Von Canyons und Sternen

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Diesen Sternenhimmel kann man kaum toppen! Die Abajo Guest Cabins boten perfekte Bedingungen für nächtliche Fotografie – außer dass es bitterkalt war…

Der 15. Mai sollte einer der schönsten und vielseitigsten Tage unseres Roadtrips durch den amerikanischen Südwesten werden. Zunächst stand eine Führung im Lower Antelope Canyon auf dem Programm. Das war einer der Must-See-Punkte unserer Reise – und trotzdem hätten wir ihn beinahe verpasst.

Im Lower Antelope Canyon besser vorbuchen

Denn in Internet-Foren und diversen Blogs war zu lesen, dass man die Tour im Frühjahr nicht unbedingt vorbuchen muss. Doch weit gefehlt! Unser Glück war, dass wir am Abend vorher sicherheitshalber doch noch reservieren wollten, nachdem wir den wunderbaren Sonnenuntergang am Horseshoe Bend genossen hatten.

Denn so stellten wir fest, dass die Touren bei Dixie Ellis für die nächsten Tage bereits komplett ausgebucht waren und auch Ken’s Tours hatte kaum noch Slots frei. Wir ergatterten so eben die letzten beiden Plätze für die 11-Uhr-Führung.

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Immer neue Motive ergeben sich durch den spektakulären Lichteinfall im Canyon.

Gut angelegte 50 Dollar

Vor Ort stand eine lange Schlange am Kassenhäuschen. Viele Touristen waren umsonst gekommen, einige warteten lange Zeit in der prallen Sonne, um vielleicht doch noch einen Platz zu ergattern, wenn jemand, der vorbestellt hatte, nicht kam. Das dürfte allerdings kaum der Fall gewesen sein, denn mit 50 $ pro Person ist die einstündige Führung im Slot-Canyon kein billiges Vergnügen. Und doch hat es sich gelohnt wie kaum etwas anderes auf unserer Reise.

Mit einer Navajo-Indianerin unter die Erde

Wir wurden von einer sehr netten Navajo-Indianerin (der Canyon liegt auf deren Land) mit unter die Erde genommen. Über mehrere steile Leitern ging es in Gruppen von maximal 15 Personen nach unten. In diesem Zusammenhang sei gesagt, dass es egal ist, bei welchem der beiden Anbieter man die Tour bucht. Denn beide nutzen den gleichen Eingang und gehen mit ihren Gruppen abwechselnd hinunter. Somit macht weder die Zeit, die man im Lower Antelope Canyon verbringt, noch die Anfahrt oder Wartezeit einen Unterschied.

Hilfe bei der Kamera-Einstellung

Unsere Führerin erklärte uns allerhand Wissenswertes zur Entstehung des Canyons, warum das Licht so spektakulär und zu jeder Tageszeit anders ist und dergleichen mehr. Außerdem gab es bei Bedarf viele hilfreiche Tipps zum Einstellen der Kameras und Smartphones. Hier ein Richtwert für Canon EOS-Spiegelreflex-Digitalkameras mit Kit-Objektiven: ISO 400-800, Belichtungszeit 1/50, Blende 8. Von diesem Setting aus kann man dann prima nachjustieren. Stative und Videokameras sind übrigens dort unten grundsätzlich verboten.

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Wir könnten noch hunderte weiterer Fotos posten, lassen es aber dabei bewenden.

Immer neue Lichtspiele

Die Zeit verging wie im Fluge – auch, weil die senkrecht einfallende Sonne hinter jeder Biegung neue Lichtspiele zauberte und die rötlichen Felsen in eine bizarre, surreale Welt verwandelte. Mal erschienen Lichter wie eine dämonische Fratze, dass erschienen Felsen wie eine Dünenlandschaft oder ein Torbogen. Spektakulär ist noch untertrieben! Das muss man gesehen haben, sonst glaubt man wahrscheinlich nicht, dass unsere Bilder kaum bearbeitet wurden. Viel zu schnell waren wir nach rund 50 Minuten am Ausgang angekommen und zwängten uns durch die sehr enge Felsspalte der Sonne entgegen. War es unten recht angenehm (gefühlte 20 Grad), so brannte über der Erde die „gelbe Fratze“ mit unerbittlichen 32 Grad auf uns hinunter.

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Durch diese enge Felsspalte gelangten wir schließlich wieder ans Tageslicht.

Lake Powell und Monument Valley

Danach ging es weiter zum Staudamm am Lake Powell, der allerdings aus unserer Sicht keinen Zwischenstopp wert war. Also tankten wir kurz, aßen bei CNG Burgers in Page zu Mittag (28 $) und machten uns auf den Weg in Richtung Monument Valley. Nach etwa zweieinhalb Stunden passierten wir den Eingang des Navajo Reservats und bezahlten 20 $ Eintritt. Ob sich das lohnt, nur um ein Bild von den drei Buttes zu machen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir fanden es im nachhinein nicht so spektakulär. Andererseits kann man, wenn man ohnehin dran vorbei fährt, auch kurz ein Foto von dem Setting machen, dass wohl jeder aus John Wayne-Filmen und der Marlboro-Werbung kennt.

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Das Monument Valley ist sicherlich eines der meistfotografierten Motive der USA.

Sandpiste nicht für unseren VW geeignet

Wir holperten auch kurz über die Sand- und Geröllpiste, auf der man näher an die berühmten Felsen herankommt. Am zweiten Aussichtspunkt beschlossen wir  aber, umzukehren. Einerseits, weil die Zeit drängte. Andererseits, weil sich sogar ein Navajo-Jeep festgefahren hatte und den Berg nicht mehr hinauf kam. Die chinesischen Touristen mussten allesamt aussteigen, der Fahrer nahm einen neuen Anlauf und schaffte es gerade so um die Steilkurve. Somit waren wir froh, als wir mit unserem VW Jetta ebenfalls zurück auf einer asphaltierten Straße waren.

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Schnurgerade verläuft die Straße vom Monument Valley über die Landesgrenze nach Utah.

Von Arizona nach Utah

Danach fuhren wir ohne groß anzuhalten weiter nach Blanding. Denn wir wollten möglichst viel Zeit in den Abajo Haven Guest Cabins (84 €) verbringen. Auf diese Unterkunft hatten wir uns im Vorfeld am meisten gefreut – zurecht, wie sich zeigen sollte. Also schnell los, denn wir hatten noch zwei Stunden Fahrt vor uns, und die Zeitverschiebung von Arizona nach Utah würde uns eine zusätzliche Stunde kosten.

Idyllischer als es die Bilder hergeben

Ein Traumort, an den wir gerne eines Tages zurückkehren würden: Die Abajo Guest Cabins.
Ein Traumort, an den wir gerne eines Tages zurückkehren würden: Die Abajo Guest Cabins in Blanding.

Als wir an den Guest Cabins eintrafen, stellten wir fest, dass die Hütten in Wahrheit noch viel schöner sind als es die Bilder hergeben. Hier herrscht eine himmliche Ruhe. Sofort bereuten wir, dass wir nicht länger bleiben konnten. Hinzu kam, dass der Vermieter ein wahnsinnig netter Mensch war. Er führte uns herum und zeigte uns einen Waldlehrpfad, den er eigens für seine Gäste angelegt hatte. Am Rande des schmalen Weges, der an einem waldreichen Canyon mit einer schönen Aussicht endet, gab es viele Informationen zu heimischen Pflanzenarten. Auch gab es die Möglichkeit, für ein kleines Entgelt Feuerholz zu erwerben und sich am nächsten Morgen kostenlos Kaffee und Tee bringen zu lassen.

Bald machten wir es uns gemütlich, setzten uns mit einer Dose Bier unter die Bäume und genossen die Schönheit dieses Ortes. Fernab von den nächsten Dörfern, tummelten sich auf der Lichtung vor „unserer“ Hütte kurz darauf frei lebende Truthähne und Rehe und in den Bäumen zwitscherten unzählige Vogelarten. Besonders angetan hatten es uns die blitzschnellen Kolibris. Für diesen Ort muss das Wort „Idylle“ erfunden worden sein. Und nach Einbruch der Dunkelheit sollte es nochmal besser werden!

Der schönste Sternenhimmel aller Zeiten

Schon im Vorfeld hatten wir gelesen, dass die Bedingungen, Sterne zu sehen, im ländlichen Utah so gut sind wie an kaum einem anderen Ort auf der Nordhalbkugel. Das liegt auch daran, dass es keinerlei Lichtverschmutzung gibt, weil die nächsten Städte hunderte Kilometer entfernt sind. Dies bestätigte uns auch der Besitzer der Guest Cabins. Er wies uns sogar von sich aus darauf hin, dass derzeit Neumond herrsche und man hier mit etwas Glück die Milchstraße sehen könne. Das gelang uns zwar nicht, aber wir experimentierten des Nachts bei Eiseskälte gut eine Stunde herum und hatten schließlich unser erstes Sternenfoto in der Tasche! Überwältigt waren wir auch davon, einmal vollkommene Finsternis zu erleben. Wir Mitteleuropäer kennen das gar nicht, weil immer von irgendwo ein leichter Lichtschein am Himmel ist. In Blanding hingegen war der Himmel – bis auf Millionen kleiner Sterne – vollkommen schwarz.

In dieser Nacht schliefen wir endlich nochmal richtig gut – wenn auch mit etwas Wehmut, weil wir unsere Traumhütte am nächsten Morgen schon wieder mit Ziel Arches NP würden verlassen mussten… Mehr Infos zu unserem USA-Roadtrip gibt es hier.

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4 Kommentare zu „Von Canyons und Sternen

    1. Danke für das Lob! Es wäre echt ne Überlegung wert, Bilder skalierbar zu machen. Muss ich mich vielleicht mal dransetzen bzw es in künftigen Einträgen ermöglichen. Guter Hinweis!

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  1. Hallo Ihr Lieben!
    Was für ein toller Bericht über Euren USA Roadtrip. Da bekomme ich gleich wieder Fernweh! Unsere letzte Reise durch den Westen der USA liegt schon viel zu lange zurück.
    Viele Grüße von Sanne

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