Nach unserer Abreise vom Tiger Canyon lagen gute drei Stunden Fahrt durch weitgehend eintönige Landschaft vor uns. Da gegen Mittag doch irgendwann der Magen knurrte, legten wir einen Zwischenstopp in Cradock ein, ehe wir unser nächstes Etappenziel, den Mountain Zebra National Park, ansteuerten. Nach dem Besuch eines Schnellimbisses am Ortseingang tankten wir das Auto voll und erledigten die Einkäufe für die nächsten Tage im gut sortierten Spar-Markt. Dann ging es endlich zum Gate des Nationalparks, welches wir nach einer Viertelstunde und gegen 15 Uhr erreichten.
Im Vorfeld war überall davon zu lesen, in welch schrecklichem Zustand die Zuwege zwischen Gate und Rezeption seien. Hier und da war davon die Rede, die Schotterpiste sei schwieriger zu befahren als die 4×4-Strecken. Aus unserer Sicht ist das völliger Quatsch! Ja, es gibt ein paar tiefere Schlaglöcher. Und ja, hier und da fährt man über „Wellblech“. Aber von unbefahrbar war die Strecke weit entfernt – auch mit einem normalen SUV ohne Allrad. Und ganz ehrlich: Uns ist es lieber, über Schotterpisten zu fahren und ein wenig „Wildnis-Gefühl“ zu haben als über perfekt geteerte Straßen wie etwa in Teilen des Addo Nationalparks. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.

Schon auf dem Weg zur Rezeption sahen wir die ersten Tiere. Darunter waren natürlich Zebras, aber auch Springböcke, Meerkatzen und Mungos. Beim Einchecken wurden wir – wie schon im vergangenen Jahr – überaus herzlich begrüßt. Die Stimmung war entspannt, Ranger und Rezeptionistin waren extrem freundlich und zu einem Plausch aufgelegt. Das ist auch genau das Schöne am Mountain Zebra National Park: Hier herrscht kein touristischer Trubel, die Zahl der Unterkünfte ist sehr begrenzt und dementsprechend das Stresslevel der Mitarbeiter gering.

Zu unserer großen Freude hatte sich die Sonderanfrage gelohnt: Das „Cheetah-Tracking“ für den nächsten Morgen war gebucht und wir erhielten wieder „unser“ Cottage Nummer 21. Dabei handelt es sich um die vorletzte Unterkunft am Ende des Camps. Man hat also reichlich Abstand zum Pool, Restaurant, Shop usw und bekommt von anderen Gästen praktisch nichts mit. Das Cottage ist außerdem von anderen Wohneinheiten nicht einsehbar und bietet zugleich einen tollen Ausblick in den Park. Abends sahen wir Springböcke auf der anderen Seite des Zauns, tagsüber besuchten uns viele Vögel und kleine Nagetiere auf der Veranda. Idylle pur also! Kurz zur Einrichtung: Unserer Erfahrung nach sind die Unterkünfte hier weniger abgewohnt und platzmäßig großzügiger als in anderen Sanparks. Es gibt ein großes Bad, ein Schlafzimmer mit Doppelbett, eine offene Wohnküche mit Kamin und eine Terrasse mit Sitzegelegenheiten und Grill. Holz muss man selbst mitbringen oder im Shop kaufen. Handtücher und Spülzeug sowie benötigtes Geschirr sind vorhanden. Erwähnen muss man, dass es immer wieder zu Stromausfällen kommt. Uns hat das nicht sonderlich gestört, aber man sollte die Kamera oder das Handy dann laden, wenn man die Gelegenheit dazu hat und nicht zwingend davon ausgehen, dass dies immer möglich ist.

An diesem Abend waren wir zu müde für einen Game Drive. Aber wir hatten ja auch drei Nächte gebucht und somit bestand hierzu noch ausreichend Zeit. Und so groß ist der Park ja nicht. Wir würden also alle Wege mehrfach fahren können, wenn uns der Sinn danach stand. Also hieß es auspacken, einrichten und Wäsche waschen. Wir nutzten hierfür das Bad und Rai in der Tube. Auf dem Campingplatz gibt es allerdings auch eine Waschküche. Dann machten wir uns auf der Veranda breit, gönnten uns ein „Feierabendbier“ und ließen den Tag in aller Ruhe ausklingen.
Am nächsten Morgen fühlen wir uns wie erschlagen! Das lag nicht etwa am Genuss zu vieler Biere, sondern daran, dass wir vergessen hatten, den Wecker vom Vortag auszustellen. So klingelte es um 4.30 Uhr in der Küche, wo das Handy am Ladegerät hing. Also aufrappeln, durch die dunkle Hütte wanken und das Ding mehr oder weniger rabiat ausstellen. Dann wieder rein in die Federn. Aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Also wälzten wir uns bis 5.30 Uhr hin und her. Dann klingelte der nächste Wecker. Diesmal der vermeintlich richtige. Denn wir hatten ja das „Cheetah-Tracking“ für 6.30 Uhr gebucht. Dachten wir! Hatten wir aber falsch verstanden! Denn als wir gegen 6.20 Uhr an der Rezeption auftauchten, war alles dunkel. Wir warteten bis 6.45 Uhr, aber niemand kam. So dämmerte uns, dass wir die Anfangszeit völlig missverstanden hatten. Also fuhren wir kurz zum „Dornhoek Dam“, wo am Vortag ein Löwe gesichtet worden war. Dieser war nicht auffindbar. Also ging es flugs zurück zur Rezeption. Die war inzwischen glücklicherweise besetzt, sodass wir alle Formalitäten erledigten und startklar waren. Das war leider auch ein anderes Paar, das mit uns auf die Tour ging. Wir müssen konstatieren, dass es sich dabei um die einzigen unsympathischen und unfreundlichen Menschen handelte, die wir während der gesamten Reise getroffen haben. Es fing damit an, dass sie zur Rezeption kamen und fragten: „Sind die anderen gekommen?“ Zustimmung seitens der Mitarbeiterin. „Mist! Das ist ärgerlich. Wir hatten gehofft, dass sie absagen.“ Alles in ordentlicher Lautstärke, während wir direkt vor der Tür warteten. Als sie herauskamen und wir dennoch freundlich grüßten, kam keine Antwort. Okay, wenn es so losgeht, dann haben sie halt Pech gehabt und werden ab sofort auch von uns konsequent ignoriert. Schade ist es trotzdem, dass sich erwachsene Menschen so benehmen… Apropos benehmen: Besonders die Dame stellte permanent dämlichste Fragen und plapperte ohne Ende, sodass eigentlich eher WIR die Leidtragenden waren. Nun ja, was soll man machen?

Dafür war Guide Richard umso sympathischer und angenehmer – und wir hatten großes Sichtungsglück! Wir hatten gar nicht damit gerechnet, dies hier zu erleben, denn weder in Kenia noch in Südafrika hatten wir bisher ein Nashorn gesehen. Aber an diesem Morgen war ein Black Rhino gleich das erste Tier, das wir zu Gesicht bekamen! Und während wir noch dort standen, kreuzte eine Büffelherde unseren Weg. Wahnsinn! So kann es gern weitergehen…


Am 4×4-Loop „Sonnenrust“-Trail schlug dann das Empfangsgerät an. Ein Gepard war demnach in der Nähe! Stück für Stück arbeiteten wir uns heran – und dann hieß es: Aussteigen und zu Fuß weitergehen. Weit mussten wir indes nicht laufen. Nach vielleicht 20 m sahen wir bereits einen Geparden unter einem Baum dösen. In Anbetracht der nahen Büffelherde und der Existenz von Löwen blickte sich Richard immer wieder um, damit potenzielle Gefahren ausgeschlossen werden können. Der Gepard machte ihn weniger nervös. Dieser sei – wenn überhaupt – lediglich für Kinder eine Gefahr. Solange man stehen bliebe, werde man nicht als Beute angesehen. Er riet uns allerdings davon ab, uns für bessere Fotos flach ins Gras zu legen. Versteht sich ja eigentlich von selbst! Das mitgereiste Paar feuerte eine geistreiche Frage nach der anderen ab: „Wenn der auf uns zukommt, schießen Sie dann in die Luft oder direkt auf den Gepard?“ Schockierter Blick des Guides. „Pardon?“ Die Frage wird wiederholt, woraufhin sich der Arme tatsächlich genötigt sieht, klarzustellen, dass er als Ranger keine Tiere erschießt. „Isst der Gepard auch Büffel?“ Klar, wenn nicht Löwen und Rhinos… Belassen wir es dabei und gehen nicht weiter auf die Beiden ein und genießen einfach das spektakuläre Erlebnis, mit einem frei lebenden Geparden im Busch stehen zu dürfen… Wir empfinden einfach nur Dankbarkeit, das erleben zu dürfen!

Doch es sollte noch besser werden! Kaum sind wir beim Auto angekommen, erwacht das Funkgerät zum Leben. Ein anderer Ranger hat einen Geparden beim Jagen beobachtet. Also geht es auf inoffiziellen Wegen mit spektakulären Aussichten über den 1.513 m hohen Berg „Salpeterkop“ in einen Teil des Parks, der den Tieren und Rangern vorbehalten ist. Und tatsächlich: Nach kurzer Suche entdecken wir einige Meter neben der Straße eine Gepardin, die gerade einen Spingbock verspeist.

Zwischendurch schaute sie sich immer wieder suchend um und rief mit erstaunlich hohen Piepslauten ihre Kinder. Doch sie erhielt keine Antwort. Nach einiger Zeit zog sie alleine von dannen, blickte sich immer wieder um und verschwand schließlich nach Durchquerung einer weiten Ebene am Horizont. Richard erklärte uns, ihre Kinder hätten das Alter erreicht, in dem die Tiere langsam getrennte Wege gehen. Wir hätten vermutlich den Moment der Ablösung beobachtet. Er suchte noch eine Weile nach den Jungtieren, gab dann aber auf.



Auf dem Rückweg über den „Salpeterkop“ durften wir uns noch an zwei weiteren besonderen Sichtungen freuen: Erst entdeckte Richard einen Bat-eared Fox, dann sahen wir, dass im Hintergrund eine Erdmännchenfamilie umherwirbelte. Also blieben wir einen Moment lang stehen, ehe es zurück zum Restcamp ging, wo wir gegen 11 Uhr eintrafen. Diese dreieinhalb Stunden hatten sich definitiv mehr als gelohnt!


Bis zum Nachmittag verbrachten wir die Zeit damit, unseren tierischen Besuchern auf der Terrasse zuzuschauen. Nebenbei grillten wir, steckten die Nase in Bücher und erholten uns für den nächsten Game Drive.

Diesmal ging es ohne Guide auf Tour, was eigentlich auch unsere bevorzugte Art der Safari ist. Man bestimmt das Tempo selbst, verweilt bei Sichtungen solange man möchte und plant eigene Routen. Leider setzte allerdings an diesem Nachmittag just um 16 Uhr zur Abfahrt Nieselregen ein. Zudem wurde es recht diesig, sodass wir die höher gelegenen Gebiete mieden und uns weitgehend auf der Ubejane Loop aufhielten. Bei diesen Witterungsbedingungen wunderte es uns kaum, dass wir bis auf ein paar wenige Springböcke, Gnus und Red-Hartebeests sowie den ein oder anderen Blesbok nicht viel zu Gesicht bekamen. Da waren die lustig umherturnenden Grünmeerkatzen sowie zwei Habichte noch die spannendsten Sichtungen. Daher kehrten wir auch bereits eine halbe Stunde vor Toresschluss gegen 18.30 Uhr ins Camp zurück. Nach den morgendlichen Startschwierigkeiten waren wir ohnehin bettreif.



Erstaunlich gut erholt, ging es am folgenden Morgen um 6 Uhr erneut auf Tour. Wir waren voller Tatendrang und klapperten bis 11 Uhr fast alle Loops ab. Dabei erlebten wir das tierische Highlight des Tages bereits ganz zu Beginn. Wir wir ja bereits am Vortag erfahren hatten, trieb sich ein männlicher Löwe bevorzugt beim „Dornhoek Dam“ herum. Dieser liegt nur knappe fünf Fahrminuten außerhalb des Restcamps – quasi eine Kurve hinter der Picknick-Area samt dem zweiten Pool des Mountain Zebra National Parks. Es gibt zwei Haltepunkte an dem kleinen See: Einer liegt direkt an der vorbeiführenden Straße, der andere ist über einen steilen Pfad erreichbar. Wir entschieden uns für Variante zwei. Unten angekommen hielten wir Ausschau nach Bewegungen rund um das Gewässer, sahen aber nichts. Gerade wollten wir weiterfahren, als wir durchdringendes, tiefes Gebrüll in unmittelbarer Nähe vernahmen. Sofort wussten wir: Das kann nur ein Löwe sein! Fasziniert blickten wir uns um, entdeckten den Verursacher der morgendlichen Ruhestörung aber nicht. Also fuhren wir im Schritttempo zum zweiten Haltepunkt – und tatsächlich: Da lag er hinter einem Dornengestrüpp und schrie sich die Seele aus dem Leib. Leider hatte sich inzwischen ein anderes Auto den besten Platz gesichert, was dem Erlebnis aber kaum einen Abbruch tat. Wir blieben noch für einige Minuten, machten uns dann aber auf den Weg zum landschaftlich sehr reizvollen Kranskop Loop. Dort sahen wir zwar weder letztes Jahr noch diesmal viele Tiere, aber die Blicke ins Tal sind spektakulär und die Fahrt macht einfach Spaß!



Danach drehten wir eine Runde um den Rooiplaat Loop. Dabei handelt es sich um ein Bergplateau mit weiten Ebenen, auf denen besonders viele Herdentiere zu beobachten sind. Unser Höhepunkt war eine Elenantilope, die unseren Weg kreuzte und sich kaum aus der Ruhe bringen ließ. Wer noch keine solche gesehen hat, wird beim ersten Mal erstaunt sein, wie riesig diese Tiere werden können!




Kurz darauf machten wir Bekanntschaft mit einem Gnu, das uns irgendwie nicht so recht leiden konnte. Es verfolgte uns gewiss eine Viertelstunde lang. Immer wenn wir irgendwo anhielten, um Tiere zu besuchen, tauchte es zu unserer Linken auf, starrte uns an und machte drohende Geräusche. Fuhren wir weiter, begleitete es uns und wiederholte sein Verhalten, sobald wir wieder anhielten. Kuriose Sache…


Anschließend zog es uns über die Link Road auf den Ubejane Loop, der eher buschig und bewachsen ist. Bei unserem letzten Besuch im März 2020 war das Wasserloch am Ausgang des Trails nach ausgiebigen Regenfällen überschwemmt, sodass wir nicht durchkamen. Diesmal war der einstige See nur noch anhand der Bodenbeschaffenheit und Beschilderung zu erahnen. Dementsprechend stießen wir hier auf keine Tiere. Wobei „keine Tiere“ nicht ganz richtig ist. Denn wir hatten eine ganze Weile Spaß dabei, die kleinen, quirligen Kap-Borstenhörnchen beim Buddeln, Futtern und Toben zu beobachten.


Zuletzt statteten wir dem Löwen am „Dornhoek Dam“ einen weiteren Besuch ab. Er war tatsächlich nur rund 100 m weit gekommen und hatte sich direkt unterhalb des zuerst beschriebenen Haltepunkts einen Platz zum Dösen gesucht. Ganz kurz ließ er sich dazu herab, seinen Kopf für ein Foto zu heben, ehe er sich wieder seitlich umfallen ließ und weiterknackte. Was ein Chiller! Genau das hatten wir nun auch im Sinne. Deshalb ging es über die Main Road zurück ins Restcamp.


Durch diese ausgiebige Rundtour erhielten wir abermals einen tollen Überblick über die verschiedenen Vegetationszonen des Parks, der vielleicht nicht die größte Tierdichte hat, aber landschaftlich und vom Fotolicht her aus unserer Sicht Bestnoten verdient hat. Außerdem muss man nicht jede Sichtung mit zig Fahrzeugen teilen. Im Gegenteil: Mitunter sieht man für längere Zeit kein anderes Auto, was sehr angenehm ist.

Am Nachmittag brachen wir gegen 16 Uhr wieder auf – und trafen den dösenden Löwen exakt an der gleichen Stelle an, wo wir ihn am Vormittag gesehen hatten. Eine Schildkröte versuchte ihn aufzuwecken, indem sie einen 50-m-Marsch auf sich nahm und direkt auf die Raubkatze zuhielt. Aber selbst das weckte ihn nicht auf!

Also ließen wir den Löwen Löwen sein und schraubten uns erneut über die Berge hinauf zum Rooiplaat Loop. In aller Seelenruhe genossen wir die Landschaft und den tollen Blick auf das Restcamp, der sich uns auf dem Weg bot.

Dann tauschten wir das erste und einzige Mal in Südafrika die Plätze und Sara übernahm die Fahrt über das Plateau. Das Licht war an diesem Abend fabelhaft und wir durften u.a. Red Hartebeests mit offenbar soeben geborenem Nachwuchs beobachten. Das Kleine war noch ganz wackelig auf den Beinen und kippte immer wieder um, während sich Mutti durch exzessives Fressen nach den Mühen der Geburt stärkte.

Auch einem verspielten Baby-Zebra schauten wir begeistert beim Toben, Rennen und Hakenschlagen zu. Extrem lustig anzuschauen sind auch die Choreographien der Springböcke, die im Licht der untergehenden Sonne Formation bezogen und sich in einer Reihe mit waghalsigen Sprüngen gegenseitig überboten. Und zum Abschluss des gelungenen Tages überquerte direkt vor unserem Auto ein Schabrackenschakal die Straße. Ausklingen ließen wir den Tag im Park-Restaurant, dessen Qualität wir auch diesmal wieder sehr gut fanden.



Mehr hätten wir uns in Summe definitiv nicht vom Besuch im Mountain Zebra National Park wünschen können! Hierher werden wir sicher auch noch ein drittes Mal zurückkehren… Den Game Drive am folgenden Morgen schenkten wir uns, obwohl wir ganz ohne Wecker bereits um 6 Uhr wach waren. Stattdessen checkten wir flugs aus, um noch vor der Mittagszeit am Valley of Desolation in Graaff-Reinet anzukommen. Hier waren wir zwar letztes Jahr bereits gewesen, hatten aber damals vor lauter Nebel und Regenwolken nicht viel von den spektakulären Ausblicken gehabt, die dieser Ort normalerweise bietet.