Karoo und Garden Route in ungewöhnlicher Zusammensetzung
Hier ist der Reisebericht zu unserer dritten Südafrika-Reise, die zwar auf klassischer Route, aber in ungewöhnlicher Zusammensetzung erfolgte. Bevor es losgeht, hier ein paar Rahmendaten:
Reisezeitraum: Montag, 20. März 2023, bis Freitag, 7. April 2023
Start und Ziel: Kapstadt
Mitreisende: Männlein (39) und Weiblein (32) mitsamt Schwiegermutter und sieben Monate altem Baby
Reiseverlauf: Einer der Südafrika-Klassiker mit Schwerpunkt Karoo und Garden Route. Zum einen, weil wir meiner Schwiegermutter anlässlich ihres 60. Geburtstags ein paar Highlights unserer bisherigen Südafrika-Trips mitmöglichst großer landschaftlicher Bandbreite zeigen wollten. Zum anderen war uns wegen dem jüngsten Mitreisenden daran gelegen, auf mehr oder minder bekannten Wegen zu reisen und unsere Zielorte bereits ein wenig einschätzen zu können.
20.03. Hinflug Frankfurt – Kapstadt mit Lufthansa (Direktflug)
21.03. La Ferme Accomodation, Franschhoek
22.03. Kwetu Guest Farm, Swellendam
23.03. DeZeekoe Guest Farm, Oudtshoorn
24.03. Karoo Nationalpark, Beaufort West
25.03. Karoo Nationalpark, Beaufort West
26.03. Mountain Zebra Nationalpark, Cradock
27.03. Mountain Zebra Nationalpark, Cradock
28.03. Mountain Zebra Nationalpark, Cradock
29.03. Addo Elephant Nationalpark, Addo
30.03. Addo Elephant Nationalpark, Addo
31.03. Storms River Mouth Rest Camp, Tsitsikamma
01.04. Storms River Mouth Rest Camp, Tsitsikamma
02.04. The Gull, Sedgefield
03.04. The Gull, Sedgefield
04.04. The Gull, Sedgefield
05.04. 18 On Kloof Guesthouse, Gordon’s Bay
06.04. Rückflug Kapstadt – Frankfurt mit Lufthansa (Direktflug)
07.04. Ankunft Frankfurt
Bevor es auf die Reise geht, möchten wir ein paar Fragen beantworten, die uns im Vorfeld immer wieder gestellt wurden. Vielleicht hilft das anderen Eltern, die sich mit dem Gedanken tragen, nach Südafrika zu fliegen. Alle anderen können den Teil überspringen und im nächsten Beitrag weiterlesen…
Kann man mit einem sieben Monate alten Baby nach Südafrika reisen? – Klar, warum nicht?! Wenn man vorher Fernreisen unternommen hat, weiß man doch, was einen grundsätzlich erwartet. Und den Alltag mit dem eigenen Nachwuchs kennt man nach ein paar Monaten auch und kann abschätzen, ob man ihm und sich eine solche Reise zutraut. Zuhause wie in der Fremde benötigt ein Baby vor allem Schlaf, Essen/Trinken und viel Liebe/Zuwendung. Wir finden, dass unser Kurzer in den zweieinhalb Wochen sehr viel gelernt hat und sehr viel mehr Aufmerksamkeit erhalten hat, als das daheim möglich gewesen wäre – und zwar von BEIDEN (relaxten) Elternteilen und einer Oma. Zudem hatten alle Supermärkte, die wir besucht haben, eine gut sortierte Baby-Abteilung mit Pampers in allen Größen, Nahrung, Milchpulver usw. Denn – Überraschung – auch dort werden Kinder geboren und wollen ernährt werden. Last but not least sind die Südafrikaner insgesamt unserer Erfahrung nach sehr viel kinderfreundlicher als man das aus Mitteleuropa kennt. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, durch wie viele fremde Arme der kleine Mann dort gegangen ist und wie viele neue Freunde er gefunden hat…
Aber Südafrika ist doch total unsicher! Man liest so viel über Kriminalität. Wie kann man es verantworten, mit Baby in so ein Land zu reisen? – Sicher, es gibt diese hohe Kriminalitätsrate in Südafrika. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Allerdings spielt sich vieles in den Townships ab und wir haben uns bei unseren drei Reisen kaum einmal unsicher gefühlt. Wenn man die gängigen und hier im Forum mehrfach aufgeführten Regeln befolgt und sich vorher genau überlegt, wo man hin möchte und welche Gegend man vielleicht lieber meidet, ist das Risiko eines Überfalls m.E. recht gering. Außerdem helfen Gespräche mit den Vermietern bei der Einschätzung, was geht und was nicht. Einzige Einschränkung diesmal: Aufgrund der für den 20.03.2023 angekündigten landesweiten Proteste waren wir im Vorfeld doch sehr unsicher, wie sich die Sache entwickeln würde, und haben viel hier im Forum und in der südafrikanischen Presse gelesen. Glücklicherweise war es aber – zumindest im Westkap – sehr ruhig geblieben. Und das war ja kein alltägliches Ereignis…
Ist ein Langstreckenflug einem sieben Monate alten Kind zumutbar? – Absolut! Auch wenn unser kleiner Mann aktuell das Krabbeln und Stehen übt und sich an allem hochzieht, was er finden kann (riesiger Bewegungsdrang!), hat alles sehr gut funktioniert. Wir haben allerdings auch einen eigenen Sitzplatz für ihn gebucht und eine TÜV-zertifizierte Babyschale mitgenommen, in der er schlafen konnte. Das kostet zwar etwas mehr, ist aber sicherer als der Loop-Belt und definitiv entspannter für Eltern und Kind als zwölf Stunden auf dem Schoß. Dafür muss man allerdings telefonisch direkt bei der Airline buchen und kann keine Vergleichsportale nutzen. Übrigens waren wir bei weitem nicht die einzigen Reisenden mit Baby oder Kleinkind. Und letztlich hat der Kurze auf dem Rückflug (mit zwei Trink-Unterbrechungen) fast zehn Stunden durchgeschlafen. Auf dem Hinflug war es etwas schwieriger, ihn zum Schlafen zu bringen. Das lag aber sicher an der späten Abflugzeit (22.15 Uhr) und seiner damit einhergehenden Übermüdung.
Lässt sich ein Roadtrip mit ca. 3.000 km in zweieinhalb Wochen unter diesen Voraussetzungen bewältigen, ohne dass es in Stress ausartet? – Die Antwort ist für uns eindeutig: Ja! Wichtig ist jedoch, dass man sich voll und ganz dem Kind anpasst. Bei uns sah das so aus: Morgens um 7 Uhr wurde der Kleine wach, machte gegen 8.30/9 Uhr seinen ersten kurzen Schlaf noch in der Unterkunft und dann ging es erst gegen 10 Uhr ausgeruht ins Auto. Dort saß immer jemand bei ihm auf dem Rücksitz und hat mit ihm gespielt. Die Fahrstrecken waren – bis auf zwei Ausnahmen – nicht länger als 2-2,5 Stunden. So waren wir – mit einer Mittagspause irgendwo – fast immer gegen 14 Uhr für den Mittagsschlaf in der nächsten Unterkunft. Aufgrund der mitreisenden Schwiegermutter konnten wir uns zudem bei den Unternehmungen und Safaris abwechseln, sodass der kleine Mann nicht ständig im Auto saß und ausreichend Zeit zum Spielen und Toben hatte. Daher war die Konstellation für uns perfekt! Jeder hatte viel Zeit mit Sohn bzw. Enkel und überdies für viele Erlebnisse.
Soviel erstmal zum Exkurs „Reisen mit Baby“. Weitere Fragen und Infos beantworte ich gerne. Ich hoffe, mit diesem Reisebericht anderen Eltern einige Sorgen nehmen zu können, eine Fernreise mit Baby oder Kleinkind anzugehen.
La Ferme Franschhoek Accomodation (21.-22.03.2023)
Nach einem sehr ruhigen Nachtflug in einer nicht ausgebuchten Lufthansa-Maschine nahmen wir gegen 11 Uhr unseren Mietwagen am Kapstädter Flughafen in Empfang. Glücklicherweise erhielten wir den erhofften Toyota Fortuner, der uns von einigen lieben Forikern empfohlen worden war. Der Tipp war Gold wert. Kleiner hätte das Auto bei unserem Gepäck für drei Erwachsene und ein Baby nicht sein dürfen, galt es doch, drei Koffer, drei Rucksäcke, ein Reisebett und einen Buggy unterzubringen. Hinzu kamen später diverse Einkäufe (Getränke, Feuerholz, Lebensmittel usw.). Außerdem kam uns besonders in den Nationalparks die erhöhte Sitzposition doch sehr zugute.
Bei der sehr freundlichen Europcar-Mitarbeiterin erkundigten wir uns vor der Abfahrt, ob die landesweiten Proteste vom Vortag irgendwelche Probleme verursacht hätten. Dies war nicht der Fall. Also konnten wir wie geplant über die N2 und die R310 nach Stellenbosch fahren. Dort kauften wir im gut sortierten Superspar die nötigsten Vorräte für den nächsten Tag ein und steuerten danach zielstrebig unsere erste Unterkunft, La Ferme Franschhoek Accomodation bei Wemmershoek, an. Dabei handelt es sich um ein Farmgelände, auf dem drei Blockhäuser gemietet werden können. Da wir die einzigen Gäste waren, konnten wir die Ruhe und den Blick auf die Berge genießen und in Ruhe ankommen. Auf eine Tour mit der Wine-Tram verzichteten wir, um uns zunächst einmal zu akklimatisieren. Die Cottages waren zweckdienlich, aber keineswegs luxuriös. Da wir Hunde mögen, freuten wir uns über deren Besuch und Begleitung beim Spaziergang über das Farmgelände. Wer das nicht mag, sollte lieber woanders buchen. Viel mehr gibt es nicht zu dieser Station zu sagen.

Am nächsten Morgen ging es dann schon weiter in Richtung Swellendam – jedoch nicht ohne eine kurze Rundfahrt durch das beschauliche Franschhoek und einen kurzen Foto-Stopp auf dem Franschhoek Pass.

Kwetu Guest Farm, Swellendam (22.-23.03.2023)
Weil wir nach der zweieinhalbstündigen Fahrt schon gegen 12 Uhr in Swellendam anlandeten, beschlossen wir, noch einen kurzen Abstecher in den Bontebok Nationalpark zu unternehmen. Das passte ganz gut, um eine Dramaturgie aufzubauen. Denn die Tiersichtungen würden – so vermuteten wir – in den kommenden Tagen höchstwahrscheinlich immer zahlreicher und interessanter werden. So war dies ein ganz netter Einstieg, an den wir wenig Erwartungen hatten. Und so kam es auch: Außer ein paar Buntböcken in weiter Entfernung sahen wir keine Tiere. Dafür vertraten wir uns auf einem der Wanderwege im Zentrum des Parks ein wenig die Beine, ehe wir die restlichen Kilometer zur Kwetu Guest Farm zurücklegten.

Die Farm ist aus unserer Sicht perfekt geeignet für Familien mit kleinen Kindern – auch wenn unser Filius noch etwas zu jung war. Hier gibt es viele Tiere wie Springböcke, Buntböcke, Pferde, Strauße und sogar zwei Giraffen, denen man sich zu Fuß oder mit dem Auto respektvoll nähern darf. Während wir im Haupthaus untergebracht waren, gibt es auch mehrere Cottages, in denen man sogar auf der Veranda von neugierigen Tieren besucht wird. Aber auch unsere Zimmer hatten jeweils eine schöne Terrasse mit Grill, den wir abends ausgiebig nutzten. Auch der schön angelegte Garten mit Blick über das Farmgelände wusste zu gefallen. Beim nächsten Mal und mit etwas älteren Kindern könnten wir uns einen längeren Aufenthalt hier gut vorstellen.

Am folgenden Morgen statteten wir dem Marloth Nature Reserve bei Swellendam noch einen Besuch ab. Das Naturreservat liegt in den Bergen und bietet mehrere wunderbare Wanderwege. Ein Auto mit guter Bodenfreiheit ist hier empfehlenswert, denn die Wege im Herzen des Parks sind nicht sonderlich gut ausgebaut. Wir entschieden uns für den kurzen, aber kräftezehrenden Aufstieg zu einem Wasserfall, den wir aber aufgrund von Steigung und ungeduldigem, hungrigem Kind kurz vor dem Ziel abbrachen. Schön war es dennoch, wie die Bilder beweisen. Und viel los war hier auch nicht. Unterwegs begegnete uns im Wald noch eine große Horde Paviane, die aber flugs im Unterholz verschwanden.

DeZeekoe Guest Farm, Oudtshoorn (23.-24.03.2023)
Dies war die wohl luxuriöseste Unterkunft unserer Reise, da diesmal keine Private Game Reserves auf dem Plan standen. Gebucht hatten wir sie in erster Linie, weil wir bereits vor zwei Jahren die tolle Erdmännchen-Tour mit Meerkat Adventures mitgemacht hatten und dieses Erlebnis nun wiederholen bzw. der Schwiegermutter offerieren wollten. Damals hatten wir in der Riverside Guest Lodge übernachtet. Diesmal dachten wir: Warum nicht gleich alles aus einer Hand?! Und es lohnte sich: Die Guest Farm war herausragend! Sie punktet mit wunderschönen Zimmern, einem sehr gepflegten Garten mit Pool, superleckerem Abendessen (Salat mit Springbok-Carpaccio, Straußenfilet) und vollendetem Service. Weil unser Sohn am Abreisetag so lange schlief, schafften wir es nicht rechtzeitig zum Frühstück. Dennoch wurde es möglich gemacht, dass wir nach der eigentlichen Check-out-Zeit noch einen Happen essen durften. Also: Daumen hoch!

Doch zurück zum Reisebericht: Ehe wir in Oudtshoorn ankamen, stand eine landschaftlich wunderschöne, zweieinhalbstündige Fahrt auf dem Programm. Zunächst ging es von Swellendam über die Zuurberge nach Barrydale – eine herrliche Bergstrecke. Danach mündet die R324 in die berühmte R62, die so etwas wie die südafrikanische Variante der „Route 66“ ist. Wer eine eintönige Landschaft erwartet, liegt nur bei oberflächlicher Betrachtung richtig. Zwar ist es meist recht karg (was wir sehr mögen), aber bei näherem Hinsehen wandelt sich das Panorama immer wieder: mal ist es flach, mal erheben sich Bergketten zur Rechten oder Linken. Und auch die Flora am Wegesrand ist stetiger Veränderung unterworfen. Wir haben diese Strecke sehr genossen und wieder mal gestaunt, wie landschaftlich vielfältig Südafrika ist.

In Oudtshoorn angekommen, war es ordentlich heiß. Deshalb sprang ich in den Pool, während die anderen ein Buch zur Hand nahmen oder schliefen. Abends gönnten wir uns besagtes leckeres Dinner und gingen früh zu Bett. Denn am nächsten Morgen stand für die beiden Damen bereits um 6 Uhr die Erdmännchen-Tour auf dem Programm, während ich mich um unseren Nachwuchs kümmerte. Er war blendend aufgelegt und wir genossen den „Männermorgen“. Nach dem verspäteten Frühstück ging es dann weiter in Richtung Beaufort West.

Vielleicht noch ein kleines Zwischenfazit zu den ersten Tagen des Roadtrips mit Baby. Früher war es völlig okay für uns, öfters mal „Ein-Nacht-Stopps“ einzulegen, um vorwärts zu kommen und möglichst viel zu sehen. Diesmal wollten wir darüber hinaus des Kindes wegen allzu lange Fahrten vermeiden, was unweigerlich zu ein paar „Einer-Stopps“ führte. Das war insgesamt auch nicht unbedingt eine Fehleinschätzung. Auch diesmal war es nicht total stressig und klappte eigentlich ganz gut. Dennoch würde ich beim nächsten Mal eher dazu tendieren, einen der drei „Einer-Stopps“ zugunsten einer längeren Fahrt wegzulassen und dafür zwei Nächte irgendwo zu bleiben. Denn wir freuten uns nun doch sehr darauf, nicht mehr jeden Tag alles ein- und auspacken zu müssen – gerade weil ein Kleinkind nicht unbedingt weniger Gepäck hat als ein Erwachsener. Ganz im Gegenteil… 😉
Karoo Nationalpark, Beaufort West (24.-26.03.2023)
Auf dem Weg aus der kleinen in die große Karoo überquerten wir zunächst auf einer landschaftlich wiederum sehr reizvollen Route die Swartberge. Danach standen noch knapp zwei eher eintönige Fahrstunden auf dem Programm, ehe wir in Beaufort West ankamen. Die Kleinstadt machte auf uns nicht den besten Eindruck. Hier war extrem viel fußläufiger Betrieb auf der Straße. Unserem Gefühl nach waren auch zahlreiche zwielichtige Gestalten dabei. Aber der äußere Eindruck kann natürlich täuschen. Dennoch: So viel Polizeipräsenz, private bewaffnete Sicherheitsfirmen und mit Schlagstöcken bewaffnete Supermarkt-Parkplatzwächter haben wir sonst noch nirgends gesehen. Also teilten wir uns auf: Meine Frau blieb mit dem Nachwuchs im vollgepackten Auto, während ich mit der Schwiegermutter im Eiltempo für den kommenden Aufenthalt im Karoo Nationalpark einkaufte. Nachdem wir die schier endlose Schlange an der Kasse hinter uns gelassen hatten, sahen wir zu, schnell weiterzukommen. Das war letztlich der einzige Ort, an dem ich kein gutes Gefühl hatte – und auch hier gab es vermutlich eigentlich keinen konkreten Anlass dazu.

Jedenfalls passierten wir zehn Minuten später nach einem kurzen Plausch mit dem netten Ranger das Gate zum Karoo Nationalpark, in dem wir nun zum ersten Mal zu Gast sein würden. An der Rezeption fand der kleine Mann wieder mal viele neue Freundinnen, die ihn gar nicht mehr gehen lassen wollten. Hier hätten wir vermutlich problemlos mehrere kostenfreie Babysitterinnen für die folgenden Tage gefunden – zumindest stellten sie uns das in Aussicht… Wir erhielten die Cottages (CO3) Nr. 23 und 24 mit tollem Blick in die traumhafte Landschaft und waren damit sehr zufrieden. Auch toll: Ab hier hatten wir für eine knappe Woche keinen Internetzugang. Sim-Karten kaufen wir prinzipiell nie und WLAN gibt es in den von uns besuchten Parks nicht. Für uns ist das immer wieder befreiend, mal einfach ohne Verbindung zur Außenwelt zu sein!

Am späten Nachmittag brachen wir zu viert zu einem ersten gemeinsamen Game Drive auf. Hierfür steuerten wir den kürzesten Rundkurs, den ca. 12 km langen Lammertjiesleegte, ganz im Osten des Parks an. Dies ist – neben dem Potlekkertjie Loop – einer von zwei ohne Allrad-Fahrzeug befahrbaren Wegen im Karoo NP. Alle anderen Strecken sind als 4×4-Touren ausgewiesen. Wirklich viele Tiere sahen wir an diesem Tag nicht. Am meisten begeisterte uns der Fleckenuhu. Daneben zeigten sich ein Bussard und ein paar Strauße und Zebras. Am Pool des Bulkraal Picknickplatzes trieb sich noch eine einsame Grünmeerkatze herum.

Dafür bot sich abends auf der Terrasse des Cottages ein fantastisches Farbenspiel. Ohnehin lebt dieser Park viel eher von seinen landschaftlichen Reizen als von seinem Tierreichtum. Das hatten wir vorher gelesen – und das bewahrheitete sich für uns auch. Allerdings soll das in keinster Weise unsere Bewertung schmälern, denn es gefiel uns hier sehr gut!
Am nächsten Morgen brachen zunächst meine Schwiegermutter und ich zum Morning-Drive auf. Ziel war diesmal der 45 km lange Potlekkertjie Loop, den wir im Uhrzeigersinn fuhren, sodass wir zunächst die weiten Ebenen im Morgenlicht erkundeten und schließlich mit der Abfahrt vom wunderbaren Klipspringer’s Pass endeten. Obwohl auch heute keine außergewöhnlich spektakulären Sichtungen dabei waren, genossen wir die sagenhafte Karoo-Landschaft im goldenen Morgenlicht in vollen Zügen. Dabei begegneten uns diverse Antilopen-Arten, Zebras, Strauße und Schildkröten.

Highlight war unser Stopp an der Aussichtsplattform, an der wir aus dem Auto stiegen, um den Blick über die weiten Ebenen zu genießen, die wir gerade passiert hatten. Just in dem Moment, in dem wir zurück zum Auto gehen wollten, hörten wir einen Löwen brüllen. Magisch! Auch wenn das Gebrüll nicht allzu nah zu sein schien, sahen wir dennoch zu, flugs zum Fahrzeug zurückzukehren. Leider zeigte sich die Raubkatze weder jetzt noch beim abendlichen Drive mit meiner Frau. Höhepunkt dieser Fahrt war der Klipspringer, der sich am gleichnamigen Pass für uns in Szene warf und sein Reich überblickte. Er blieb ganz ruhig stehen, während ich mit dem Auto langsam hinter ihm rangierte, um den perfekten Winkel für mein Foto zu bekommen. Danke dafür, junger Freund!

Zwischendurch schauten wir uns noch den informativen Fossil Trail im Rest Camp an und am Abend gönnten wir uns ein Dinner im Restaurant. Die Qualität war für ein Restaurant in einem SanPark sehr okay. Die Besonderheit hier: Das Frühstück ist im Preis inbegriffen. Hier war die Qualität sehr unterschiedlich. Das Omelett war gut, die French Toasts jedoch nicht empfehlenswert. Dafür waren die Angestellten extrem freundlich.
Nach einem letzten, sichtungsfreien Morning Drive (diesmal von Frau und Schwiegermutter) machten wir uns bereit zum Aufbruch, wollten wir doch heute dem Valley of Desolation mal wieder einen Besuch abstatten und dann bis Cradock durchfahren.
Mountain Zebra Nationalpark, Cradock (26.-29.03.2023)
Leider stand es mit dem Wetter auf dieser Etappe nicht zum Besten! Rund um Graaff-Reinet schüttete es wie aus Eimern, sodass wir uns dagegen entschieden, dem Valley of Desolation und der Game-Drive-Area im Camdeboo Nationalpark einen Besuch abzustatten. Damit haben wir hier inzwischen bei drei Besuchen fast jedes Wetter durch: Beim ersten Mal Nebel, beim zweiten Mal prallen Sonnenschein und nun sintflutartigen Regen. Somit kamen wir früher in Cradock an, wo wir uns im Spar-Markt mit Vorräten für die nächsten Tage eindeckten und dann das kleine Stück zurück in den Mountain Zebra Nationalpark fuhren.

Endlich waren wir wieder in unserem Lieblingspark! Hier wurden wir von strahlendem Sonnenschein sowie vielen tierischen Bewohnern begrüßt. Was uns sofort auffiel: Die Vegetation war um einiges üppiger als bei unseren vorigen Besuchen. Später bestätigte uns ein Ranger, dass es glücklicherweise ergiebige Regenfälle gegeben habe. Für uns hatte dies zwei Seiten: Zum einen freuten wir uns für alle tierischen und menschlichen „Einwohner“ und genossen die spektakuläre Natur in vollen Zügen. Zum anderen erschwerten das hohe Gras und die üppig grünen Sträucher und Bäume natürlich mögliche Tiersichtungen.
Einer der großen Höhepunkte unseres dreitägigen Aufenthalts war – wie schon beim letzten Besuch – das Cheetah-Tracking. Es ist einfach immer wieder ein fantastisches Erlebnis, diesen wunderschönen Raubkatzen so nahe kommen zu dürfen. Diesmal hatte eines der Weibchen sogar ganz frisch junge bekommen. Diese waren allerdings nur zu erahnen, als sie durch das hohe Gras wuselten. Die Freude über diese Entdeckung war bei den Rangern riesig. Zugleich berichteten sie, dass sie die Neugeborenen nun erst einmal nicht weiter behelligen möchten und bei den Trackings die anderen Geparde aufsuchen werden. Das freute uns sehr zu hören, denn Tierschutz sollte immer vor den touristischen Aspekten kommen!





Außerdem sahen wir diesmal unsere ersten Schlangen. Bei der Puffotter, die auf der Straße lag, reichte es immerhin noch zu einem verwackelten Foto durch die Frontscheibe, ehe sie sich verzog. Die Boomslang haben wir leider gar nicht fotografieren können. Als meine Frau in unserem Cottage auf den Balkon gehen wollte, schlängelte sie sich gerade unsere Hauswand in Richtung Dachrinne hoch. Vermutlich wollte sie mal bei den Vögeln schauen. Doch offenbar war der Schreck bei der Schlange noch größer als bei meiner holden Gattin, denn sie türmte so schnell sie konnte und zog sich ins Dickicht zurück.





Auch wenn es für Löwen diesmal nicht reichte, waren wir erneut keineswegs enttäuscht von unserem Lieblingspark. Wir sahen Erdmännchen auf der Link Road, Schakale und Mungos, viele Antilopen, einen weiteren Uhu, einen Wiedehopf und unzählige Herdentiere in fantastischer Kulisse auf dem Rooiplaat Loop. Zudem weiß der Kranskop Loop immer wieder durch seine wundervollen Aussichten zu begeistern. Extra-Punkte gibt es auch für das wirklich gute Restaurant mit tollem Außenbereich. Schade war hingegen, dass wir diesmal nicht „unser“ Cottage Nr. 21 am Ende des Camps bekamen. Wir erhielten die Nummern 23 und 24, die oberhalb des Zufahrtsweges liegen. Zwar sind auch sie nicht hundertprozentig einsehbar und bieten einen Teilblick in die Game Area. Aber die Einheiten 20-22 sind aus unserer Sicht am besten gelegen.

Addo Elephant Nationalpark (29.-31.03.2023)
Unser letzter Safari-Stopp war der Addo Elephant Nationalpark. Auch wenn er uns – zumindest in dem uns bekannten Teil rund um das Main Camp – etwas zu touristisch ist, hat man hier sehr gute Tiersichtungen fast garantiert. Diesmal waren wir jedoch positiv überrascht, dass vergleichsweise wenig Besucher vor Ort waren. Zumindest war das unser subjektiver Eindruck – auch wenn natürlich spürbar mehr los war als in der Karoo.
Eigentlich wollten wir diesmal gerne im Nyathi Rest Camp unterkommen. Dieses war jedoch bereits ausgebucht. Daher mussten wir wieder auf das Main Camp ausweichen. Gebucht hatten wir diesmal kein Rondavel, sondern ein Chalet 2/4 (Chalet 2BD +DSC). Auch hier erhielten wir die Nummern 23 und 24 – eine gute Wahl. Denn von hier hatte man einen guten Blick in die Game Area. Wir sahen immer wieder Elefanten vom Balkon. Besuch bekamen wir von Meerkatzen, einem schwarzen Mungo und einem Böckchen. Letzteres sehr zur Freude unseres Sohnes, der sich gar nicht mehr einkriegte und das Tier mit den ulkigsten Geräuschen anzulocken versuchte. Natürlich erfolglos. Das Tier ließ sich beim Fressen nullkommanull stören.
Neben zahlreichen Elefanten, die den kleinen Mann ebenfalls so sehr faszinierten, dass er sich die Nase im wahrsten Wortsinn an der Autoscheibe plattdrückte, sahen wir u.a. Hyänen, Schakale, Zebras und Büffel. Erstmals unternahmen wir auch einen Night Drive. Dabei hatten wir das große Glück, drei der Big 5 an einem Ort zu sehen: Elefant, Nashorn und Büffel fraßen in nur zehn Meter Umkreis. Insgesamt aber war das aufgrund eingeschränkter Fotografiermöglichkeiten nicht so unsere Sache.




Als wir uns am Abreisetag schon fast damit abgefunden hatten, der armen Schwiegermutter bei ihrem ersten Afrika-Besuch keine Löwen präsentieren zu können, passierte es doch noch! Wir hatten bereits ausgecheckt und waren auf dem Weg durch den Park zum Mathyolweni-Gate in Colchester. Dies übrigens nur, weil das Auswärtige Amt für die Route über die R335 vom Main Gate über Addo nach Port Elizabeth eine Reisewarnung ausgesprochen hat. Für uns jedoch zahlte sich der zeitliche Umweg aus. Denn am Abzweig zum Ngulube Loop im Südteil des Parks standen bereits vier Autos an ein- und derselben Stelle. Ein untrügliches Zeichen für eine besondere Sichtung. Und tatsächlich: In einige Entfernung lagen zwei Löwinnen unter einem Strauch. Yippie, Mission erfüllt – wenn auch nur aus weiter Ferne! Doch es sollte noch besser kommen, denn nun tauchte plötzlich ein Büffel auf. In aller Ruhe ging er auf die Löwinnen zu, sodass wir schon dachten, er hätte sie nicht bemerkt und wir würden gleich Zeuge einer Jagd. Doch weit gefehlt: Schon stand die erste Löwin auf und trollte sich in die Büsche. Als die Kollegin nicht folgte, half der Büffel-Bulle nach und jagte sie im Vollsprint ins Unterholz. Ein unerwartetes Ende und ein beeindruckendes Schauspiel, dem wir beiwohnen durften!



Storms River Mouth Rest Camp, Tsitsikamma (31.03.-02.04.2023)
Nach dem Abschied von den Safari-Destinationen ging es nun an die Küste. Hier sollte zunehmend die Erholung im Vordergrund stehen, ehe es zurück nach Deutschland ging. Zunächst aber warteten zwei kleinere Enttäuschungen auf uns: Erst war das Essen bei der Paul Sauer Bridge (Steers) wesentlich schlechter als wir das in Erinnerung hatten und dann erhielten wir zwar im Storms River Mouth Rest Camp das gebuchte Family Cottage. Jedoch hatten wir uns irgendwie etwas anderes darunter vorgestellt. Es war wesentlich kleiner als das Honeymoon Cottage vom letzten Mal. Und auch die Lage oberhalb des Campingplatzes mit Blick über denselben war nicht so toll wie das Cottage Nummer 17 beim letzten Mal. Aber das war erstens unser Fehler und zweitens zu verschmerzen. Ohnehin wurde es durch die tolle Natur drumherum mehr als wettgemacht, die umso mehr ihre Wirkung entfaltete, weil der Kontrast zwischen karger, arider Karoo und satt-grünem Urwald in Tsitsikamma kaum größer sein könnte.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit liefen wir zur Supension Bridge. Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit hatten wir den Weg komplett für uns. Besonders toll: Von der Hängebrücke aus durften wir spielende Delfine im Wasser unter uns beobachten und am Wegesrand tollten einige Dassies umher. Welch ein Start!




Am nächsten Morgen liefen wir ein Stück des Waterfall Trails, der den Beginn des weltbekannten Otter Trail markiert. Weil wir den kleinen Mann in der Trage hatten und die Sonne sehr intensiv vom Himmel brannte, sahen wir jedoch davon ab, über die nackten Felsen bis zum Wasserfall zu kraxeln und brachen die Tour am Ende des ausgebauten Weges ab.


Ansonsten spielten und lasen wir, genossen die Aussicht vom Balkon aufs Meer, tranken ein Bierchen oder ein Glas Wein und ließen die Seele baumeln, was nach den letzten Frühaufsteher-Tagen auch mal ganz guttat.
The Gull, Sedgefield (02.-05.04.2023)
Nach der Abreise aus dem Storms River Mouth Rest Camp nahmen wir Kurs auf Nature’s Valley, einen der Lieblingsorte meiner Frau. Dieser Ort wird von europäischen Touristen noch nicht ganz so häufig frequentiert wie andere Ecken der Garden Route. Zudem ist er recht abgelegen und isoliert. Genau das verleiht – im Zusammenspiel mit der fantastischen Natur (der Name ist hier Programm!) – diesem Tal einen ganz besonderen Zauber.
Jedenfalls fuhren wir über die Serpentinenstraße hinab zur Lagune. Über den breiten Sandstrand liefen wir zum Start des Otter Trails. Von dort führt ein kleiner Wanderpfad steil hinauf zum Pig’s Head, einem markanten Felsen mit spektakulärer Aussicht über die Lagune, den Strand und die Urwälder von Tsitsikamma. Nach dem Abstieg belohnten wir uns mit einem sehr, sehr leckeren Essen im Blue Rocks Café, dem einzigen Restaurant des Ortes. Besondere Empfehlung meinerseits: Die indische Chicken Pizza und ein Rooibos-Eistee dazu!


Danach ging es für uns zur nächsten Unterkunft, dem The Gull in Sedgefield. Nachdem wir bei den letzten Trips bereits in Wilderness und Brenton-on-Sea genächtigt hatten, wollten wir wieder einen anderen Standort ausprobieren – obwohl uns die vorgenannten ebenfalls gefielen (besonders Wilderness). Doch auch Sedgefield erwies sich als Volltreffer, ebenso wie die Unterkunft. Die Besitzerin war supernett. Der Bungalow, den wir gemietet hatten, war ebenso wie der zugehörige private Garten liebevoll eingerichtet und super in Schuss. Hier fühlten wir uns so wohl, dass wir von großartigen weiteren Unternehmungen absahen. Hinzu kam, dass wie einen regnerischen und bewölkten Tag erwischten und unser jüngster Mitreisender an einem anderen Tag keine große Lust verspürte zu schlafen. Unter diesen Voraussetzungen cancelten wir den Ausflug zum Robberg Nature Reserve in Plettenberg Bay und verbrachten unsere Zeit lieber am Strand vor der Tür, im Garten und in der benachbarten PiliPili Beach Bar. Leider wurde es auch nichts mit einer Wanderung zum Gericke’s Point, denn wir hatten Pech mit den Gezeiten. Nicht weiter schlimm, denn wir waren ja schonmal dort und auch so waren die endlosen Sandstrände der Garden Route wieder ein Genuss!


18 On Kloof Guest House, Gordon’s Bay (05.-06.04.2023)
Nun stand bereits der letzte volle Urlaubstag an – und der war einer langen, viereinhalbstündigen Fahrt bis nach Betty’s Bay vorbehalten. Wie konnte der Urlaub nur so schnell vorbeigehen? Mit Kleinkind ging das gefühlt sogar noch viel flotter als in der Vergangenheit…
Abgesehen von einem Mittagessensstopp in Riversdale (Spur Steak Ranch – wie immer gut) legten wir keine Pausen ein und kamen zügig voran. So kamen wir gegen 15 Uhr am Stony Point in Betty’s Bay an. Hier lebt – genau wie am bekannteren Boulder’s Beach in Simon‘s Town – eine Pinguinkolonie. Nur ist hier wesentlich weniger los und das Setting drumherum mit den Kogelbergen gefällt uns fast noch etwas besser. Man kann vom Parkplatz aus einen Rundweg laufen, für den man Eintritt zahlt. Wir haben uns dagegen entschieden und lediglich eine halbe Stunde den Bereich linker Hand erkundet.




Danach ging es postwendend weiter zum 18 On Kloof Guest House in Gordon’s Bay. Die Küstenstraße bis dort ist atemberaubend schön. Im Grunde könnte man hinter jeder Kurve anhalten und die Aussicht genießen. Wir sahen diesmal davon ab, damit wir noch ein wenig die Sonne auf dem Balkon in unserer wunderschönen Unterkunft genießen können. Wir hatten die beiden Zimmer im Obergeschoss – und damit eine Etage für uns. Wobei Zimmer zu kurz greift, denn auch zwei Balkone und zwei Badezimmer sowie ein geräumiger Flur gehörten dazu. Dank der unfassbaren Herzlichkeit der Gastgeber haben wir uns hier sehr wohl gefühlt und werden vermutlich beim nächsten Südafrika-Trip die ersten oder letzten Tage rund um Kapstadt hier verbringen. Denn die Aussicht über die False Bay und das überragend leckere Frühstück in einer sehr sicheren Wohngegend haben uns sehr gut gefallen.


Gegen einen geringen Aufpreis hatten wir zudem einen Late-Check-out vereinbart, sodass wir bis 14 Uhr in der Unterkunft bleiben durften, ehe um 17.30 Uhr der Rückflug nach Frankfurt erfolgte.
Jetzt bleibt uns nur die Hoffnung, möglichst bald wieder nach Südafrika zu kommen – dann womöglich mal mit dem Ziel Northern Cape und dem Schwerpunkt Kgalagadi Transfontier Park…