Wandern im Tsitsikamma-Nationalpark

Nach vier Tagen im Mountain Zebra Nationalpark und im Addo Elephant Nationalpark hieß es am Morgen des 14. März 2020 Abschied nehmen von den Safari-Gebieten. Nun sollte es für exakt eine Woche auf die Garden Route gehen – jene weltbekannte Küstenstraße, die Port Elizabeth mit Kapstadt verbindet. Im engeren Sinne bezeichnet die Garden Route das 370 km lange Teilstück der Nationalstraße N2 zwischen Port Elizabeth im Osten und Mossel Bay im Westen. Somit liegen Orte wie de Hoop, Kap Agulhas, Gansbaai und Hermanus eigentlich schon außerhalb dieses Gebietes. Oftmals werden diese aber im Wortsinn eingegliedert.

Paul Sauer Bridge
Die Paul Sauer Bridge überspannt den Stormsriver zwischen den Orten Thornton und Stormsrivier. Sie markiert gefühlt den Eingang zum Tsitsikamma Nationalpark.

Nun aber genug der grauen Theorie und hinein in den Reisebericht. Nach 230 km und zweieinhalb Stunden Autofahrt legten wir mittags um 12:30 Uhr einen Zwischenstopp am Rasthof bei der Paul Sauer Bridge im ehemaligen Tsitsikamma und heutigen Garden Route Nationalpark ein. Wir tankten voll (24,11 €) und aßen schnell einen Burger und eine Portion Pommes (8 €). Irgendwie war es ein komisches Gefühl, nach mehreren Tagen in der Wildnis plötzlich auf einem großen Rastplatz mit Shops, Reisebussen und jeder Menge Trubel zu stehen. Also machten wir schnell ein Foto und fuhren weiter. Einen Halt beim „Big Tree“ sparten wir uns. Große Bäume hatten wir auch früher schon gesehen, unter anderem im Yosemite Nationalpark in Kalifornien. Stattdessen staunten wir über die Landschaft. Es sah so vollkommen anders aus als wir erwartet hatten. Irgendwie mehr nach Kanada oder Schweden als nach Afrika. Immer wieder wurde uns auf der Rundreise bewusst, wie sehr der Slogan „Die Welt in einem Land“ auf Südafrika zutrifft.

Tsitsikamma
Solche Straßen hätten wir nicht an der Garden Route erwartet. Die Fahrt zum Storms River Mouth Restcamp erinnerte eher an Kanada oder Schweden als an das südliche Afrika.

Ankunft im Storms River Mouth Restcamp

Storms River Mouth Restcamp Tsitsikamma (0)
Bei unserer Ankunft im Storms River Mouth Restcamp war das Wetter ungemütlich. Leider sollte sich daran während der nächsten Tage nur wenig ändern.

Bald darauf standen wir am Eingang zum Storms River Mouth Restcamp (133 €/Nacht), das oftmals auch als Tsitsikamma Nationalpark bezeichnet wird. Ganz korrekt ist das nicht: Der Tsitsikamma Nationalpark hat eine Fläche von 640 km². Er ist also weit mehr als nur das Areal rund um die Mündung des Storms River. Zudem ging er 2009 im größeren Garden Route Nationalpark auf.

An der Schranke begegneten uns jedenfalls zum ersten Mal Menschen mit Mundschutz und Handschuhen. Zu dieser Zeit wütete das Corona-Virus bereits in weiten Teilen der Welt. In Südafrika war es noch ruhig, weshalb wir noch wenig davon mitbekamen. Ein bestätigter Fall stand lediglich zu Buche. Wie auch immer – das Prozedere ging flott vonstatten und wir wurden zur Rezeption durchgewunken. Dort berappten wir für zwei Nächte 55 € Eintritt und erhielten die Schlüssel zu unserer HC2-Hütte. Wir erhielten die Nummer 9b, was sich als perfekt herausstellte. Nach Erkunden des Parks waren wir uns einig: Die Nummern 8a-11 sind die am besten gelegenen Unterkünfte im gesamten Areal.

Wanderung zur Suspension Bridge

Tsitsikamma Suspension Bridge (1)
Ein kurzer Spaziergang führt vom Storms River Mouth Restcamp zur Suspension Bridge.

Da es kalt und ungemütlich war, beschlossen wir, zunächst abzuwarten und ein wenig zu lesen. Als es schließlich zumindest etwas aufklarte, nutzten wir die Gunst der Stunde und brachen auf zur Suspension Bridge. Diese ist nur circa 1 km entfernt und über mehrere Stufen und Boardwalks zu erreichen. Auch wenn die Distanz gering ist, sollte man sich nicht vertun. Einige ältere Menschen kehrten ob der Steigungen um. Hinzu kamen recht schwüle Witterungsbedingungen – eigentlich logisch, da es sich um einen Regenwald handelt. Wir hatten dennoch wenig Mühe, zur Suspension Bridge zu gelangen. Auf dem Weg und am Ziel machten wir einige Bilder und traten schließlich den Rückweg an. Glück hatten wir, dass aufgrund des Wetters und der fortgeschrittenen Tageszeit hier kaum etwas los war.

Auf dem Rückweg hielten wir beim Park-Shop an und kauften für das Frühstück ein. Außerdem erstanden wir ein Sixpack Windhoek Lager sowie Rot- und Weißwein. Wir waren schon ziemliche Suffköppe in Südafrika… 😉

Am Abend speisten wir – wie von den vorherigen Nationalparks gewohnt – im Cattle Baron (36,59 €). Hier hatten wir auch mal wieder WLAN und bekamen mit, dass sich die Lage rund um das Corona-Virus in Deutschland deutlich zuspitzte. Manche Menschen daheim machten sich offenbar auch Sorgen um uns. Doch wir blieben recht locker. Hier war ja alles in Ordnung. So schlimm würde es schon nicht werden…

Regen, Regen und nochmal Regen in Tsitsikamma

Hatten wir am Vortag noch gehofft, das Wetter würde sich bessern, so zerschlug sich dieser Gedanke recht schnell. Es regnete praktisch in einer Tour. „Na, dann nutzen wir eben die Zeit zur Erholung von den Safaris und gammeln ein wenig“, dachten wir. Gesagt, getan! Wir spielten, lasen, bearbeiteten die Fotos der letzten Tage und versuchten uns daran, mit Rei in der Tube in der Dusche zu waschen. Leider mussten wir feststellen, dass die Wäsche nicht trocknete. Also fuhren wir zurück zur Rezeption, um Münzen für die Laundry zu tauschen. Dann stellten wir den Trockner auf dem Campingplatz an, kehrten zurück in unsere Hütte und holten die leidlich trockene Wäsche anderthalb Stunden später wieder ab. Da manches noch immer klamm war, hängten wir einzelne Teile über die Standheizung in unserer Hütte. Irgendwie gelang es, dass am folgenden Morgen alles trocken war. Umständlich war es dennoch…

Schön war allerdings – trotz Regen und Sturm – der Blick aus den Panoramafenstern unserer Hütte direkt auf den Indischen Ozean. Auch die kleinen Dazzies (Klippschiefer), die zu hunderten auf dem Gelände umherwuselten, waren schön anzuschauen. Hier einige Bilder der kleinen Geschöpfe, die übrigens – so kurios es klingen mag – die nächsten Verwandten von Elefanten sind.

Als das Wetter kurz etwas besser wurde, beschloss Boris, dass er Auslauf dringend nötig hätte. Wenn schon geplante Aktivitäten wie der erste Abschnitt des Otter Trails oder eine Kanufahrt zur Suspension Bridge ins Wasser fielen, musste wenigstens ein kleiner Ersatz her. So machte er sich auf den Weg zum Blue Duiker Trail, der oberhalb der Küste zu einem Aussichtspunkt führt. Leider wirkte das Panorama bei dem trist-grauen Regenwetter überhaupt nicht. Dafür war es ein ganz nettes Erlebnis, durch den dichten Regenwald zu spazieren. Ein gewisser Nervenkitzel war auch dabei. Immerhin leben hier Leoparden und mehrere Arten von Giftschlangen, vor denen auf Warntafeln stets gewarnt wird. Gesehen haben wir diese aber nicht. Auf den letzten Metern zur Hütte begann es wieder richtig heftig zu schütten, sodass der Wandersmann klatschnass und im Dauerlauf zurückkehrte. Schließlich klang der Tag nach einem erneuten Shop-Einkauf (5,91 €) bei einem leckeren Essen im Cattle Baron (17,05 €) aus.

Ist das tatsächlich die Sonne?

Kaum zu glauben, aber wahr: Auch an der Mündung des Storms River in den Indischen Ozean kann die Sonne scheinen! Als wir am letzten Morgen unseres Aufenthalts aufstanden, blitzte die Sonne durch die Gardinen. Also zauderten wir nicht lange, packten unsere Siebensachen zusammen, ließen den Schlüssel in der Hütte zurück (das galt als Auschecken) und steuerten das andere Ende des Camps an. Hier beginnt der berühmte Otter Trail, ein Fernwanderweg, der bis zum Nature’s Valley führt. Das war übrigens unser zweites Ziel an diesem Tag – auch wenn wir die 38 km dorthin mit dem Auto zurücklegten. Aber dazu mehr im nächsten Blog-Beitrag.

Zunächst nahmen wir den Waterfall Trail unter die Füße. Dies sind die ersten 7 km des Otter Trails. Wir gingen allerdings nur die erste Hälfte bis zur Guano Cave und kehrten dann um, weil wir noch einiges vor hatten. Das Gekraxel über die Felsen an der Küste benötigte doch mehr Zeit als gedacht. Außerdem wollten wir den Trail eigentlich schon am Vortag gegangen sein, was aber sprichwörtlich ins Wasser gefallen war. Also gerieten wir etwas in Verzug. Wie es weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Eintrag.

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