Von der Wüste an die Küste

Das Wetter spielte mit und wir legten voller Vorfreude die etwas mehr als eine Stunde lange Fahrt zum Camdeboo Nationalpark bei Graaff-Reinet zurück. Um 9.30 Uhr standen wir am Gate, wurden wie letztes Jahr auch sehr herzlich empfangen und bezahlten den Park-Eintritt. Der Ranger freute sich sichtlich, dass endlich wieder Gäste aus Europa kommen. Wir waren demnach mit die Ersten seit anderthalb Jahren. Außerdem sagte er voraus, dass „da oben“ vermutlich eine klare Sicht herrschen würde. Und er sollte recht behalten: Der Ausblick war fantastisch und mit dem des Vorjahres nicht zu vergleichen. An dieser Stelle erübrigen sich weitere Worte und wir lassen die Bilder sprechen.

Majestätische Fernblicke garantiert das Valley of Desolation.
Graaff-Reinet aus der Vogelperspektive.
Jede Menge skurrile Felsformationen gibt es hier auch.

Nicht so viel Glück hatten wir anschließend beim Durchqueren der Camdeboo Game Viewing Area. Hier hatten wir im vergangenen Jahr einige tolle Sichtungen. Diesmal aber blieb das aus! Es mag allerdings auch mit der Tageszeit zu tun haben, denn wir waren von 10.30 bis 11.30 Uhr unterwegs. Im Vorjahr hatten wir damit zu kämpfen, rechtzeitig zum Toresschluss wieder raus zu sein! Egal, jedenfalls war ein Bussard auf exponiertem Ast noch unsere beste Sichtung.

Der Bussard hält Ausschau nach Beute.
Von Weitem sah es aus, als hätten die Strauße ihre Hälse verknotet. Dem war aber nicht so.

Kurz vor Mittag tankten wir schnell in Graaff-Reinet, wo es sehr quirlig zuging. Wie schon im Vorjahr machte der Ort zumindest stellenweise keinen guten Eindruck auf uns und wir sparten es uns, auszusteigen. Aber wir hatten all das ja auch schon gesehen. Stattdessen fuhren wir bei KFC in den Drive-In und besorgten uns ein frühes Mittagessen. Denn nun lag eine mehrstündige Fahrt an die Garden Route vor uns. Fantastisch war, wie schnell sich die Landschaft änderte. War es zunächst noch recht eintönig und flach, herrschte mit dem Überqueren der Grenze zwischen Eastern und Western Cape plötzlich saftiges Grün vor. Richtig schön wurde es ab Uniondale: Bunte Blumen, sanft geschwungene Weinberge und majestätische Berge im Hintergrund. Bald näherten wir uns den Bergen und fuhren hinauf zum Outeniqua Pass. Hier hing teilweise dicker Nebel, der aber dennoch bereits den Blick auf den Indischen Ozean freigab. Eine sagenhafte Strecke für einen Roadtrip! Wir hatten das Gefühl, binnen weniger Stunden den Westen der USA, den Schwarzwald, die Schweiz und Schottland zu durchqueren.

Der Nebel hing am Outeniqua Pass zwischen Karoo und Garden Route fest.
Dennoch erhaschten wir einen ersten Blick auf den Indischen Ozean bei George.

Gegen 15 Uhr kamen wir in George an der Küste an. Die Stadt machte einen sehr gepflegten und sicheren Eindruck. Also kauften wir hier für die nächsten Tage ein. Mehrfach erwischten wir uns bei dem Gedanken, dass dies ein guter Ort zum Leben sein könnte. Dann ging es weiter über die N2 (Garden Route) nach Brenton-on-Sea. Dabei durchquerten wir auch unser geliebtes Wilderness, wo wir anderthalb Jahre zuvor beinahe Corona-bedingt gestrandet wären. Tolle Erinnerungen kamen hoch! Wir hielten allerdings nicht an, sondern fuhren gleich durch zum Zielort. Ein kurzer Stopp bei Margaretes Viewpoint mit spektakulärer Aussicht auf die Knysna Lagune – dann standen wir vor unserer Villa in Brenton-on-Sea. Zur Schlüsselübergabe war am Wochenende um 16.30 Uhr niemand mehr da, aber die Entnahme aus dem Safe neben der Tür funktionierte reibungslos. Der Blick aufs Meer von unserer Terrasse war sensationell und tat irgendwie nach der Zeit in der Karoo-Halbwüste gut. Es waren halt nochmal gsnz andere Farben! Das Ferienhaus „Brenton Breakers“ war der Wahnsinn: modern eingerichtet mit zwei Schlafzimmern, zwei Bädern und einem großen Wohn- und Kochbereich. Als wir dann auch noch lasen, dass der Komplex zum Verkauf steht, schrieben wir doch tatsächlich Nachrichten nach Hause und überlegten, ob wir im Familienverbund die 170.000 € gestemmt bekämen. Das war aber natürlich nur Träumerei… Den Abend ließen wir jedenfalls am „Lagerfeuer“ ausklingen, welches wir im Steingrill auf der Veranda entzündeten.

Margaretes Viewpoint mit Blick auf die Knysna Lagune.
Aussicht vom Garten auf den wilden Strand unterhalb des Hotels.
Wäsche waschen und entspannen – das waren die beiden Hauptbeschäftigungen an der Küste.

Am nächsten Morgen wollten wir endlich mal wieder ausschlafen. Die Safari-Tage mit dem frühen Aufstehen hatten doch etwas gezehrt. Aber denkste… 6.45 in Südafrika, Licht im Zimmer, wach! Immerhin schafften wir es noch, bis 8.30 Uhr im Bett zu bleiben und zu gammeln. Dann genossen wir bei angenehmen Temperaturen von rund 25 Grad das Frühstück mit Meerblick auf der Terrasse, wuschen erneut ein bisschen was an Wäsche und brachen am späten Vormittag auf zu den Knysna Heads. Diese Felsen begrenzen zu beiden Seiten den Eingang zur Knysna Lagune und gewähren einen sagenhaften Blick auf die Stadt und den Indischen Ozean. Danach statteten wir kurz dem darunter liegenden Strand und danach dem Hauptstrand von Brenton-on-Sea einen Besuch ab, ehe wir zum Haus zurückkehrten und etwas lasen.

Der Eingang zur Knysna Lagune wird von den sogenannten „Heads“ begrenzt.
Das Meer ist hier auch bei schönem Wetter durchaus wild.
Der Weg zum Strand führte über Stege durch einen kleinen dschungelartigen Wald.
Am Strand unterhalb der Knysna Heads war nichts los.
Das sah am Hauptstrand von Brenton-on-Sea etwas anders aus. Viel Betrieb war aber auch hier in der Vorsaison nicht.

Am Nachmittag wollte Sara gern zum einsamen Strand wandern, der sich zwischen den Klippen weit unter uns befand. Also gingen wir los – zunächst über Treppen, dann über die Felsen. Irgendwann schlug meine blöde Höhenangst zu und wir mussten umkehren. Die Felsen erhoben sich 20 m und mehr senkrecht über den tosenden Fluten, was offenbar schon wieder zu viel für mich war. Das ist so tagesformabhängig… Aber ich kann in diesen Momenten nichts tun. Meine Knie zitterten und je mehr ich mich zwingen wollte, voranzugehen, desto mehr rebellierte mein Körper – und desto gefährlicher wurde es aufgrund von reell einsetzendem Schwindel. Also ging es zurück zum Haus, wo wir bis 17 Uhr abhingen. Dann hatten wir einen Tisch im Blu Butterfly reserviert. Das sehr gut bewertete Restaurant liegt malerisch über dem Meer, wurde aber seinem Ruf aus unserer Sicht nicht gerecht. Das Essen war durchschnittlich, der Service extrem langsam. Wir erhielten nach dem ersten Getränk kein weiteres mehr und mussten mehrmals nach der Rechnung fragen, die erst nach über 30 Minuten kam. Das kann man sich auch nur erlauben, wenn man das einzige Restaurant im Ort betreibt… Am Abend spielten wir bis zum malerischen Sonnenuntergang auf der Terrasse ein paar Runden unseres neuen Würfelspiels. Es war übrigens das einzige Mal, denn ansonsten kamen wir in diesem Urlaub – anders als sonst – nicht dazu. Es gab einfach zu viel zu sehen und zu erleben!

Unser Tisch im Blu Butterfly Restaurant. Geht schlechter…
Spielen auf der Terrasse – das taten wir in diesem Urlaub nur genau einmal!
Bilderbuch-Sonnenuntergang über dem Indischen Ozean in Brenton-on-Sea an der Garden Route.

Auch am nächsten Morgen war Boris wieder um 6 Uhr wach – ganz ohne Wecker. Also bearbeitete er Bilder und trank jede Menge Kaffee, bis Sara dazukam. Wir reizten die Zeit bis zum Check-out aus, da wir erst um 14 Uhr in Oudtshoorn ankommen konnten und die Fahrzeit lediglich anderthalb Stunden betrug. Leider spielte das Wetter nicht so mit und es war Regen vorhergesagt. Deshalb fielen sämtliche angedachten Unternehmungen am Meer flach. Da war es fast gut, dass es beim Check-out-Prozess hakte: Erneut war niemand an der Rezeption erreichbar – wie schon die ganze Zeit. Die Keybox war defekt und auf unsere WhatsApp-Nachrichten an die Besitzer antwortete bis heute niemand. Also deponierten wir die Schlüssel notdürftig in der klemmenden Box und reisten ab. In Wilderness tankten wir – und trafen dabei den bestgelauntesten, freundlichsten Tankwart aller Zeiten. Das muss hier einfach mal erwähnt werden! Danach führte uns der Weg wieder durch George, wo wir erneut ein paar Kleinigkeiten einkauften. Um 12.30 Uhr fuhren wir am Ortsschild von Oudtshoorn vorbei – viel zu früh also! Immerhin war hier – hinter den Gebirgspässen – das Wetter besser. So hielten wir bei „Die Smitswinkel“, einem Restaurant im „Route 66“-Style mit endlos vielen Kuriositäten: zig Oldtimer, alte Roller, Spielautomaten, sogar, Militärfahrzeuge, eine Voliere mit dutzenden Vögeln, frei laufende Kaninchen und vieles mehr. Auch die Musik passte: Offenbar hatte die Besitzerin die gleiche Playlist mit Rock- und Hardrock-Klassikern wie wir zusammengestellt. Also verbrachten wir hier die nächsten knapp zwei Stunden mit Rippchen, Beefburgern und kühlen Getränken, ehe wir die „Riverside Guest Lodge“ ansteuerten.

Cooles Restaurant mit „Route 66“-Museumscharakter: „Die Smitswinkel“ in Oudtshoorn.

Dabei handelte es sich um sehr coole Blockhütten mit rustikalem Charme. Der Empfang durch Albert und Eliza war der herzlichste, den wir je erlebt haben – und dabei kein bisschen aufgesetzt. Sie waren perfekte Gastgeber in einem perfekten Ambiente. Wir bereuten schnell, hier nur eine Nacht gebucht zu haben – trotz des Regens und der eisigen Kälte, die hier nachts herrschte. Aber am warmen Feuer des riesigen Kamins ließ es sich gut aushalten und an der bestens bestückten Self-Service-Bar gab es die passenden Drinks dazu. Viele kleine Überraschungen wie eine abendliche Flasche Wasser, ausreichend kostenloses Brennholz und der in Aussicht gestellte kostenfreie Late-Check-out machten den Aufenthalt zu etwas ganz Besonderem.

Gemütlichkeit pur: Ein prasselndes Feuer im Kamin unserer Blockhütte.

Am nächsten Morgen hieß es um 5 Uhr: Raus aus den Federn! Denn wir hatten eine Erdmännchen-Tour gebucht, die an einem Treffpunkt an der R62 gut 9 km außerhalb der Stadt ab 5.45 Uhr stattfand. Auf Klappstühlen und mit Kaffee bewaffnet warteten wir darauf, dass die Tiere wach wurden. Devey war ein netter, erfahrener und witziger Guide, der uns mit ganz viel Wissen über Erdmännchen und die sonstige Umgebung ausstattete. Dabei erfuhren wir unter anderem, dass auch Kobras und Puffottern in den Bauten um uns herum leben. Devey: „Mich würde es sehr wundern, wenn in 20 m Umkreis nicht mindestens eine Giftschlange ist.“ Na dann! Wir sahen keine – dafür aber eine ganze Erdmännchen-Familie, die gegen 6.30 Uhr zunächst zögerlich den Kopf aus dem Bau streckte und dann langsam aktiver wurde. Hier trafen wir auch wieder auf einige Deutsche, nachdem wir bislang allem Europäischen mit Erfolg aus dem Weg gegangen waren. Die Mit-Teilnehmer waren aber allesamt sehr nett und wir konnten einem Quartett nachträglich mit ein paar Bildern aushelfen, da sie ihre Kamera im Hotel liegen gelassen hatten.

Zurück im Hotel, packten wir unsere Sachen und genossen ein hervorragendes Frühstück mit zartem Straußenfleisch (was auch sonst in der Welthauptstadt der Straußenzucht) und netten Gesprächen mit Vermieterin Eliza. In der Zwischenzeit wurde sogar noch unser Auto kostenlos von einem Mitarbeiter gewaschen. Was für ein Service! Nach dem Check-out ging es noch für einen Abstecher nach Hartenbos bei Mossel Bay. Hier unternahmen wir einen kurzen Strandspaziergang, um die Zeit bis zum Eintreffen im Gondwana Game Reserve zu verkürzen.

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