Mit Blick auf die durchwachsene Wettervorhersage machten wir uns nach einem sehr leckeren Frühstück recht zeitig auf den dreieinhalbstündigen Weg in die Drakensberge. Erstes Ziel war der Royal Natal Nationalpark, wo wir gegen Mittag ankamen. Der Weg führte zunächst für zwei Stunden über die sehr gut ausgebaute N3 in Richtung Durban. Kurz nach Harrismith ging es auf die R74, die sich ebenfalls in exzellentem Zustand befand. Schön war die Fahrt entlang des riesigen Sterkfontein Dam und über den Oliviershook Pass mit sehr schönen Aussichten. Dort oben besteht am Little Switzerland Ressort die letzte Möglichkeit zum Tanken und für kleine Einkäufe. Die Restdauer bis zu unserem Ziel, dem Visitor Center des Royal Natal NP, betrug von hier rund 30 Minuten. Zumeist führte der Weg durch kleine Siedlungen, in denen viele Menschen und Tiere auf der Straße unterwegs waren, sodass wir recht langsam fuhren. Auch eine erste Pavianfamilie trafen wir bei der Abfahrt der Passstraße. Am Ziel angekommen, gingen wir das Risiko ein, unsere Koffer im Auto zu lassen (natürlich außer Sicht) und eine erste Wanderung zu unternehmen. Denn zum Einchecken war es zu früh und wir wollten den einzigen sonnig gemeldeten Tag nicht verschenken.

Der Eintrittspreis war mit rund 8 € für zwei Personen sehr moderat. Wir entschieden uns zum Start für einen kurzen Trail namens „Cascades and the McKinley Pools“. Weil dieser aber bis zu den Pools größtenteils asphaltiert war und hier zudem viele Menschen – darunter laute südafrikanische Großfamilien – unterwegs waren, erweiterten wir unsere Tour um 8 km und viele Höhenmeter und nahmen den Loop hinauf zu den „Tiger Falls“ mit.

Diese Entscheidung stellte sich als goldrichtig heraus. Nicht nur, dass wir die gesamte Strecke lediglich mit zwei Mädels aus den USA sowie einem Trio aus Einheimischen teilten – es war auch wunderbar sonnig und warm. Die Folge waren unzählige Bilder und ein erster Sonnenbrand. Dazu kam zumindest für Boris eine fiese Blase an der Ferse, denn die nagelneuen Wanderschuhe kamen hier erstmals zum Einsatz. Memo an mich: Das nächste Mal also besser wieder vorher ein wenig einlaufen und/oder Wandersocken anziehen…


Am späten Nachmittag kehrten wir dem Park den Rücken und fuhren zu unserer zweiten Unterkunft, dem „Berghouse & Cottages“. Die Farm liegt etwa 20 Minuten vom Nationalpark entfernt und erhebt sich über den Ort Langkloof. Sie ist nur über eine 3 km lange, teilweise steile, aber auch ohne Allrad-Fahrzeug recht einfach zu meisternde Schotterpiste erreichbar und bietet eine fantastische Panoramasicht auf die Gipfel der Drakensberge. Irgendwie erinnerte uns der Anblick an das Auenland aus „Der Herr der Ringe“. Es ist nicht abwegig, dass Autor JRR Tolkien hier seine Inspiration gewann, ist er doch gebürtiger Südafrikaner. Außerdem soll er beim Kreieren des „Nebelgebirges“ die Drakensberge im Kopf gehabt haben. Warum also nicht die Ausläufer als „Auenland“ nutzen?


Doch zurück zur Unterkunft: Jeder Gast mietet ein eigenes, auf Selbstversorgung ausgelegtes Cottage. Das inbegriffene Frühstück ist sehr reichhaltig und schmackhaft. Es wird auf der eigenen Veranda serviert, auf der auch ein großer Steingrill steht. Ein Bündel Feuerholz ist im Preis inbegriffen, alles Weitere muss nachträglich bezahlt werden. In der Hütte gibt es einen ausreichend großen Kühlschrank mit Gefrierfach, eine Kochgelegenheit, einen großen Kamin, ein bequemes Doppelbett, ein großes Bad mit Dusche und Wanne sowie eine gemütliche Couch. Also alles was man braucht! Auf dem Gelände gibt es mehrere exponierte Sitzgelegenheiten mit Aussicht und einen schönen Rock-Pool, den wir aber nicht nutzten. Was wir jedoch nutzten, war das optional zubuchbare Abendessen. Denn außer dem „Tower of Pizza“ gibt es in direkter Nähe keinerlei Restaurants und wir hatten kein Grillfleisch dabei. Es war die richtige Entscheidung, wie sich herausstellte. Denn es war sehr reichhaltig und schmeckte wunderbar. Weil es auf der Veranda bald recht kalt war, flohen wir aber danach schnell ins warme Bett, lasen und schauten uns die Fotos vom ersten Tag an.

Der folgende Sonntagmorgen begrüßte uns mit Regen, Nebel und Temperaturen von nur 4 Grad. Das sorgte für eine Planänderung: Wir cancelten schweren Herzens den „Tugela Gorge“-Hike und zogen den Ausflug in den benachbarten „Golden Gate Highlands Nationalpark“ vor. Dies ist der nördlichste Teil der Gebirgskette. Der Eingang liegt 45 Minuten entfernt von den „Berghouse & Cottages“. Unsere spontane Entscheidung erwies sich als goldrichtig. Nach der Überquerung des Oliviershook-Passes änderte sich das Wetter schlagartig: Regen und Nebel waren wie weggeblasen und die Sonne lugte gelegentlich durch die Wolken. Genauso wie das Wetter änderte sich auch die Landschaft. Wir fühlten uns an unsere Tour durch den Südwesten der USA erinnert: Die Farben rot und gelb dominierten, bizarre Felsformationen und einige Canyons dominierten das Bild. Das Häuschen am Nationalpark-Eingang war unbesetzt, sodass wir erstmal nichts bezahlten und den Oribi-Loop sowie den Blesbok-Loop abfuhren. Beide sind landschaftlich reizvoll und boten uns die Möglichkeit, ein paar erste Antilopen und Gnus in der Ferne sowie Paviane aus der Nähe zu sichten.


Auf dem höchsten Punkt des Oribi-Loops gibt es eine Geier-Warte. Dort lagen einige tote Antilopen als Köder, die die mächtigen Aasfresser anlocken sollten. Wir hatten hier kein Glück und sahen die Geier selbst durch unser 600 mm Objektiv nur als kleine Punkte in fernen Felsen. Dafür trafen wir im „Bird Hide“ ein älteres Ehepaar aus Deutschland – die übrigens bis Oudtshoorn glücklicherweise die einzigen Europäer bleiben sollten. Dieses Paar jedoch war sehr nett. Wir unterhielten uns eine Weile, wobei sich herausstellte, dass die Dame genauso wie wir aus dem Siegerland stammt, genauer: aus Mudersbach! Nach dem unverhofften Treffen mit meinem ehemaligen Nachbarn am Kap der Guten Hoffnung im Vorjahr der zweite verrückte Zufall in Südafrika. Die Beiden waren ganz überrascht, hier auf Deutsche zu treffen. Sie berichteten uns kurz von ihren zahlreichen vergangenen Reisen nach Afrika und Südamerika und erzählten, dass sie sogar für mehrere Jahre in Johannesburg gelebt hätten. Es war eine schöne Begegnung, doch wir wollten bald weiterziehen und den Rest des Parks erkunden.


Das nächste Ziel war das Visitor Center im Herzen des Parks. Hier zahlten wir verspätet den Eintritt in Höhe von rund 9 €. Die meisten Wanderrouten sind hier deutlich kürzer als im Royal Natal NP. Wir entschieden uns für den „Echo Ravine“-Trail. Ziel ist eine kleine Schlucht in den Bergen. Hierfür sind einige Höhenmeter zu bewältigen, was mit schönen Blicken ins Tal einhergeht.


Da der Weg allerdings nicht sehr weit war, hängten wir noch den „Boskloof Trail“ dran. Insgesamt kamen wir so auf 5 km. Übrigens war es inzwischen richtig warm geworden und wir kamen trotz der geringen Distanz bei rund 20 Grad und blauem Himmel ein wenig ins Schwitzen. Zurück am Visitor Center gönnten wir uns eine kalte Cola, tankten voll und machten uns auf den Rückweg zu unserem Cottage, wo wir ein Lagerfeuer anzündeten und den Tag gemütlich ausklingen ließen.

Auch der Montag begrüßte uns mit durchdringender Kälte. Diesmal war es sogar so kalt, dass wir das Frühstück drinnen einnahmen, schnell packten und verschwinden wollten. Obwohl es im „Berghouse & Cottages“ wirklich sehr schön war und wir wiederkommen würden, wohlgemerkt. Während wir zusammenpackten, erhielten wir noch unverhofften tierischen Besuch: Ein Zwergpony erschien auf der Terrasse und blieb minutenlang hier. Hätten wir nicht die Balkontür geschlossen, wäre es auch hineingegangen. Zusätzlich waren während der drei Tage immer wieder Vögel um uns herum, die auf Krümel unserer Mahlzeiten spekulierten. Ein schöner, gelungener Start also in unseren Roadtrip – auch wenn das Wetter insgesamt nicht ganz so mitspielte wie erhofft. Aber wir wollen uns nicht beschweren, denn immerhin waren wir im Frühling im Gebirge…

In den folgenden Stunden erhielten wir einen guten Eindruck von der Weite Südafrikas. Fünf Stunden dauerte die Fahrt von Langkloof nach Bloemfontein. Den ersten Abschnitt bis zum „Golden Gate Highlands Nationalpark“ kannten wir bereits. Kurz hielten wir am „Bird Hide“ – in der Hoffnung, einen Blick auf die Geier zu erhaschen. Doch wir hatten erneut kein Glück. Schon beim Aussteigen aus dem Auto kam uns das deutsche Paar vom Vortag entgegen und berichtete uns, dass sich in den letzten zwei Stunden rein gar nichts getan hätte. Also schenkten wir uns in Anbetracht der vor uns liegenden Fahrt einen eigenen Versuch und zogen weiter. In Clarens, einer sehr sauberen, schön anzuschauenden Kleinstadt mit viel USA-Südwest-Feeling, aßen wir zu Mittag. Während wir noch im „The Post House“ unsere Wraps verzehrten, begann es zu grollen und Minuten später sintflutartig zu regnen. Also brachen wir schnell auf. Die nächsten Stunden führten uns meist schnurgeradeaus durch eine flache, karge, eintönige und verregnete Landschaft, die aber kurioserweise dennoch ihren Reiz hatte. Kurz vor Bloemfontein änderte sich schließlich das Wetter. Es wurde sonnig und angenehm warm, sodass wir noch eine Weile am Pool im Innenhof unseres Hotels saßen. Dies war die „Stone Hill Villa“ in dem sehr sauberen, sicheren Vorort Langenhovenpark. Unser Zimmer hatte das vielleicht hochwertigste Bad der gesamten Reise – obwohl noch einige sehr luxuriöse Unterkünfte folgen sollten. Für einen Zwischenstopp also eine klare Empfehlung – besonders, wenn man den günstigen Preis mitbedenkt. Abends sortierten und bearbeiteten wir wieder Fotos und gingen recht früh schlafen, da wir für die kommenden Safari-Tage gut ausgeruht sein wollten. Auch schliefen wir am Morgen etwas länger, checkten um 10 Uhr in aller Ruhe aus, kauften in der nahegelegenen Mall ein, tankten und nahmen ein frühes Mittagessen zu uns. Zum Glück war es auch heute wieder schön warm (23 Grad), sodass die lange Hose im Koffer bleiben konnte. Gegen 11 Uhr brachen wir dann auf in Richtung Philippolis – und zu einem der größten Highlights der gesamten Reise.