Vom Mountain Zebra Nationalpark ging es gleich zum nächsten Tierreservat. Nach einem kurzen Tank (22,28 €)- und Einkaufszwischenstopp (9,64 €) in Cradock hatten wir eine knapp dreistündige Fahrt über Gebirgspässe und Hochebenen vor uns. Landschaftlich fanden wir die Strecke sehr schön und abwechslungsreich. Unterwegs gerieten wir in eine Polizeikontrolle, die wir allerdings folgenlos überstanden. Schließlich fuhren wir kurz vor Mittag durch das Main Gate in den Nationalpark. Eine kleine Randnotiz, die uns erschütterte, war: Als wir dem Ranger am Eingang einen schönen Tag wünschten, meinte er, wir seien die Ersten, die das tun, seit er hier arbeitet. Was ist nur mit den Menschen los?

Von der Kontrollstation ist es lediglich eine zweiminütige Fahrt zur Rezeption im Main Camp. Hier ging es bei unserer Ankunft gegen 11 Uhr recht trubelig zu. Als wir unsere Reservierung für ein Rondavel (133 €/Nacht) vorzeigten, machte die Dame hinter der Theke ein verwirrtes Gesicht. Sie ging nach hinten, sprach dann auf Afrikaans mit einer Kollegin und meinte, wir hätten die Nummer 3 gebucht. Es sei aber noch zu früh zum Einchecken. Wir sollten eine Fahrt durch den Park machen und später wiederkommen. Den Eintritt für zwei Nächte (72,15 €) beglichen wir sofort. Dann verabschiedeten wir uns einstweilen mit einer unguten Vorahnung, bewaffneten uns im Shop mit einer kalten Cola und brachen zu einem ersten Game Drive auf. Kleiner Tipp am Rande: Als Tagesgäste zahlt ihr den Eintritt pro Tag, als Übernachtungsgäste pro Nacht (also ist ein Tag frei!).
Erster Game Drive im Addo Elephant Nationalpark
Natürlich war die Mittagszeit erneut nicht optimal für spektakuläre Tiersichtungen, aber für eine erste Erkundung reichte es allemal. Schon nach wenigen hundert Metern hielten wir das erste Mal an, weil wir im Gras neben uns eine Bewegung wahrnahmen. Als wir genauer hinsahen, identifizierten wir einen Mungo, der die Umgebung ausspähte.

Kaum wieder angerollt, mussten wir auch schon wieder anhalten. Diesmal, weil eine große Schildkröte im Begriff war, die Straße zu überqueren. In Wildreservaten haben die Tiere natürlich Vorrang, sodass wir geduldig warteten und beobachteten.

Danach setzten wir unseren Weg fort. Das erste Ziel war der Domkrag Dam an der Nzipondo Loop. Hier darf man auf eigene Gefahr das Auto verlassen, was wir auch taten. Tiere sahen wir nicht, sollten aber am Abend feststellen, dass dies das bevorzugte Revier der Löwen im Park ist. Anschließend fuhren wir über die Gorah Loop zum Zuurkop Lookout Point. Von dort oben hat man einen tollen Ausblick über die tiefergelegenen Bereiche des Parks. Die Gorah Loop beherbergt vor allem zahlreiche Herdentiere: Antilopen, Zebras, Kudus und Warzenschweine kreuzten in großer Zahl unseren Weg. Besonders aufdringlich waren mitunter die Zebras, die sich als regelrechte Wegelagerer erwiesen und zu zweit oder dritt minutenlang die Straße versperrten. Sieht man von einem Singhabicht ab, bekamen wir zunächst nur Pflanzenfresser zu Gesicht. Dennoch war der erste Game Drive im Addo Nationalpark durchaus vielversprechend.
Irrungen und Wirrungen bezüglich unseres Rondavels
Ziemlich genau zur offiziellen Check-In-Zeit um 14 Uhr waren wir zurück an der Rezeption. Nun sagte die Dame plötzlich, sie könne den Schlüssel nicht finden, habe aber einen Ersatzschlüssel für uns. Wir fanden das Ganze langsam ziemlich seltsam, machten aber uns aber dennoch auf den Weg zu unserem Rondavel. Während Boris im Auto ein wenig aufräumte und die Siebensachen packte, wollte Sara probieren, ob der Schlüssel überhaupt passt, ehe wir alle Koffer zur Rundhütte schleppten. Als sie nicht sofort zurückkehrte, ging Boris hinterher. Er fand sie im Gespräch mit einem deutschen Paar. Die beiden behaupteten, dass sie sich hier ebenfalls für zwei Nächste eingemietet hätten. Sie seien bereits gestern hier angekommen. Nun wurde es komisch! Sollte hier eine Doppelbuchung vorliegen?

Also kehrten wir zur Rezeption zurück und schilderten den Verantwortlichen die veränderte Lage. Die Verwirrung war groß! Plötzlich herrschte Betriebsamkeit und gleich mehrere Personen forschten nach, was hier los sein könnte. Sie schickten sogar jemanden los, der sich bei den Rondavels umschauen und die Lage checken sollte. Minutenlang warteten wir und dachten schon, wir müssten uns noch irgendwo außerhalb des Parks eine Unterkunft suchen. Doch die Erklärung war ganz einfach: Die Leute in unserem Rondavel hätten eigentlich für die zweite Nacht das Rondavel wechseln sollen. Allerdings hatten sie keine entsprechende Anweisung erhalten. So bezogen wir die Nummer 2 und alles war gut.
Übrigens stellte sich nun heraus, dass das deutsche Paar, mit dem wir um die Nummer 3 „konkurriert“ hatten, aus Netphen kam. Sie meinten, sie hätten gleich gedacht, dass wir uns nach Siegerländern anhören. Interessant war, dass wir gemeinsame Bekannte hatten. Die Welt ist wirklich ein Dorf. Da fliegt man knapp 12 Stunden, nur um dann innerhalb weniger Tage zweimal Siegerländer zu treffen…


Löwen auf der Woodlands-Loop
Nachdem wir eingecheckt und ein paar Cracker und etwas Brot mit Käse gegessen hatten, brachen wir gegen 16 Uhr zum zweiten Game Drive auf. Klares Ziel: Wir wollten Löwen sehen! Also schauten wir vorher im Main Camp vorbei. Dort befindet sich eine Karte, auf der Besucher die jüngsten Sichtungen markieren können. Die Raubkatzen hatten sich demnach zuletzt vermehrt im Bereich zwischen „Woodlands“ und „Gorah Loop“ aufgehalten. Also machten wir uns geradewegs dorthin auf den Weg. Und tatsächlich: Wenig später bemerkten wir, dass mehrere Fahrzeuge in einer Reihe am Straßenrand parkten – ein untrügliches Zeichen für eine spektakuläre Sichtung! Allerdings waren die beiden Löwen mindestens 100 Meter entfernt und ziemlich schläfrig und träge. Dennoch hielten auch wir und beobachteten die majestätischen Tiere eine ganze Weile. Zu diesem Zeitpunkt waren wir einfach nur glücklich mit der Entdeckung und ahnten noch nicht, dass es am letzten Safaritag deutlich besser kommen sollte.

Die verbliebenen zwei Stunden bis zur Schließung der Gates nutzten wir dazu, die restlichen Schleifen im Nordteil des Addo Elephant Parks zu erkunden. So steuerten wir nacheinander die Wasserlöcher Janwal Pan, Hapoor Dam und Rooidam sowie Gwarrie Pan an. Am Kaddouw Lookout Point stiegen wir kurz aus und genossen den Fernblick. Leider war der Sonnenuntergang noch nicht so weit fortgeschritten, dass die Bilder etwas hermachen. Wahnsinnig viele Tiere sahen wir – außer dem üblichen Verdächtigen – nicht mehr. Ein Hase, ein Schabrackenschakal und zwei kämpfende Zebras waren noch die spektakulärsten Begegnungen.

Als wir die Hoffnung auf weitere Highlights schon aufgegeben hatten und auf schnellstem Wege zurück zum Main Camp fahren wollten, um pünktlich zur Gate-Schließung dort zu sein, geschah es: Wir bogen um eine Kurve, als plötzlich ein großer Elefant auf der Straße stand. Zuvor hatten wir schon darüber gescherzt, dass der Name des Parks nur eine Touristenfalle sei und es hier überhaupt keine Elefanten gebe.
Wir zuckelten eine ganze Weile hinter dem Giganten her, da wir Respekt davor hatten, ihn auf der engen Piste einfach zu überholen. Im Vergleich zu unserem Mietwagen war das Tier mindestens doppelt so hoch. Er hätte also eine ganz schöne Delle in die Tür treten können. Irgendwann wurden wir schließlich nervös, denn die Gate-Schließung rückte näher und die Strafen bei Missachtung sind horrend. Doch bald hatte der Dickhäuter ein Einsehen und verschwand links in den Büschen, sodass wir – abgesehen von Wegelagernden Zebras – ohne weitere Zwischenfälle zum Ausgang kamen. Die Uhr zeigte 18.27 Uhr – drei Minuten vor Toresschluss. Sowas nennt man wohl eine Punktlandung!
Im Rondavel angekommen, duschten wir und machten uns fertig, die Einrichtungen des Camps zu erkunden. Zunächst zog es uns zum beleuchteten Underground Hide, wo sich allerdings kein Tier blicken ließ. Sehenswert ist das Interpretive Center, wo es zahlreiche Infos zu den hier lebenden Tieren und der Geschichte des Wildreservats gibt. Hier erfuhren wir unter anderem, dass die Geparden, Leoparden und Nashörner eher in den nördlichen Bereichen des Parks leben (Zuurberg, Kabouga). Nachdem wir mittags bereits einen Tisch im Cattle Baron gebucht hatten, fanden wir uns um 19.30 Uhr dort ein und ließen den Abend bei einem Burger, einem Chateaubriand und einem kühlen Bierchen ausklingen (36,59 €). Dabei trafen wir die Nachbarn aus Netphen wieder, die am Nachbartisch saßen. Wir unterhielten uns ein wenig mit ihnen und gingen schließlich gemeinsam zurück zur Unterkunft. Dann legten wir uns schnell in die Federn, um am nächsten Morgen halbwegs fit zu sein.
Hyänen am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen
Da die Gates für Übernachtungsgäste früher öffnen (5.30 Uhr) als für Tagesgäste von außerhalb (6 Uhr), wollten wir den Vorsprung unbedingt nutzen. Zudem sind die Raubtiere zu dieser Zeit am aktivsten. Am Vorabend hatten wir von unseren Gesprächspartnern aus der Heimat erfahren, dass sie bei einem geführten Game Drive Hyänen am Rooidam gesehen hatten. Wir beschlossen, zunächst bei den Woodlands zu schauen, ob die Löwen noch dort sind. Dies war nicht der Fall – oder zumindest entdeckten wir sie nicht.

Also beeilten wir uns, zum Rooidam zu kommen, um dort unser Glück mit den Hyänen zu versuchen. Dieser Gedanke zahlte sich aus! Wir waren die einzigen, die hier am Wasserloch standen. Sofort ließen sich drei Hyänen blicken. Es war stockdunkel und die Szenerie wurde nur von unseren Scheinwerfern beleuchtet. Der Vater nahm ein ausgiebiges Bad im Wasser, während Mutter und der Nachwuchs über die Wiese direkt auf uns zu kamen. Wir überlegten noch, ob wir unser Fenster offen lassen konnten, denn die Tiere sind in der Realität deutlich größer, als man aus dem Fernsehen annehmen würde. Der Kleine war sehr neugierig, schlich um unser Auto und legte sich direkt im angrenzenden Grünstreifen ab. Da es nun immer heller wurde, konnten wir einige Fotos von den Raubtieren im Morgenlicht schießen. Leider kam nach einer Viertelstunde ein weiteres Auto. Einer der Insassen fand es furchtbar lustig, zu pfeifen und dämliche Geräusche zu machen. Also war die tolle Atmosphäre dahin. Wir hatten aber ohnehin einige gute Fotos gemacht, sodass wir ohne großes Hadern weiterfuhren.
Der Süden: Elefanten ohne Ende
Das nächste Ziel war der Südteil des Addo Elephant National Parks. Wir hatten gehört, dass dort besonders viele Elefanten leben – was sich durchaus bewahrheiten sollte. Auf dem Weg gen Süden nahmen wir Umwege über die Mpunzi Loop und die Mbalala Loop in Kauf. Beide waren aber von dichtem Bewuchs gesäumt, sodass wir hier nicht viel zu sehen bekamen. Sobald wir auf die Ngulube Loop im Süden einbogen, wurde die Elefanten-Dichte groß. Teilweise einzeln, teilweise in großen Herden – und mit vielen Jungtieren – waren die Dickhäuter unterwegs. Zweimal mussten wir sogar den Rückwärtsgang einlegen, um Bullen den nötigen Platz auf der Straße einzuräumen.
Da sich unsere Tanknadel bedenklich dem Leerstand näherte, sahen wir uns gezwungen, beim Mathyolweni Gate ganz im Süden aus dem Park herauszufahren und in Colchester zu tanken (21,93 €). Dabei stellten wir fest: Je weiter man in den Süden fährt, desto beeindruckender wird die Landschaft. Schließlich grenzt die Savanne direkt ans Meer. Der Addo Park wurde in den letzten Jahren immer mehr erweitert und nennt sich heute der einzige Big-7-Park der Welt. Denn auch eine Meeresschutzzone gehört nun zum Reservat. Hier leben unter anderem Wale, Delfine und Weiße Haie.

Der lange Weg zurück ins Main Camp
Nun wurden wir langsam müde. Es war inzwischen 9.30 Uhr und wir fuhren bereits vier Stunden über die holprigen Pisten. Außerdem hatten wir Lust auf ein kaltes Getränk. Man sollte es ja nicht meinen, aber Safaris können wirklich anstrengend sein! Auf dem Rückweg ins Main Camp begegneten uns erneut viele Zebras, Antilopen, Büffel, Elefanten, Strauße, Warzenschweine und Vögel. Zusätzlich hielten wir bei Jack’s Picnic Site, wo sich die einzige Toilette außerhalb der Camps befindet, und beim Spekboom Hide. Hier waren allerdings keine Tiere zu sehen.
Wenig Tiere, dafür Löwen ganz nah
Nach unserer Rückkehr kochten wir mittags Fertignudeln (die schmeckten wie ein Schlag vor den Kopp) und chillten danach im Rondavel. Wir lasen, spielten einige Runden „Ganz schön clever“ und sortierten Bilder aus. Erst gegen 17 Uhr brachen wir zum abendlichen Game Drive auf. Zu sehen gab es erstaunlich wenig, was aber kein großes Problem war. Wir hatten ja schon einiges an Glück gehabt. Um 19 Uhr zog es uns erneut ins Cattle Baron Restaurant (27,72 €).
Am nächsten Morgen hatten wir nur noch ein Ziel: große Raubtiere! Die gängigen Parkbewohner entlockten uns nach drei Safari-Tagen kaum noch ein Schulterzucken. „Ach, schon wieder ein Zebra!“ oder „Toll, eine Antilope“ kommentierten wir Sichtungen lakonisch. Als Ausgangspunkt für die Suche nach Löwen, Geparden oder Hyänen nahmen wir wieder die Woodlands-Loop. Hier war jedoch gar nichts los. Also ging es weiter auf die Gorah Loop. Hier sollten wir schließlich Glück haben!

Von weitem sahen wir, dass ein parkeigener Safari-Jeep längere Zeit an einer Stelle stand. Bald gesellte sich ein weiteres Fahrzeug hinzu. Verdächtig… Also fuhren wir auf direktem Wege dorthin. Und tatsächlich: Direkt am Straßenrand lagen ein weiblicher und ein männlicher Löwe! Erinnerungen an unser tolles Erlebnis im kenianischen Tsavo Ost Nationalpark wurden wach. Damals sahen wir mehr Löwen, diesmal aber endlich mal ein Männchen mit richtiger Mähne. Wie groß diese Tiere sind, wenn man sich bis auf zwei oder drei Meter nähert… Magisch! Vorsorglich schlossen wir die Fenster soweit, dass nur noch das Objektiv hindurchpasste – auch, weil die Löwen Scheinangriffe auf den Safari-Jeep und ein weiteres Fahrzeug starteten. Um die Könige der Tiere nicht zu sehr zu behelligen, lösten wir uns schweren Herzens aus der Situation und fuhren weiter.
Der Rückweg ins Main Camp verlief recht unspektakulär. Außer quirligen Mungos und Warzenschweinen lief uns niemand mehr über den Weg. Daher nutzten wir die Zeit bis zum Check-Out um 11 Uhr auch nicht mehr aus. Zudem beschlossen wir, genug Safari erlebt zu haben. Zur Debatte hatte gestanden, durch den kompletten Park in Richtung Südausgang zu fahren und von dort an der Küste entlang in Richtung Port Elizabeth und Tsitsikamma. Wir entschieden uns aber dagegen und nahmen die Strecke über den Ort Addo. Zuvor kauften wir im Main Camp fürs Frühstück im Stormsriver Mouth Restcamp ein (9,92 €).