Nach einem typisch amerikanischen Frühstück – Plastikbesteck inbegriffen – brachen wir am 4. November zeitig auf. Als „Tip“ ließen wir 3 $ im Hotelzimmer zurück. Das heutige Tagesziel lautete Key West. Vor uns lag eine knapp dreistündige Fahrt – allerdings unterbrochen durch mehrere kurze Zwischenstopps. Die Florida Keys sind eine Inselkette, die sich wie eine Perlenschnur im südlichen Florida weit in den Golf von Mexiko hineinzieht. Verbunden sind die kleinen Eilande durch Brücken. Man fährt also immer wieder Passagen, in denen sich auf beiden Seiten der Straße endlos blau das Meer dahinzieht.

Mit mehr Zeit hätten wir in Key Largo gehalten, um einen Schnorchelausflug oder eine Kanutour im John Pennekamp Coral Reef State Park zu unternehmen. Sonst macht die Insel, die dem Festland am nächsten ist, einen wenig einladenden Eindruck. Also brausten wir weiter und legten den ersten Stopp in Islamorada ein. Genauer gesagt bei Robbie’s Marina. Dabei handelt es sich um ein Pier, an dem karibisches Flair herrscht. Drumherum gibt es einige Booten und Souvenirstände, die aber nicht aufdringlich wirken, sondern einfach zur Umgebung passen. Man kann Kanus leihen oder sich einen Cocktail genehmigen. Das Highlight aber ist die Möglichkeit, Tarpune zu füttern. Das sind ordentlich große Fische, die im Hafenbecken zuhauf herumlungern, weil sie wissen, dass es hier immer was zwischen die Kiemen gibt. Hält man einen kleinen Fisch dicht über die Wasseroberfläche, springen die Tarpune hoch und schnappen sich ihre Beute aus der Hand. Normalerweise kostet das Betreten des Piers einen kleinen Eintritt, da wir aber um kurz nach 8 Uhr mit die einzigen Besucher waren, winkten uns die Jungs am Eingang durch. Auch boten sie uns kostenlosen Fisch zur Tarpun-Fütterung an, was wir aber ablehnten. Wir blieben eine halbe Stunde, schauten uns das Treiben der Fische, Pelikane und Menschen an und zogen schließlich weiter. Allerdings nicht ohne den eigentlichen Eintrittspreis von 2 $ als Trinkgeld da zu lassen.
Den nächsten Stopp legten wir rund 20 Minuten später im Long Key State Park ein. Das war spontan und ohne dass wir je etwas davon gehört hätten. Am Eintritt erklärte uns die junge Dame noch, es gebe hier keinen Strand und kein Entertainment, sondern nur Trails und Natur. Perfekt, dachten wir, und zahlten 6 $, um den Golden Orb Nature Trail unter die Füße zu nehmen. Dieser führte erst über einen Boardwalk zu einem Aussichtspunkt und schließlich durch eine Sumpflandschaft und ein Stück am Meer entlang. Wir sahen einige Vögel und viele verschiedene Pflanzenarten. Insgesamt war es ganz nett, aber kein absolutes Muss.
Nun galt es dummerweise, eine Tankstelle aufzusuchen. Davon gibt es – wie überall in den USA – auf den Keys reichlich. Das war nicht das Problem! Dieses bestand darin, dass wir nicht wussten, wie man den Tankdeckel öffnet. Wir probierten es mit dem Schlüssel, drückten wie wild auf dem Deckel selbst herum, suchten in der Mittelkonsole, am Armaturenbrett und am Lenkrad nach einem Knopf. Kurz bevor wir aufgeben und uns die Blöße geben wollten, einen Tankwart zu fragen, fanden wir einen kleinen Knopf zwischen Fahrersitz und Tür am Boden. Zu unserer Ehrenrettung: Wir sind manchmal echt dumme Dorfkinder, aber das Teil war wirklich gut versteckt! Nun ja, beruhigt tankten wir für 25 $ voll (was immer wieder ein tolles Gefühl ist, wenn man das daheim für 60 € tun muss), kauften zwei kalte Cokes für 4 $ und nahmen die letzte Etappe nach Key West in Angriff.

Dort angekommen, suchten wir einen Parkplatz, der recht nah am Zentrum lag. Fündig wurden wir beim Higgs Beach, wo das Parken in der Nebensaison kostenlos ist. Von dort gingen wir die restlichen 700 Meter per pedes in die Innenstadt zur lebhaften Duval Street. Dort stellte sich heraus, dass alle Warnungen, die wir vorher im Internet zu hören bekamen, Quatsch waren.

Wir hätten locker mitten im Getümmel parken können. Nun ja, es gibt Schlimmeres als einen zehnminütigen Spaziergang bei Sonnenschein und 30 Grad. Da inzwischen Mittagszeit war, hatten wir langsam Hunger und kehrten direkt an der Duval Street im Viva Saloon ein. Für Essen und Getränke zahlten wir 49 $. Die Qualität war ebenso wie die Location absolut in Ordnung. Klare Weiterempfehlung!
Gut gestärkt, ließen wir uns noch ein wenig durch die Straßen treiben. Dabei fotografierten wir einige der allgegenwärtigen frei lebenden Hühner, gingen zum Wohnhaus von Ernest Hemmingway (welches wir uns aber nicht von innen anschauten) und zum Southernmost Point, dem südlichsten Punkt des US-amerikanischen Festlandes. Von dort ist es nur noch ein 90 Meilen weiter Katzensprung nach Kuba. Insgesamt lässt sich sagen, dass Key West ein ganz cooles Städtchen ist – aber eher für Partygänger als für alte Säcke wie uns geeignet. In meinen Augen hat es was vom Ballermann (in karibisch und cool).

Bevor wir die Insel wieder verließen, hielten wir noch am Smathers Beach, dem schönsten Strand der Keys. Er ist gesäumt von Palmen und zieht sich über einige hundert Meter in Richtung südlicher Ortsausgang. Parken darf man hier ebenfalls umsonst. Nach einigen Fotos (ich hatte keine richtige Lust auf Selfies) ging es in Richtung National Key Deer Refuge. Dort leben Miniatur-Hirsche, die es nur hier gibt. Zu gerne hätten wir welche gesehen. Leider waren aber zu unserer Reisezeit beide Wanderwege zwecks Renaturierung gesperrt und am zugänglichen Blue Hole ließ sich in der Nachmittagshitze auch kein Tier blicken. Also konnten wir diesen Punkt – ähnlich wie die Alligatorsuche tags zuvor in den Everglades – nicht abhaken. Aber so ist das eben mit Wildlife…
Etwas frustriert ob unseres mangelnden Fotografenglücks machten wir uns über die spektakuläre 7-Mile-Bridge, deren Name Programm ist, auf den Rückweg zu unserer Unterkunft auf Marathon Key. Das Hampton Inn & Suites by Hilton (162 $) war eine der besten und zugleich teuersten Übernachtungsmöglichkeiten auf unserer Reise. Aber die Keys sind auch einfach nicht günstig. Besonders das Frühstück war sagenhaft – und sogar in Teilen gesund! Bonuspunkt: Gleich nebenan gibt es eine Cocktailbar direkt am Meer, wo wir Suffziegen 65 $ auf den Kopf hauten. Wenn wir nicht am nächsten Tag einiges vorgehabt hätten, wäre die Rechnung wohl noch höher ausgefallen…

Nachdem wir 2 $ Tip im Hotel deponiert hatten, ging es nochmals ein Stück zurück in Richtung Key West, aber nicht sehr weit. Das Ziel war der Bahia Honda State Park (9 $). Neben einer alten Eisenbahnbrücke gibt es hier einen schönen Strand. Der ist zwar nicht allzu groß, war aber der einzige auf unserem gesamten Florida-Roadtrip, der annähernd an die Karibik erinnerte. In diesem Punkt hatten wir ein wenig falsche Vorstellungen gehabt. Uns war bewusst, dass Florida nicht die Karibik ist, aber vielerorts erinnerte uns das Meer eher an die Nordsee (in warm) als an Kroatien oder Italien. Das war dann doch überraschend. Am Calusa Beach auf Bahia Honda Key war dies jedoch anders. Und so genoss zumindest Boris das kurze Bad in den Wellen. Ansonsten umrundeten wir einmal den State Park, machten jede Menge Bilder und nahmen uns eine gute Stunde Zeit zum Lesen. Als im Laufe des Vormittags nach und nach mehr Menschen eintrudelten, packten wir unsere Sachen und brachen auf. Immerhin lag noch eine fünfstündige Fahrt nach Fort Pierce vor uns. Die Kleinstadt liegt zwischen Miami und Orlando am Atlantik.
Unterwegs hielten wir bei KFC in Florida City (12 $) und füllten den Tank auf (24 $). Da wir noch vor Einbruch der Dunkelheit am Hotel ankamen, zogen wir nochmal auf gut Glück los. Sara hatte den Fort Pierce Inlet State Park (6 $) entdeckt, den wir nach rund einer Viertelstunde erreichten. Hier gingen wir am Strand spazieren und schauten den Surfern ein wenig zu, ehe es – nach einem kurzen Abendessen bei Subway (13 $) zurück ins Holiday Inn Fort Pierce (108 $) ging. Dort sichteten wir – wie fast jeden Abend – die Fotos des Tages und tranken dabei ein kühles Dosenbier. So lässt es sich aushalten!