorstand.


Den ersten längeren Stopp legten wir an diesem Tag in Simonstown ein. Das Örtchen an sich ist nett. Es erinnert in vielerlei Hinsicht an US-amerikanische Kleinstädte und wartet mit einer Vielzahl an kleinen Geschäften und Restaurants auf. Man kann hier bestimmt auch gut ein paar Tage verbringen. Wir hatten hingegen nur wenig Zeit und ein Ziel: Den Boulder’s Beach. Auch wenn der Strand wunderschön ist und ein wenig an die Seychellen erinnert, sind die Haupt-Attraktionen gefiedert. Hier lebt eine riesige Kolonie afrikanischer Pinguine. Außerdem sahen wir am Boulders Beach die ersten Dazzies (Klippschliefer) der Reise. Wir verbrachten gute zwei Stunden hier und konnten uns kaum losreißen. Auch wenn der Eintritt mit 17,34 € für zwei Erwachsene nicht gerade günstig ist – es lohnt sich definitiv!
Kleiner Tipp am Rande: Wenn ihr den Steg verlassen habt, wendet euch nach links und folgt dem kleinen Pfad für rund 300 Meter. Dann gelangt ihr an den öffentlichen Badestrand von Simonstown. Hier kommt ihr den Pinguinen sehr nahe. Bitte achtet aber darauf, die Tiere nicht zu belästigen und haltet einen gewissen Abstand! Keinesfalls solltet ihr die Pinguine anfassen. Erstens beißen sie und zweitens sind es wilde Tiere, die ihren Freiraum brauchen!!!
Der nächste Zwischenstopp war dann das Kap der guten Hoffnung (Eintritt: 34,69 € für zwei Personen). Viele meinen, dies sei der südlichste Punkt Afrikas und zugleich der Zusammenfluss von Indischem und Atlantischem Ozean. Doch beides ist falsch – das ist jeweils das Kap Agulhas. Doch auch so hat der Südzipfel der Kaphalbinsel viel zu bieten: Cape Point, Dias Beach, Leuchtturm und tolle Landschaften. Aber seht selbst! Auch Selfies an dem berühmten Schild haben wir gemacht. Die Schlange war sogar recht kurz. Allerdings verzichten wir ja generell darauf, Fotos von uns zu veröffentlichen. Daran halten wir uns auch hier. Ersatzweise zeigen wir euch eine Pavian-Mutter mit ihrem Nachwuchs. Die Affen sind in Scharen am Kap unterwegs und haben sich auf Diebstähle spezialisiert. Überall wird davor gewarnt, dass sie Autos aufbrechen, Touristen überfallen, Rucksäcke stehlen usw. Man sollte also vorsichtig sein – zumal die Tiere größere Zähne als Löwen haben…
Witziger Fun-Fact am Rande: Auf dem Rückweg vom Leuchtturm sah ich plötzlich einen Mann im Borussia-Mönchengladbach-Trikot. Ich schaute genauer hin und dachte: „Den kennst du doch…“ Und tatsächlich: Es war mein langjähriger Nachbar! Sachen gibt’s… Danach ging es für uns weiter in Richtung Karoo. Die Fahrt ging über Muizenberg, wo wir kurz überlegten, ob wir uns die bunten Strandhäuser anschauen sollten, die man stets in Bildbänden über Kapstadt findet. Aufgrund der Verkehrssituation am Montagnachmittag entschieden wir uns dann aber dagegen. Wir tankten (16,66 €), kauften ein paar Snacks im Supermarkt an der Straße und legten keine weiteren Zwischenstopps ein.