
Vom 17. bis 24. August 2016 war Boris gemeinsam mit seinem Bruder Sören unterwegs in Norwegen. Gleich am ersten Tag war uns das Glück hold: Nachdem wochenlang Dauerregen auf die Region niedergegangen war, sollte doch tatsächlich die Sonne scheinen.
Ein Highlight zu Beginn
Und so planten wir, sofort eines der Highlights in Angriff zu nehmen: Die Wanderung auf den Preikestolen. Der so genannte Predigtstuhl ist eine 25 x 25 m große Felsformation, dessen Kante 604 m senkrecht in den Fjord hinabfällt. Die Kanzel gewährt einen sagenhaften Blick über den 40 km langen Lysefjord und auf die gegenüberliegenden Berge.

Los geht’s in aller Frühe
Weil diese Felsformation am Lysefjord alles andere als ein Geheimtipp ist, brachen wir in aller Frühe auf. Von Sandnes fuhren wir um kurz vor 7 Uhr los und benötigten eine gute halbe Stunde bis nach Lauvvik. Dort setzten wir mit der Fähre über nach Oanes und fuhren mit dem Auto weitere 20 Minuten zum Startpunkt des Trailheads. Weitere Informationen zur Fährverbindung gibt es hier.

Vier Kilometer steil bergauf zum Preikestolen

Im dichten Nebel machten wir uns dann auf den etwa 4 km langen Weg (one-way). Das klingt erstmal nicht nach viel, aber bei 490 m Höhenunterschied und gelegentlichen Passagen, in denen es nicht mehr über Wege, sondern über nackte Felsen geht, bleibt einem hier und da schonmal die Puste weg.
Für einen halbwegs trainierten Menschen indes stellt der Weg keine wirklich große Hürde dar. Selbst ich hatte trotz der nur einige Monate zurückliegenden Lungen-Operation keine größeren Schwierigkeiten. Zu Beginn ging es noch über befestigte Pfade – zumeist steil bergan. Erst im Wald, dann über Felder entlang malerischer Bergseen und ein kleines Stück Heidelandschaft sowie schließlich – wie angesprochen – über nackte Felsen.
Aus dem Nebel in die Sonne

Mit jedem Schritt legte sich der Nebel mehr und mehr. Als wir schließlich oben waren, wurden wir mit wunderschönem, blauem Himmel und Sonnenschein belohnt. Das Glück haben im rauen Klima Norwegens nicht allzu viele Besucher!
Auch für einen höhenängstlichen Menschen wie mich war der Weg gut zu schaffen. Lediglich an einer Engstelle – einer Holzbrücke an einem Steilstück kurz vor dem Ziel – musste ich ein wenig durchschnaufen. Schließlich entschädigte aber der sensationelle Ausblick für die Mühen des Aufstiegs und die kurze Höhenangst-Attacke.


Verrücktheiten am Abgrund
Wenn ich auch etwas zuviel Respekt vor Abbruchkanten habe, so sahen wir einige Leute, die definitiv zu wenig Respekt vor einem freien Fall über 600 Meter hatten: Eltern, die ihre Kinder über die Kante hoben, Menschen, die auf einem Bein am Rand standen und irgendwelche bekloppten Yoga-Figuren machten – all das war keine Seltenheit! Nun ja, jeder wie er meint… Hoffen wir, dass nicht irgendwann in deutscher Manier Geländer und Gitter dort oben angebracht werden, nur weil die Touristen nicht mit so viel Freiheit umgehen können!
Besser früher als später zur Predigtkanzel wandern
Apropos Touristen: Beim Abstieg kamen uns unfassbar viele Leute in einer nicht enden wollenden Kolonne entgegen. So waren wir froh, dass wir wieder weg kamen. Daher noch einmal der ausdrückliche Tipp: Unbedingt vor 8 Uhr dort hinauf gehen! Und das nicht – wie einige Asiaten – in Flip-Flops und kurzer Hose…
